Wo bist du, mein Sonnenlicht?

Wo bist du, mein Sonnenlicht?
Grup Tekkan
Gründung 2005
Genre Pop (deutsch)
Website http://www.grup-tekkan.com/
Aktuelle Besetzung
Gesang İsmail
Gesang Selçuk
Gesang Fatih

Grup Tekkan ist eine deutsche Band aus Germersheim. Sie besteht aus den türkischstämmigen Jugendlichen İsmail, Selcuk und Fatih Hira. Sie wurde im März 2006 schlagartig im Internet durch ihren selbstgedrehten Videoclip Wo bist du, mein Sonnenlicht? bekannt. Erfolgreich wurden sie durch ihre amateurhafte Art zu singen, welche sie zur Zielscheibe verschiedener Comedy-Sendungen (wie beispielsweise TV total) und Nachrichtensender machte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Band wurde im Spätsommer 2005 gegründet. Ihren ersten Song Wo bist du, mein Sonnenlicht? nahmen die drei in ihrem Jugendclub auf, als dort die Sons Of Gastarbeita (S.O.G.) aus Witten im Rahmen ihres Rapschool-Projektes anwesend waren.

Die Urheberschaft des Liedes liegt nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins SPIEGEL ONLINE nicht oder nur teilweise bei den drei Jugendlichen. Die S.O.G. hätten bei ihren Jugendprojekten immer eine Reihe vorproduzierter Instrumentalstücke dabei, aus denen dann die Teilnehmer ihre Lieder erstellen könnten. Grup Tekkan – der Name bedeutet sinngemäß so viel wie „Gruppe einzigen Blutes“ im Türkischen – hätte aber ein selbst mitgebrachtes Stück verwenden wollen, was im Rahmen des Projektes akzeptiert worden war, da niemand an eine Veröffentlichung dachte. Sie überarbeiteten das Stück und nahmen es als Grundlage für den Song. Wie sich später herausstellte, ist der aus Winnipeg in Kanada stammende Michael Manu der eigentliche Urheber des ursprünglich mit Tell me wut u want betitelten Instrumentalstücks.

Auch der Text ist wahrscheinlich nicht vollständig der Feder der drei Jungs von Grup Tekkan entsprungen. So findet sich der „mit Sternenstaub glasiert“-Part wörtlich im Stück Nur für dich, das die S.O.G. für das Musical „Unter Strom“ in Witten komponierten. Außerdem wurde vermutet, dass die Samples aus dem Programm Magix Music Maker stammen, was sich aber als falsch herausstellte. Die Beats von Michael Manu wurden mit Sony Acid 5 programmiert, die S.O.G. benutzten den Software-Synthie und -Arranger Reason von Propellerhead.

Bis auf den Gesang und einige Textbausteine haben die Mitglieder der Grup Tekkan also offenbar nichts zum Song beigesteuert. Dies steht im Gegensatz zur Eigendarstellung der Band, die angab, sie habe die Songs (mit der Einschränkung: unter Mithilfe) in einem Kernkraftwerk komponiert. İsmail hatte behauptet, er könne zehn Titel innerhalb von zwei Tagen schreiben. Bisher (Stand: März 2009) hat die Gruppe jedoch, entgegen entsprechender Ankündigungen auf der Band-Website, keine weitere Single veröffentlicht.

Medieneffekt

Nachdem Anfang März 2006 mehrere Blogger über das Video berichteten (Anfangs hauptsächlich Spreeblick) und andere es per E-Mail versandten, wurde die Band ausschließlich durch diese unfreiwillige Form des viralen Marketings innerhalb von weniger als zwei Wochen bundesweit bekannt. Das Management der Gruppe stellt das Musiklabel Fortitudo Music & Services aus Bremerhaven, dessen Inhaber Charly "Forti" Romanowski bereits durch die Geschäftsführung des Internetradiosenders RauteMusik bekannt wurde. Die Online-Version der Boulevardzeitschrift Bunte und der Radiosender Eins Live berichteten daraufhin ausgiebig über die Band und verstärkten dadurch ihren Bekanntheitsgrad. Am 16. März 2006 hatten sie ihren ersten Fernsehauftritt bei TV total, bei dem sie auch ihr Lied erstmals live vortrugen.

Durch den Medienrummel wurden inzwischen auch mehrere Plattenfirmen auf die Band aufmerksam. Romanowski trat als Wortführer bei den Verhandlungen mit Universal Music, einem Warner-Vertreter und Superstar Recordings auf, um für einen am Ende nahezu wohlwollenden Plattenvertrag zu sorgen. Mit Erfolg: So erschien am 24. März 2006 die erste Maxi-CD (Wo bist du, mein Sonnenlicht? mit der Internet-, der Studio-, der TV Total live- und der Karaoke-Version des Liedes) von Grup Tekkan, herausgebracht von Popstar Recordings, einem Sub-Label von Superstar Recordings. Laut Angabe des Labels waren am 23. März bereits 45.000 Exemplare vorbestellt. Die Rechte hierzu mussten wegen der Beteiligung von Michael Manu und S.O.G. mit diesen abgeklärt werden, was aber im Falle Manu erst wenige Tage vor Veröffentlichung geschah. Die Rechte mit den S.O.G. waren aber scheinbar selbst bis nach dem Release nicht geklärt. Die S.O.G. waren vom Erfolg überrascht und fühlten sich übergangen. Auch hier konnte Romanowski auf persönlicher Ebene kurzfristig für eine Klärung sorgen: Da niemand (außer den Anwälten) eine Rechteschlacht riskieren wollte, hat man sich zusammengesetzt und nach mehreren Treffen in einer Telefonkonferenz mit 9 Beteiligten eine einvernehmliche Lösung gefunden. Der rechtliche Status der von der Firma Jamba vor dem Maxi-Release vertriebenen Klingeltöne war zumindest bis dahin fraglich. Nach eigenen Angaben haben die drei Sänger ihre Ausbildungen abgebrochen beziehungsweise Berufe gekündigt, um ihre ganze Zeit der Musik zu widmen.

Die Entwicklung erinnert an die Erfolge der Arctic Monkeys oder von Schnappi, das kleine Krokodil, deren Songs auch zuvor im Internet kursierten. Kritiker der Musikindustrie werten dies als weiteren Beleg dafür, dass frei verfügbare Musiktitel nicht zwangsläufig zu Umsatzeinbußen führen sondern auch einen positiven Werbeffekt haben können. Die rasante und unkontrollierbare Geschwindigkeit, mit der Grup Tekkan und ihr Amateurvideo schlagartig bekannt wurden, ist außerdem vorbildliches Beispiel dafür, wie sich die Wahrnehmungen von Öffentlichkeit und Ruhm durch die neuen dezentralisierten Möglichkeiten des Internet nachhaltig und grundlegend geändert haben. Damit gehören Grup Tekkan zu einem Phänomen vom Medienrummel, welches oft mit dem Spruch des Popkünstlers Andy Warhol als Prophezeiung erklärt wird, nämlich dass „in der Zukunft jeder einmal für 15 Minuten berühmt sein wird“.

Als Nebeneffekt des Hypes um den Titel wurde auch der 15-jährige Cris Moz alias Christian Bock aus Schwetzingen bekannt. Dieser hatte schon im Januar 2006 seinen Titel Wie Yin und Yang im Internet angeboten, der wie „Sonnenlicht“ auf Michael Manus Instrumentalstück basiert.

Grup Tekkan wurden am 27. Dezember 2006 in der Pro7-Sendung „Die 100 nervigsten Deutschen 2006“ vom Publikum auf Platz 5 gewählt.

„Wo bist du, mein Sonnenlicht?“

Der schnelle Erfolg der Band rührt mit hoher Wahrscheinlichkeit von der eher zweifelhaften Qualität dieses Liedes her, das gerade deswegen und in seiner simplen Struktur penetranten Ohrwurmcharakter hat. Daher kann man von Camp-artigen Reaktionen auf die Band sprechen. So treffen die Sänger kaum einen richtigen Ton und die Sprechgesangseinlagen sind eher arhythmisch, verstärkt durch den eierigen Synthesizerklang im Hintergrund. Markant ist auch ihre Aussprache, zum Beispiel „isch“ und „disch“ statt „ich“ und „dich“, oder „Isch vermisse deinem Aten“, die in den Blog-Kommentaren oft höhnisch vermerkt wird. Klischeehafte Textpassagen wie „Dein Respekt ist meine Ehre“ bedienen weiterhin weitverbreitete Vorurteile gegenüber Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus sozial benachteiligten Familien. Silvester 2006 sangen Stefan Raab, Michael "Bully" Herbig und Christoph Maria Herbst als Grup Stefan eine parodistische Coverversion dieses Songs.

Weblinks


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