Wowereit

Wowereit
Klaus Wowereit, 2006

Klaus Wowereit (* 1. Oktober 1953 in Berlin) ist ein deutscher Politiker (SPD) und seit 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Familie, Ausbildung und Beruf

Klaus Wowereit wuchs als Jüngster mit zwei Brüdern und zwei Schwestern ohne Vater auf. Neben seinen Studentenjobs unterstützte ihn einer seiner Brüder finanziell, und Wowereit pflegte wiederum später jahrelang seinen nach einem Unfall querschnittsgelähmten Bruder und seine krebskranke Mutter.[1]

Nach dem Abitur 1973 an der Ulrich-von-Hutten-Oberschule in Berlin-Lichtenrade begann Wowereit ein Studium der Rechtswissenschaft an der Freien Universität Berlin, das er 1979 mit dem ersten juristischen Staatsexamen abschloss. Er wurde Rechtsreferendar und machte 1981 sein zweites juristisches Staatsexamen. Danach war Wowereit Regierungsrat zur Anstellung beim Senator für Inneres in Berlin.

Wowereit ist seit 1993 mit dem Neurochirurgen Jörn Kubicki (* 1965) liiert, mit dem er seit 2005 in einer gemeinsamen Wohnung wohnt.[1][2]

Öffentliche Ämter und Mandate

Klaus Wowereit (2. von rechts) 1991 während seiner Zeit als Bezirksstadtrat

1979 wurde Wowereit Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung in Berlin-Tempelhof und blieb es, bis er 1984 mit 31 Jahren zum Bezirksstadtrat für Volksbildung und Kultur Tempelhof und damit zu Berlins jüngstem Stadtrat gewählt wurde.

Das Amt legte er 1995 nach seiner Wahl ins Abgeordnetenhaus von Berlin nieder. Dort wurde er sogleich zum stellvertretenden Vorsitzenden und 1999 zum Vorsitzenden der SPD-Fraktion gewählt.

Nachdem die SPD die Große Koalition in der Folge des Berliner Bankenskandals aufgekündigt hatte, wurde Wowereit am 16. Juni 2001 mit den Stimmen der SPD, der PDS und der Grünen als Nachfolger von Eberhard Diepgen zum Regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Er bildete bis zu den vorgezogenen Neuwahlen einen Senat aus SPD und Grünen, der von der PDS toleriert wurde. Bei den vorgezogenen Neuwahlen am 21. Oktober 2001 wurde die Berliner SPD mit 29,7 Prozent der Stimmen und einem Stimmenzuwachs von 7,3 Prozentpunkten erstmals seit 30 Jahren stärkste Kraft. Demgegenüber sackte die CDU unter Spitzenkandidat Frank Steffel um 17,0 Prozentpunkte auf 23,8 Prozent der Stimmen ab. Seit Januar 2002 leitet Wowereit als Regierender Bürgermeister einen von den Koalitionsparteien SPD und PDS getragenen Senat.

Am 20. Mai 2006 wurde Wowereit von den 200 Delegierten des SPD-Landesparteitags bei lediglich zwei Enthaltungen erneut zum Spitzenkandidaten für die Abgeordnetenhauswahl am 17. September 2006 gewählt. Die SPD entschied diese Wahl mit 30,8 % der Stimmen für sich. Die CDU unter Friedbert Pflüger erreichte erneut lediglich 21,3 Prozent der Stimmen. Am 23. November 2006 wurde Wowereit vom Berliner Abgeordnetenhaus – erst im zweiten Wahlgang – mit einer Stimme Mehrheit erneut zum Regierenden Bürgermeister gewählt. Seither hat er auch das Amt des Kultursenators von dem aus dem Amt geschiedenen Thomas Flierl übernommen.

Wowereit war Mitglied des SFB-Rundfunkrats.

Partei

Wowereit trat als Oberschüler der SPD bei. Während seines Studiums engagierte er sich im Berliner Juso-Landesverband.

Klaus Wowereit ist als Regierender Bürgermeister Mitglied im Berliner SPD-Landesvorstand. Eine Übernahme des SPD-Landesvorsitzes nach dem Rücktritt Peter Strieders 2004 lehnte er zugunsten von Michael Müller ab.

Politik

Nach Meinungsumfragen ist das persönliche Ansehen Wowereits in Berlin sehr hoch.[3] Auf einer Notenskala von plus fünf (sehr gut) bis minus fünf (sehr schlecht) kam Wowereit nach einer von der Berliner Zeitung beauftragten Meinungsumfrage im Juni 2006 auf die Note plus 1,4.[4]

Aufgrund der kritischen finanziellen Lage Berlins zum Zeitpunkt ihrer Amtsübernahme setzten Wowereit und sein Finanzsenator Thilo Sarrazin von Anfang an auf eine rigide Sparpolitik, die auch vor sozialen Einschnitten nicht halt machte. Der größte Einsparposten wurde aus dem Personal-, hier vor allem dem Beamtenbereich gewonnen. Die Stadt Berlin ist als Arbeitgeber aus dem öffentlichen Arbeitgeberverband ausgetreten; die Arbeitszeit der Beamten wurde erhöht.

Im August 2006 kündigte Wowereit an, sich künftig stärker in die Bundespolitik einzumischen.[5]

Bundesratspräsidentschaft

Vom 1. November 2001 bis zum 31. Oktober 2002 war Wowereit Bundesratspräsident.

In seine Amtszeit fiel die umstrittene Entscheidung zum Zuwanderungsgesetz. Eine rechtlich unklare Situation löste er mit einem Vorgehen, mit dem nicht alle Bundesratsmitglieder einverstanden waren.[6] Das Bundesverfassungsgericht stellte einen Verfahrensfehler Wowereits fest und erklärte deswegen das Gesetz durch Urteil vom 18. Dezember 2002 für nichtig.

Wahrnehmung in der Öffentlichkeit

Klaus Wowereit auf dem Berliner Christopher Street Day 2001

Große Bekanntheit erlangte Klaus Wowereit im Jahre 2001, als er bei seiner Nominierung als Kandidat für das Misstrauensvotum gegen Eberhard Diepgen und für angestrebte Neuwahlen seine dem Umfeld bereits bekannte Homosexualität auf dem Sonderparteitag am 10. Juni 2001 auch öffentlich machte. Er nahm damit einer sich abzeichnenden Thematisierung in einigen Medien samt den unkalkulierbaren Auswirkungen im bevorstehenden Wahlkampf den Wind aus den Segeln. Sein Bekenntnis „Ich bin schwul – und das ist auch gut so!“ wurde zum geflügelten Wort.[7]

Wowereit – Koseform „Wowi“ – wurde der deutschen Öffentlichkeit auch deshalb bekannt, weil er, vor allem zu Beginn seiner Amtszeit, für einen Politiker außergewöhnlich oft in der Öffentlichkeit, bei Veranstaltungen wie Eröffnungen oder Bällen und im Fernsehen auftrat, zum Beispiel bei Wetten dass..?. Bei einem Gastauftritt in der Fernsehserie Berlin, Berlin im Jahr 2004 spielte er sich selbst. Auch im Film Alles auf Zucker! hatte er einen kurzen Auftritt als Regierender Bürgermeister.

Im Abgeordnetenhaus-Wahlkampf 2006 wurde Wowereit von vielen Prominenten unterstützt.[8] Im September 2007 erschien das von Wowereit gemeinsam mit Hajo Schumacher verfasste Buch … und das ist auch gut so.[9]

Seine später geäußerte Überzeugung, sogar die Bundesrepublik wäre inzwischen reif für einen homosexuellen Kanzler, wurde im September 2007 durch eine Emnid-Umfrage bestätigt, wonach sich 79 Prozent der Bundesbürger einen solchen Kanzler vorstellen können.[10]

Im August 2008 wurde Klaus Wowereit für die Bezeichnung der Hauptstadt-Werbekampagne be Berlin als Sprachpanscher des Jahres 2008 „ausgezeichnet“.

Auszeichnungen (Auszug)

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b [1] „Kann ein Schwuler Kanzler werden?“ „Ich glaube, das wäre möglich“. Stern 39/2007, S. 30-38.
  2. Der Tagesspiegel: Ein Bürgermeister zum Kuscheln. Ausgabe vom 19. September 2007.
  3. Karsten Hintzmann: Wowereit deutlich vor Pflüger, Berliner Morgenpost, 6. März 2006
  4. CDU-Spitzenkandidat Pflüger immer unbeliebter, 23. Juni 2006
  5. Uwe Rada: Klaus Wowereit hat die Wahl, die tageszeitung, 26. August 2006
  6. Glasnost.de: Wortlaut der Debatte über das Zuwanderungsgesetz
  7. Siehe u.a. die tageszeitung / taz, 12. Juni 2001, S. 3, online
  8. Sabine Höher: Wowereit hat bei den Promis die Nase vorn, Welt am Sonntag, 20. August 2006
  9. Biographie-Hype - Rosa Zeiten für Klaus Wowereit, Spiegel-Online, 20. September 2007
  10. Zitiert nach Berliner Zeitung, Nr. 223, 24. Sept. 2007, S. 19

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