- Wrangelturm
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Der Wrangelturm ist eine Fortifikationsanlage in Königsberg an der Ostseite des Obersees und wurde nach Friedrich von Wrangel benannt. Er ist der Pendant zum Dohna-Turm auf der Westseite des Obersees. Er wurde 1853 erbaut. Wrangel- und Dohna-Turm bildeten zusammen mit dem Oberteich den nördlichen Eckpfeiler der Verteidigungsanlage. Das Konzept entwickelte der preußische Festungsbaumeister General Ernst Ludwig von Aster. Von den Türmen aus konnte man weite Bereiche des Vorfeldes und des Sees beschießen und die Kanonen möglicher Angreifer in respektvoller Entfernung halten. Beide Türme zählen 34 Meter im Durchmesser und 12 Meter in der Höhe. Die Artillerie der Türme war in 42 Kasematten untergebracht, die auf zwei ringförmigen Stockwerken untergebracht waren. Der Oberteil des zweiten Stockwerks wies eine offene, durch eine zackenförmige Brustwehr geschützte Gefechtsfläche auf. Die Kasemattenebenen und die obere Gefechtsfläche waren miteinander durch die in den inneren Halbtürmen angeordneten Wendeltreppen verbunden. Als der Wrangelturm seine militärische Bedeutung verlor, wurde 1913, als sich die Befreiung Preußens von der napoleonischen Herrschaft zum 100. Mal jährte, eine Kunsthalle unter der Leitung des Königsberger Architekten und Hochschullehrers Friedrich Lahrs angebaut. Dieser Anbau wurde mit der Zeit zu einer Art Museum für darstellende Kunst. An der Ziegelsteinmauer einer am Wrangelturm liegenden wassertechnischen Anlage konnte man seinerzeit den so genannten „deutschen Michel“ sehen. Die Figur stellte einen kräftigen Bauern dar, dessen rechte Hand zum Getreidesäen ausholte und die linke einen Dreschflegel an der Schulter festhielt. Dieses Symbol des deutschen Bauerntums wurde vom Bildhauer Friedrich Reusch erschaffen. Die kräftige Bauerngestalt mit einem Dreschflegel über der Schulter und 2,20 Meter hoch entsprach, als sie endlich fertiggestellt war, nicht mehr dem Geschmack der Zeit, so dass Reusch sie der Stadt 1904 schenkte. Zunächst wurde der Deutsche Michel im Garten des Prussiamuseums aufgestellt; erst 1924 fand er eine wirkungsvolle Heimstatt in den Anlagen am Wrangelturm, wo er von vielen Königsbergern gesehen wurde, die ihn alsbald in ihr Herz schlossen. Die Statue ging im 2. Weltkrieg verloren, allein der Sockel ist noch vorhanden.
Nach langen Jahren der Vernachlässigung will man den Wrangelturm nun zur kulturellen Begegnungsstätte umbauen.
Literatur
- Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Stadt und Umgebung. Sonderausgabe. Flechsig, Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
- Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Hobbing & Büchle, Stuttgart 1899 (Deutsches Land und Leben in Einzelschilderungen. 2, Städtegeschichten), (Nachdruck: Melchior-Verlag, Wolfenbüttel 2006, ISBN 3-939102-70-9 (Historische Bibliothek)).
- Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände. 2./3. ergänzte Auflage. Böhlau, Köln u. a. 1996, ISBN 3-412-08896-X.
- Baldur Köster: Königsberg. Architektur aus deutscher Zeit. Husum Druck, Husum 2000, ISBN 3-88042-923-5.
- Jürgen Manthey: Königsberg. Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser, München u. a. 2005, ISBN 3-446-20619-1.
- Gunnar Strunz: Königsberg entdecken. Unterwegs zwischen Memel und Haff. Trescher, Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-x (Trescher-Reihe Reisen).
54.72263333333320.514522222222Koordinaten: 54° 43′ N, 20° 31′ OKategorien:- Bauwerk (Königsberg (Preußen))
- Bauwerk in Kaliningrad
- Turm in Russland
- Erbaut in den 1850er Jahren
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