Wundersylphe

Wundersylphe
Wundersylphe
Wundersylphe (Illustration von John Gould)

Wundersylphe (Illustration von John Gould)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Seglervögel (Apodiformes)
Familie: Kolibris (Trochilidae)
Gattung: Loddigesia
Art: Wundersylphe
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Loddigesia
Bonaparte, 1850
Wissenschaftlicher Name der Art
Loddigesia mirabilis
Bourcier, 1847

Die Wundersylphe (Loddigesia mirabilis), auch als Violettscheitel-Flaggensylphe bezeichnet, ist eine Kolibriart aus der monotypischen Gattung Loddigesia. Sie ist endemisch in den Bergwäldern des nördlichen Perus.

Die Männchen besitzen insgesamt nur vier Schwanzfedern, was unter Kolibris einzigartig ist. Die Flaggen an den seitlichen Steuerfedern spielen bei der Balz der Wundersylphe eine wichtige Rolle. Balzende Männchen fliegen auf und nieder, während ihre Schwanzfedern um den Körper wirbeln und tanzen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Wundersylphe erreicht bei den Männchen eine Länge von 15 bis 17 Zentimetern und bei den Weibchen von 9 bis 10 Zentimetern. Davon fallen beim Männchen 11 bis 13 Zentimeter und beim Weibchen 5 bis 7 Zentimeter auf den Schwanz. Das Gewicht beträgt ungefähr drei Gramm. Beim Männchen sind die Zügel, der Oberkopf und die Federhaube glitzernd violett. Die Oberseite ist glänzend metallischgrün. Der Hinternacken ist mehr schimmernd bronzefarben. Das mittlere Steuerfederpaar ist grünlich bronzefarben und an der Spitze dunkler. Charakteristisch sind die seitlichen Steuerfedern. Sie sind schwarz und verlaufen zur Spitze hin in längliche dunkel glänzend purpurblaue Flaggen. Die Kinn- und Kehlfedern sind bläulichgrün mit einem schimmernden goldfarbenen Rand. Die Unterseite ist bräunlichweiß mit einem dunkel bronzefarbenen Mittelstreif. Der Bauch und die Flanken sind metallischgrün. Die Unterschwanzdecken sind bronzegrün, wobei das verlängerte Paar eine feine weiße Spitze aufweist. Der schwarze Schnabel ist etwas gekrümmt. Beim Weibchen ist die Oberseite glänzend metallischgrün. Der Oberkopf ist matter und dunkler. Das mittlere Steuerfederpaar ist an der Wurzel metallischgrün und von der Mitte bis zur Spitze dunkel stahlblau. Das äußerste Steuerfederpaar ist dunkel graubraun, die verbreiterte Spitze ist stahlblau. Die Unterseite ist weiß bis hell rostbräunlich. Der Hals und die Flanken sind glänzend metallischgrün. Die Unterschwanzdecken sind bräunlichweiß. Beim Weibchen fehlen die Kehlzeichnung und die Flaggen an den Schwanzfedern. Die immaturen Vögel ähneln dem Weibchen. Das immature Männchen hat eine teilweise entwickelte Kehlzeichnung, eine schwarze Mittellinie am Bauch und schwarze Flaggen an den Schwanzfedern.

Vorkommen

Das Vorkommen der Wundersylphe ist auf die Osthänge des Utcubamba-Tals in der Cordillera del Colán in der Provinz Chachapoyas, auf die Umgebung von Jesús del Monte in der Provinz San Martín und auf die Ufer des Lago Pomacochas im Distrikt Florida in der Provinz Bongará beschränkt.

Lebensraum

Die Wundersylphe kommt an Waldrändern, in Sekundärwäldern und in von Rubus-Dickicht dominierten montanen Buschlandschaften in offenem Gelände, in abschüssigen Tälern und Schluchten in Höhenlagen zwischen 2.100 und 2.900 Meter vor.

Nahrung

Die Nahrung besteht aus dem Nektar von blühenden Rubus-Gewächsen, von Bomarea formosissima und Satureja sericea. Bei der Nahrungssuche werden bestimmte Futterpflanzen regelmäßig angeflogen. Die Wundersylphe setzt sich zum Nektartrinken, anstatt wie andere Kolibriarten im Schwirrflug vor der Blüte zu verbringen.

Fortpflanzung

Über das Brutverhalten der Wundersylphe ist nur wenig bekannt. Die Paarungszeit dauert von Oktober bis Mai.

Bei der Balz spielen die langen Schwanzfedern eine wesentliche Rolle. Balzen die Männchen von einem Ansitz aus, können sie ihre Schwanzfedern nach vorne kippen, so dass diese vor ihrer Brust tanzen. Auf dem Höhepunkt der Balz fliegen sie vom Ansitz auf und setzen sich rasch wieder hin. Dabei bewegen sie die Schwanzfedern so schnell, dass die Vögel an einen sich schnell drehenden Kreisel erinnern. Diese Wirkung wird noch verstärkt, weil die Männchen in Leks balzen und mehrere Männchen gleichzeitig ihre Flugfedern zur Schau stellen.[1]

Status

Die Wundersylphe wurde 1835 von Andrew Matthews, einem Vogelsammler, der für den Naturforscher George Loddiges arbeitete, entdeckt. Das Männchen, das von Matthews gesammelt wurde, bildete die Grundlage für H. C. Richters Lithografie in John Goulds A Monograph of the Trochilidae, or Family of Humming-birds (1849–87). Nach einer letzten Sichtung im Jahre 1880 durch den polnischen Ornithologen Jan Sztolcman wurde die Art 1962 vom brasilianischen Naturforscher Augusto Ruschi in einem Tal des Utcubamba wiederentdeckt. In den 1970er und 1980er-Jahren führte der Ornithologe Ted Parker Untersuchungen im Lebensraum der Wundersylphe durch. Er kam zu dem Ergebnis, dass mehr Weibchen als Männchen existieren und errechnete ein Geschlechterverhältnis von 5 zu 1. Im Jahre 2000 gelangen dem US-amerikanischen Ornithologen James Hecht die ersten Filmaufnahmen der Wundersylphe. Die Art hat ein sehr kleines Verbreitungsgebiet. Etwa 250 bis 1000 Exemplare leben in einem Areal von 110 km². Entwaldung ist an den Berghängen der Cordillera del Colán weit verbreitet. Seit 1978 wurden weite Waldbereiche im Lebensraum der Wundersylphe gerodet und der verbliebene Wald ist durch den Anbau von Hanf und Kaffee gefährdet. Gespräche mit den Einwohnern von Florida haben zudem offenbart, dass die getrockneten Herzen der Männchen als Aphrodisiakum verwendet werden. Die Jagd auf die Männchen, die mit Schleudern durchgeführt wird, könnte auch das schlechte Geschlechterverhältnis erklären.

Literatur

  • Dominic Couzens: Seltene Vögel – Überlebenskünstler, Evolutionsverlierer und Verschollene. Haupt Verlag, Bern 2011, ISBN 978-3-258-07629-4
  • Richard L. Garrigues: Is Marvellous Spatuletail Loddigesia mirabilis threatened by hunting?. Cotinga 14: S. 13. 2000. ISSN 1353-985X
  • James F. Clements und Noam Shany: A field guide to the birds of Peru. Lynx Edicions, Barcelona. 2001. ISBN 0-934797-18-8
  • J. Del Hoyo, A. Elliot, J. Sargatal (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World. Volume 5: Barn-Owls to Hummingbirds. Lynx Edicions, Barcelona. 1999. ISBN 84-87334-25-3

Weblinks

Einzelbelege

  1. Couzon, S. 138

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