Wurzelschößling

Wurzelschößling

Als Wurzelbrut werden Pflanzentriebe bezeichnet, die aus oberflächlich wachsenden Wurzeln der Mutterpflanzen erwachsen. Flach verlaufende Wurzeln, die aus dem Boden hervortreten, bilden dabei junge Pflanzentriebe aus, die zu neuen Pflanzen heranreifen.

Bei Pflanzen, die unter ungünstigen Umweltbedingungen, wie zu starker Beschattung, Schädlingsbefall oder mechanischen Beschädigungen, leben, kann diese Form der vegetativen Vermehrung zur Arterhaltung beitragen.

Zur schnellen Brennholzgewinnung, zur Absicherung von rutschgefährdeten Hängen (Muren), zur Abwendung von Lawinengefahr werden Bäume mit starker Wurzelbrutbildung bevorzugt. Auch für dichte undurchdringliche Hecken, sogenannten Knicks, wie sie früher zur Grenzbefestigung angelegt wurden, wurden Sträucher und Bäume mit dieser Eigenschaft ausgewählt.

Einige Baumarten mit starker Wurzelbrutbildung sind: Gewöhnliche Robinie, Speierling, Elsbeere und Wildbirne.

Die Wurzelbrutbildung bei der Gewöhnliche Robinie ist einer der Gründe, warum diese aus Nordamerika stammende Baumart auf einigen Standorten als invasiver Neophyt gilt: Sie kann sich durch Wurzelbrutbildung schnell ausbreiten, besonders auch nach Fällung.

Bei den seltenen und ökologisch wertvollen Baumarten Speierling, Elsbeere und Wildbirne trägt die Wurzelbrutbildung zur Arterhaltung bei, denn besonders Speierling und Elsbeere vermehren sich nur sehr ungenügend generativ (durch Samen). Allerdings kann die Wurzelbrut dieser stark lichtbedürftigen Baumarten oft nicht zu ausgewachsenen Bäumen heranwachsen, da es in den heutigen Hochwäldern meist zu schattig ist. In den früher verbreiteten Nieder- und Mittelwäldern war dies eher möglich. Außerdem werden alle drei Baumarten sehr stark vom Wild (besonders vom Rehwild) verbissen, so dass die vielerorts stark überhöhten Wildbestände ein Aufwachsen der Wurzelbrut verhindern.

Unterschied zwischen Wurzelbrut und Stockausschlag

Beim Stockausschlag treiben die Triebe aus den schlafenden Augen (den Knospen unter der Rinde) des Stockes (dem nach der Fällung verbliebene Baumstumpf) aus. Im Niederwald werden die Bäume alle 15 bis 30 Jahre „auf den Stock gesetzt“, d. h. abgesägt. Dadurch ist das Wurzelsystem der Bäume in den ersten Jahren nach dem Stockausschlag erheblich „zu groß“ für die noch kleinen Triebe. Außerdem altert die Wurzel, das heißt, nach z. B. fünfmaligem „Auf-den-Stock-setzen“ ist die Wurzel 75 bis 150 Jahre alt. Mit zunehmendem Alter sinkt die Vitalität des Wurzelsystems.

Bei der Wurzelbrut wachsen die Triebe aus den oberflächlich wachsenden, meist nur etwa fingerdicken Wurzeln einige Meter vom Stock entfernt. Wenn der Trieb zu einem Baum durchwächst, bildet er ein eigenes Wurzelsystem, das genauso vital wie das von Bäumen aus Kernwuchs ist.


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