- Yuri Tynianov
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Juri Nikolajewitsch (Nasonowitsch) Tynjanow (russisch Юрий Николаевич (Насонович) Тынянов, wiss. Transliteration Jurij Nikolaevič (Nasonovič) Tynjanov; * 6. Oktoberjul./ 18. Oktober 1894greg. Reschiza, Gouvernement Witebsk, heute Lettland; 20. Dezember 1943 Moskau) war ein russischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler (einer der Hauptvertreter des russischen Formalismus); er schrieb insbesondere historische Romane. Tynjanow war Sohn eines Arztes. Er studierte in Petersburg russische Philologie und lehrte russische Literatur.
Mit Wiktor Schklowski und Boris Eichenbaum gründete er die Gesellschaft zum Studium der poetischen Sprache, OPOJAS.
Eng verbunden mit der künstlerischen Avantgarde der 1910er und 1920er Jahre beschrieb Tynjanow in seinen historischen Romanen unter anderem den Schriftsteller Alexander Gribojedow, Zeitgenosse und Bekannter von Puschkin, der als bevollmächtigter Minister (Wesir Muchtar) 1828 nach Persien geschickt wird, um dort über die Zahlungen der Kriegskosten an Russland zu wachen. Von aufgebrachten Persern wird er deswegen umgebracht.
Die Sprache in Tynjanows Werken ist vor allem durch eine berauschende Metaphorik und Bildlichkeit geprägt, die Tynjanow insbesondere auch dazu einsetzt, um ironischen Humor zu entwickeln und die eigentlich tragischen Lebensläufe mit feinem Witz darzustellen. Die folgende Leseprobe stammt aus der Ausgabe: Juri Tynjanow: Der Tod des Wesir Muchtar. 2. Aufl. Berlin: Verlag Volk und Welt. 1976. S. 148f.)
- Nesselrode winkte mit dem Händchen.
- "Sie wissen, bester Alexander Sergejewitsch, daß unser Graf von Eriwan mit einer Million belohnt wurde."
- Die sagte überflüssigerweise Rodofinikin.
- Sie stimmten nicht überein, die beiden Chefs, weder im Blick noch im Wort. Sie erwarteten keine Antwort, sondern sprachen in die Luft, als ob sie auf etwas oder auf jemanden warteten.
- "Der Monarch hat mit mir über Sie gesprochen." Nesselrodes Augen kamen zum Stillstand. Er rieb sich die frierenden Händchen und sah Rodofinikin an.
- "Wir haben endlich eine Aufgabe gefunden, die Ihrer würdig ist."
- Gribojedows Mund wurde zum Gänseschnabel. Vorgeneigt saß er da, die Beine unter den Sessel gezogen, und seine Augen blickten starr.
- "Eine wichtige, einmalige Aufgabe", Nesselrode seufzte, "als diplomatischer Bevollmächtigter für unsere Angelegenheiten in Persien."
- Er hob bedeutsam den Finger.
Juri Nikolajewitsch Tynjanow übersetzte auch westeuropäische Autoren (u.a. Heinrich Heine). 1943 starb er in Moskau an multipler Sklerose.
Werke
- Wilhelm Küchelbecker. Dichter und Rebell. Historischer Roman Übers. Maria Einstein (Kjuchlja) 1925 & 1990 ISBN 3257218125
- Der Tod des Wesir Muchtar 1927 Übers. & Nachdichter Thomas Reschke (Smert' Vazir-Muchtara) Suhrkamp 1988 ISBN 3518380931
- Der Affe und die Glocke. Erzählungen, Drama, Essays 1975
- Poetik. Ausgewählte Essays 1982
- Problema stichotvornogo jazyka 1924 (Das Problem der Verssprache)
- Archaisty i novatory, 1929 (dt. Archaiker und Neuerer 1967)
- Über die Grundlagen des Films 1927, dt. in: Franz-Josef Albersmaier: Texte zur Theorie des Films Reclam, Stuttgart 3. erw. Aufl. 1998, S.138-171
Weblinks
- Literatur von und über Juri Nikolajewitsch Tynjanow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie und Bibliographie (auf Russisch)
Personendaten NAME Tynjanow, Juri Nikolajewitsch ALTERNATIVNAMEN Юрий Николаевич Тынянов KURZBESCHREIBUNG russischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler (einer der Hauptvertreter des russischen Formalismus) GEBURTSDATUM 18. Oktober 1894 GEBURTSORT Reschiza STERBEDATUM 20. Dezember 1943 STERBEORT Moskau
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