Zadní Jetřichovice

Zadní Jetřichovice
Sockel des Clarykreuzes

Zadní Jetřichovice (deutsch: Hinterdittersbach, auch Kirnischtschänke) war ein Ortsteil von Jetřichovice (Dittersbach) in Tschechien, welcher heute eine Wüstung ist.

Geschichte

Der Ort befand sich direkt an der Grenze zum Freistaat Sachsen im Kirnitzschtal an der Stelle, wo ein alter Handelsweg, die Böhmerstraße, den Fluss kreuzt.

1798 zogen hier 12.000 preußische Soldaten unter dem Befehl des Generals von Möllendorf durch das Tal.

Die Ansiedlung entstand Anfang des 19. Jahrhunderts. Eine Besonderheit war dadurch bedingt, dass die Böhmerstraße seit Jahrhunderten die Grenze zwischen zwei Herrschaften bildete. Das waren bis zuletzt die der Fürsten Kinsky und Clary-Aldringen. Dadurch gehörte der Teil westlich des Weges („Kirnscht“) zu Hohenleipa (Vysoká Lípa) und der östlich gelegene („Hinterdittersbach“) zu Dittersbach (Jetřichovice).

Der Ort war ein beliebtes touristisches Zentrum am Knotenpunkt von Wanderwegen der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Zur Blütezeit gab es vier Gasthäuser, zwei Forsthäuser, ein Kindererholungsheim und ein Bauernhaus. Das bekannteste Gebäude war die „Kirnitzschschenke“. 1907 gab es den Versuch, eine Pferdeomnibuslinie von Schandau (heute Bad Schandau) aus nach hier zu betreiben. Telefonverbindung bestand ebenfalls von Deutschland aus. Der Anschluss war allerdings auf deutscher Seite vor der Kirnitzschbrücke installiert.

Am Tag der Unterzeichnung des Münchner Abkommens, dem 30. September 1938, kam es in Hinterdittersbach zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Angehörigen einer Einheit des tschechischen Wachbataillones und der deutschen SA und SS, wobei ein tschechischer Soldat verwundet wurde.

Nachdem die sudetendeutschen Bewohner 1946 das Land verlassen mussten, begannen die Häuser zu verfallen und wurden allmählich abgerissen. In den 50er Jahren wurden sie noch als Kinderferienlager genutzt. Belegt ist, dass noch 1956 einige Gebäude vorhanden waren. Den sonst an dieser Grenze im damaligen Zeitraum vorhandenen Zaun gab es hier in diesem Abschnitt wegen der besonderen Topografie des Geländes nicht. Heute künden nur noch überwachsene Reste der Kellergeschosse und einige Kastanienbäume von der einstigen Ansiedlung. Ein weiteres noch vorhandenes Relikt ist der Sockel eines Gedenkkreuzes, das an den 1941 in der Ukraine gefallenen Hieronymus von Clary-Aldringen erinnert. Dieses Objekt ist heute an einem anderen Ort aufgestellt. Seit Oktober 1993 ist die Grenzbrücke wieder als Übergang für Touristen geöffnet. Nun kreuzen sich hier wieder die Wanderwege.

1921 gab es hier 17 Einwohner in fünf Häusern und 1950 nur noch drei Einwohner in acht Häusern.

Literatur

  • Vereinsheftreihe "Die Botenfrau" Mitteilungsblatt des Heimatvereins Hinterhermsdorf
  • B. Hamák, F.Beran, Edition Pevnosti Heft 20, "Šluknovský Výběřek", Verlag Jan Škoda-Fortprint, Dvůr Králové nad Labem, 2001
  • Jiři Švécar , "Das nördlichste Böhmen" Reiseführer, Verlag Alfred Schwarz und Alžběta Nováková, 1996

Weblinks

50.89837388888914.3581

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jetřichovice — Jetřichovice …   Deutsch Wikipedia

  • Zadní Doubice — (deutsch Hinterdaubitz) ist eine Wüstung in Tschechien. Sie liegt zwei Kilometer östlich von Hinterhermsdorf bzw. sechs Kilometer nordwestlich von Doubice an der Grenze zu Deutschland. Ihre Fluren gehören zur Gemeinde Doubice. Inhaltsverzeichnis… …   Deutsch Wikipedia

  • Hohenleipa — Vysoká Lípa …   Deutsch Wikipedia

  • Vysoka Lipa — Vysoká Lípa …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Bezeichnungen tschechischer Orte — In dieser Liste werden deutschen (heute großteils nicht mehr geläufigen) topografischen Namen die tschechischen, amtlichen Pendants gegenübergestellt. Durch die Vertreibungen nach 1945 wurden viele kleinere Orte und Gehöfte, insbesondere in… …   Deutsch Wikipedia

  • Hinterdittersbach — Sockel des Clarykreuzes Zadní Jetřichovice (deutsch: Hinterdittersbach, auch Kirnischtschänke) war ein Ortsteil von Jetřichovice (Dittersbach) in Tschechien, welcher heute eine Wüstung ist. Geschichte Der Ort befand sich direkt an der Grenze zum… …   Deutsch Wikipedia

  • Vysoká Lípa — Vysoká Lípa …   Deutsch Wikipedia

  • Hinterhermsdorf — Gesamtansicht von Hinterhermsdorf Hinterhermsdorf ist ein Ortsteil der Stadt Sebnitz im Landkreis Sächsische Schweiz Osterzgebirge in Sachsen und liegt direkt an der tschechischen Grenze. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Kirnitzsch — Křinice Vorlage:Infobox Fluss/KARTE fehlt DatenVorlage:Infobox Fluss/GKZ fehlt …   Deutsch Wikipedia

  • List of German exonyms for places in the Czech Republic — Below are links to subpages with more detailed listings of the German language names of towns and villages in different regions of the Czech Republic. Many of these German names are now exonyms, but used to be endonyms commonly used by the local… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”