- Zahnriemenantrieb
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Zahnriemen oder Synchronriemen sind Treibriemen mit Zahnung, die formschlüssig in gezahnten Riemenscheiben laufen. Sie vereinen die Eigenschaften einer Kette und eines Flachriemens.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau und Funktionsweise
Auf der Innenseite des Riemens sind Zähne aus Gummi (Neopren) oder Kunststoff (Polyurethan) ausgeformt, die in ein spezielles Zahnrad eingreifen. Diese Bauweise hat gegenüber Keil- oder Flachriemen, die nur mit Reibschluß arbeiten, folgende Vorteile:
- durch die Formschlüssigkeit der Zahnung sind höhere Kräfte übertragbar
- weil die Zahnung Schlupf unmöglich macht, können Zahnriemen auch zur Steuerung eingesetzt werden
Die eigentliche Kraftübertragung erfolgt durch den im Zahnriemen eingebetteten Zugstrang, welcher meist aus Glasfasern oder Aramidfasern (seltener aus Stahlseilen) besteht. Auf der Innenseite des Zahnriemens ist ein abriebfestes Gewebe angebracht, um die aus Elastomer bestehenden Zähne vor Verschleiß zu schützen.
Bei Sonderformen sind sowohl innen als auch außen auf dem Zahnriemen Zähne aufgebracht. Diese können jeweils unterschiedliche Abstände haben. Durch geeignete Umlenkungen und Zahnformen ist sehr unterschiedliches Verhalten des Getriebes möglich. Kombinationen mit Schnecken und Zahnstangen sind möglich.
Zahnriemen sind z. B. genormt in:
- DIN ISO 5296: Zahnteilungen MXL, XXL, XL, L, H, XH, XXH (trapezförmige Verzahnung in Inch-Teilungen).
- DIN 7721: Zahnteilungen T 2,5, T 5, T 10, T 20 (trapezförmige Verzahnung in metrischen Teilungen).
- ISO 13050: Zahnteilungen H8M, H14M, S8M, S14M, R8M, R14M (kurvenförmige Verzahnungen in metrischen Teilungen).
Verwendung
Zahnriemen werden generell für zwei Zwecke eingesetzt: für die Übertragung von großen Riemenkräften, bei denen Keil- oder Flachriemen durchrutschen würden (zum Beispiel als Ersatz für Kettenantriebe), oder für Stelltriebe, bei denen die Zahnung verhindert, dass sich Treibrad und getriebenes Rad zueinander verdrehen.
Zahnriemen als Stelltriebe
Ventilsteuerung bei Viertaktmotoren
Eine typische Anwendung für Polymergewebezahnriemen ist der Einsatz als Alternative zur Steuerkette für den Antrieb der Nockenwelle von der Kurbelwelle in Viertaktmotoren, vor allem in Kraftfahrzeugen. Da die Nockenwelle die Ventile steuert, ist es notwendig, dass sie sich genau mit der halben Drehzahl der Kurbelwelle dreht und sich deren Winkellage zueinander nicht durch Schlupf verschieben kann. Reißt der Zahnriemen (oder wird er falsch montiert), werden die Ventile zum falschen Zeitpunkt geöffnet und können mit den Kolben kollidieren. Das kann zu starken Beschädigungen bis hin zum Totalschaden führen. Aus diesen Gründen sind einige Motorkonstruktionen mit besonders hoch belasteten Ventiltrieben nicht mit Zahnriemen ausgestattet. Sie greifen auf Steuerketten oder Zahnradsätze zurück, deren Lebensdauer auch bei höheren Belastungen meist die des Motors überschreitet.
Vorteile gegenüber Steuerketten
- hohe Laufruhe
- leichte Austauschbarkeit sowie Kontrolle auf Beschädigung durch Anbringung außerhalb des Motors
- keinerlei aktive Wartung (z. B. Schmierung) nötig
- bei geringer Belastung hohe Lebensdauer
- kaum Längung während der Lebensdauer, dadurch präzise Steuerung
- kann um fast beliebig viele Zahnräder gelegt werden, ohne dass Spannschienen oder separate Spanner erforderlich wären
Nachteile gegenüber Steuerketten
- Drehzahl- und Belastungsgrenze sind gegenüber Ketten geringer
- Bruchdehnung des Werkstoffes ist geringer (kann plötzlich reißen)
- kann aufgrund von Temperatur- und Lösemittelunbeständigkeit nur außen am Motor angebracht werden (höhere Baubreite und zusätzliche Wellendichtungen erforderlich)
- höhere Baubreite (keine Möglichkeit, mehrere nebeneinander anzulegen)
Werkzeug- und Maschinenbau
Zahnriemen werden in Positionierantrieben eingesetzt, da sie aufgrund der formschlüssigen (synchronen) Kopplung reproduzierbar arbeiten. Sie können weitgehend spielfrei ausgeführt werden und liefern - wenn sie eine Stahleinlage besitzen - kaum belastungsabhängige Lageabweichung. Typische Anwendungsfelder für Zahnriemenantriebe sind Positioniersysteme mit Servomotoren, Handlingmodule und andere Linearantriebe, die z. B. bei Verpackungsmaschinen oder in Industrierobotern eingesetzt werden.
Zahnriemen als Treibriemen
Wenn ein Zahnriemen weniger wegen seiner präzisen Treibeigenschaften genutzt wird, sondern weil er größere Kräfte auf die Riemenscheiben übertragen kann als ein Flach- oder Keilriemen, so spricht man von einem Einsatz als Treibriemen. Bei Motorrädern zum Beispiel dienen Zahnriemen immer öfter zum Antrieb des Hinterrades, so bei Harley-Davidson, OCC, Buell, Kawasaki sowie der BMW F-Reihe. Der Vorteil gegenüber den herkömmlichen Stahlketten besteht im Wegfall der Schmierung, was weniger Wartungsaufwand und längere Lebensdauer bedeutet. Weiterhin kann der Antrieb wegen der Elastizität des Riemens spielfrei konstruiert werden. Die breitere Bauweise und der gegenüber einer Stahlkette etwas höhere Leistungsverlust fallen bei starken Motoren wiederum kaum ins Gewicht.
Auch beim Antrieb von Fahrrädern finden Zahnriemen ihre Anwendung, führen aber trotz ihrer Vorteile (weitgehend wartungsfrei, Wechselintervall lt. Hersteller 30.000 km) in Europa ein Nischendasein. Zur Aufrechterhaltung der notwendigen Riemenspannung finden sowohl normalen Kettenspannern nachempfundene Riemenspanner, als auch in das Tretlager integrierte Kettenspanner Verwendung. Üblicherweise werden Fahrrad-Zahnriemen mit Nabenschaltungen kombiniert, es sind aber auch Riemen- und Tretlagerschaltungen bzw. Kombinationen daraus denkbar.
Sonstiges
Gummi-Raupenketten, wie sie bei kleinen Baumaschinen und Modellfahrzeugen Verwendung finden, sind zwar ähnlich aufgebaut, werden aber nicht als Zahnriemen bezeichnet.
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