Zdenek Burian

Zdenek Burian
Zdeněk Burian

Zdeněk Michael František Burian, (* 11. Februar 1905 in Kopřivnice, Mähren; † 1. Juli 1981 in Prag) war Zeichner und Grafiker und wurde vor allem durch seine Illustrationen von Büchern prähistorischer Tiere und Menschen international bekannt.

Burian besuchte von 1919 bis 1922 die Akademie für grafische Kunst in Prag, beendete die Ausbildung aber – vermutlich aus ökonomischen Gründen – nicht und hielt sich mit diversen Gelegenheitsjobs, unter anderem auch als Waldarbeiter, über Wasser. Sein zeichnerisches Talent entwickelte er jedoch autodidaktisch weiter; er eignete sich verschiedene Techniken an und arbeitete nebenher seit 1921 auch schon als Illustrator von Abenteuerbüchern. Ab 1927 fertigte er Zeichnungen für Abenteuergeschichten in tschechischen Jugendmagazinen an. Etwa von 1930 an illustrierte er hauptberuflich Bücher nicht nur tschechischer, sondern auch englischer und amerikanischer Verlage, darunter Bücher von Autoren wie Karl May, Jules Verne, Rudyard Kipling, Alexander Dumas, J.F. Cooper oder Jack London. Zunutze kam ihm dabei seine Fähigkeit präzise und vor allem schnell zu malen. Angeblich war er in der Lage ein Bild in weniger als einer Stunde fertig zu stellen. Dies machte in bei den damaligen Verlegern sehr begehrt.

In den 30er Jahren lernte er den tschechischen Paläontologen Dr. Josef Augusta kennen. Dieser gewann ihn für die Illustration von populärwissenschaftlichen Büchern über prähistorische Menschen und ausgestorbene Tiere und Pflanzen. Diese Arbeiten führten beide bis Ende der 60er Jahre (als Augusta verstarb) fort. Danach setzte Burian diese Arbeit mit anderen Autoren (Špinar, Wolf, Mazák, Beneš) bis zu seinem Tod 1981 fort. Interessanter Weise erschienen die stilprägendsten Werke wie "Tiere der Urzeit", "Menschen der Vorzeit" oder auch "Saurier der Urmeere" zuerst in deutscher Sprache. Die Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und brachten Augusta, später Špinar, aber vor allem Burian international großes Ansehen. Zwei Bücher mit je einer Zusammenstellung der Bilder der Urtiere einerseits (Texte: Zdeněk V. Špinar) und der prähistorischen Menschen andererseits (Texte: Josef Wolf) erschienen schließlich 1972 und 1978 (unter anderem auf englisch und auf deutsch).

Sämtliche Abbildungen in den genannten paläontologischen Publikationen basieren durchweg auf Forschungsarbeiten und stellen den damaligen Stand der Kenntnisse über die Menschen und Tiere der Urzeit dar. Da diese Bücher zu den ersten gehören, die komplett die Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten vom Präkambrium bis in die Jungsteinzeit dokumentierten und die Bilder auch in anderen Publikationen verwendet wurden (z.B. Weltall, Erde, Mensch 1954 DDR), waren sie wegbereitend und beeinflussen bis heute unser Bild von diesen Lebewesen, insbesondere den Dinosauriern und Urelefanten, sowie von den Vor- und Steinzeitmenschen. Burian wurde neben Charles R. Knight der wichtigste stilprägende Illustrator für vorgeschichtliches Leben der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Motive seiner Werke sind so bekannt und weitverbreitet, das sie auch heute noch auf vielen Briefmarken oder in verschiedenen Kinderbüchern kopiert werden. So gut wie jeder ist zumindest unbewusst mit einigen der bekanntesten Bilder von Burian vertraut (z.B. sein Brontosaurus vor dem See oder seine Neandertaler vor der Höhle).

Das Typische an Burians Bildern ist der gelungene Zwiespalt zwischen einerseits wissenschaftlich exakter Darstellung der Lebewesen, anderseits den phantastischen, mitunter schon surreal wirkenden Landschaften, in die er seine Figuren setzt. Nebelschleier, Dunstwolken, Abend- und Morgenrot, Gewitterwolken am Horizont, Schaumkronen auf Meereswogen, eine staubige Atmosphäre über einem Wüstenboden oder der Vollmond zwischen exotischen Bäumen – solche Kulissen erzeugen beim Betrachter verschiedene Stimmungen, ja mitunter sogar eine romantische Sehnsucht, sich in die dargestellte Welt hineinzuversetzen. Betrachtet man Burians Bilder genauer, bemerkt man auch eine große Liebe zum Detail: kaum ein Bild, auf dem nicht auch die für die dargestellte Zeit typischen Pflanzen zu finden sind, wo nicht Steine im Vordergrund liegen oder sich irgendwelche bizarre Felsformationen im Hintergrund abheben. Obwohl die Bilder heute vielfach wissenschaftlich überholt sind, vermitteln sie eine bemerkenswerte Atmosphäre und gehen über eine reine technische Rekonstruktion der Fossilien weit hinaus. Dies macht sie, im Gegensatz zu vielen neueren Rekonstruktionen, zeitlos.

Neben den Bildern für die paläontologischen Bücher schuf Burian auch noch Illustrationen für viele Romane, so zum Beispiel für die komplette Jules Verne-Ausgabe auf tschechisch. Er arbeitete praktisch bis zu seinem Tod und hinterließ angeblich zwischen 14.000 und 15.000 Bilder. Die Zahl der von ihm illustrierten Bücher wird mit ca. 500 angegeben. Ein Großteil dieser Bücher ist jedoch nur in tschechisch erschienen. Und auch in den wenigen übersetzten Exemplaren fehlen teilweise Bilder oder S/W - Zeichnungen aus den Originalausgaben. Eine weitere Vorliebe bildeten Bilder mit Motiven amerikanischer Ureinwohner. Viele Motive der frühen Abenteuergeschichten entstammten dem Western-Milieu. Und auch in seinen enthnologischen Arbeiten aus den 60-70er Jahren finden sich viele Motive von Indianern.

Erwähnenswert ist auch der Film, der 1955 auf der Grundlage von Burians Bildern und Zeichnungen zu Josef Augustas Werken (z.B. Divy prasvěta 1942, Tiere der Urzeit 1956), beziehungsweise mit dessen Hintergrundbildern gedreht wurde: „Die Reise in die Urzeit“, Originaltitel: Cesta do pravěku, unter der Regie von Karel Zeman. Der Film weist für die damalige Zeit beachtliche Trickszenen auf. Wer also seine Bilder etwas kennt wird in vielen Szenen Bilder wiedererkennen. Er ist heutzutage in einer, wenn auch sehr spartanischen und lieblosen, DVD Version erhältlich.

Burian verbrachte die letzten Jahre seines Lebens vorwiegend in der mährischen Kleinstadt Štramberk, wo er auch sein Atelier hatte. Dort wurde für ihn ein Museum eingerichtet, in dem in wechselnden Ausstellungen seine Bilder, aber auch Bilder anderer tschechischer Künstler ausgestellt werden.

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