- Zeitzündung
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Zeitzünder lassen eine Sprengladung nach einer bestimmten, vorher festgelegten Zeit explodieren.
Die Verzögerung kann durch den Abbrand einer Zündschnur erreicht werden; es gibt aber noch mehrere weitere Arten von Zeitzündung. Man kann unterscheiden zwischen mechanischen, chemischen und elektronischen Zündern.
Zeitabhängig gesteuerte Handgranaten bringen das Objekt unabhängig vom Aufschlagszeitpunkt nach einem meist werksseitig eingestellten Zeitintervall (Zeitstempel) zur Detonation. Sie sind aufgrund ihrer sichereren Handhabung weiter verbreitet als Aufschlagszünder. Für die Realisierung des Zeitintervalls (Abbrands) existieren unterschiedliche, vom jeweiligen Stand der Technik abhängige Lösungen. Allgemein sind bei modernen Modellen Verzögerungszeiten zwischen vier und fünf Sekunden üblich (alte Modelle des ersten Weltkriegs, wie die Tränengasgranate US M54 CS-HGR brauchten zum Druckaufbau zwischen 8 und 12 Sekunden). Auslöser ist dabei ein Ereignis, welches durch das Verlassen der Waffe aus der Hand des Soldaten ausgelöst wird. Gegen Anfang des Jahrhunderts waren dies häufig Lederschlaufen, und später meist freizugebende Sicherungsbügel, welche unter Vermittlung von Schlagfedern den eigentlichen Mechanismus aktivierten.
Mechanische Zeitzünder
Mechanische Zeitzünder arbeiten meist mit einem Feder-Mechanismus, vergleichbar einer Taschenuhr. Zu einem vorbestimmten Zeitpunkt ab dem Start des Mechanismus wird die Zündung des Sprengsatzes ausgelöst. Da Mechanik Geräusche verursacht, kann man sie oft an einem typischen Ticken erkennen. Der Zeitpunkt der Zündung ist annähernd, aber nicht exakt bestimmbar, da mechanische Bauteile materialbedingte Schwankungen (Toleranzen) aufweisen.
Chemische Zeitzünder
Chemische Zeitzünder funktionieren auf der Basis zweier chemischer Substanzen, die langsam miteinander reagieren und eine Initialzündung auslösen. Im Gegensatz zu anderen Zündern ist bei einem chemischen Zeitzünder kein Stopp oder Widerruf möglich; zudem ist der Zeitpunkt der Zündung nicht genau bestimmbar. Das wohl bekannteste Beispiel für die Anwendung eines chemischen Zeitzünders war das Attentat von Oberst Stauffenberg auf Hitler.
Es wurden auch Kombinationen mit mechanischen Zündern gebaut, bei denen ein Draht die Schlagbolzenfeder gespannt hält. Neben dem Draht ist eine Ampulle mit Säure angebracht, und das ganze in ein dünnwandiges Messingrohr eingebaut. Zum Auslösen wird das Messingrohr leicht geknickt, wodurch die Ampulle zerbricht und die Säure beginnt, den Draht zu zerfressen. Der Schlagbolzen schlägt dann auf ein gewöhnliches Zündhütchen, wodurch die eigentliche Zündladung gezündet wird. Solche Zünder wurden im Zweiten Weltkrieg von Saboteuren benutzt, da die Verzögerungszeit ungewiss ist und diese Zünder nicht mehr zu entschärfen waren.
Nach ähnlichen Prinzip funktionierten die Langzeitzünder in britischen und amerikanischen Fliegerbomben, die durch ihre verspätete Explosion die Lösch- und Bergungsarbeiten behindern sollten. Hier wurde der Schlagbolzen durch ein Zelluloidring blockiert. Während des freien Falls der Bombe wurde im Inneren des Zünders eine Glasampulle mit Aceton durch eine Windrad betriebene Gewindespindel zerdrückt. Das austretende Aceton löste nun das Zelluloid langsam auf, wobei sich durch eine zusätzliche Auflage von verschieden dicken Zelluloidplättchen die Zünderlaufzeiten zwischen einigen dutzend Minuten und mehreren Tagen variieren ließ.
Bomben, die mit solchen Zündern ausgerüstet sind, stellen als Blindgänger auch heute noch eine besonders große Gefahr da, weil sie auch ohne äußere Einwirkung durch die alterungsbedingte Festigkeitsabnahme des Zelluloids jederzeit explodieren können.
Elektronische Zeitzünder
Elektronische Zeitzünder sind die „moderne“ Version der mechanischen Zünder. Sie funktionieren auf der Basis eines elektronischen Schaltkreises, der nach einer vorbestimmten Zeit einen elektrischen Strom durchschaltet („triggert“), wodurch wiederum der Sprengsatz gezündet wird. Der Zeitpunkt der Explosion ist damit annähernd sekundengenau bestimmbar.
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