Zeppelin-Stiftung

Zeppelin-Stiftung

Die Zeppelin-Stiftung mit Sitz in Friedrichshafen ist eine rechtlich unselbständige Gemeindestiftung. Das Stiftungsvermögen stellt somit ein städtisches Sondervermögen dar. Die Zeppelin-Stiftung hält 93,8 Prozent der Aktien der ZF Friedrichshafen AG und ist Eigentümerin der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der Zeppelin GmbH, zu denen zahlreiche weitere Tochtergesellschaften gehören. Mit den Erträgen aus diesen sogenannten Stiftungsbetrieben finanziert die Stiftung satzungsgemäß mildtätige und gemeinnützige Zwecke. Die Stiftung geht zurück auf eine so genannte Volksspende aus dem Jahre 1908, die der Förderung des Luftschiffbaus dienen sollte.

Inhaltsverzeichnis

Tätigkeit der Stiftung

Stiftungszweck ist laut Satzung[1] die Förderung von

  • Wissenschaft und Forschung
  • Bildung und Erziehung: Musikschule, Medienhaus am See, Volkshochschule
  • Kunst und Kultur: Graf-Zeppelin-Haus, Förderung des Zeppelin-Museums
  • Denkmalschutz
  • Kinder- und Jugendhilfe: Die Stiftung betreibt das Jugendhaus, das Spielehaus, die Jugendfreizeitstätte Weilermühle, bezuschusst die Jugendtreffs und finanziert bis heute den Bau und den Betrieb von 32 Kindertagesstätten in Friedrichshafen und Umgebung.
  • Altenhilfe
  • öffentlichem Gesundheitswesen: Unterstützung der Klinikum Friedrichshafen GmbH
  • Wohlfahrtswesen: Karl-Olga-Haus
  • traditionellem Brauchtum und Heimatpflege
  • Sport
  • mildtätigen Zwecken: Zuschüsse an Familien, Senioren und sozial Schwache, z.B. Zuschüsse zu Familien- und Kinderferien, Brennstoffbeihilfen oder Beihilfen in besonderen Notfällen

Die Stiftung verfolgt damit ausschließlich mildtätige und gemeinnützige Zwecke im Sinne des Steuerrechts.

Geschichte

Am 1. Juli 1908 hatte das von Ferdinand Graf von Zeppelin gebaute Luftschiff LZ 4, das erst am 20. Juni seine Jungfernfahrt absolviert hatte, von Friedrichshafen aus auf einer 12stündigen unangekündigten „Schweizerfahrt“ alle bisherigen Luftfahrtrekorde gebrochen und in der Öffentlichkeit Begeisterung ausgelöst. Am 4./5. August sollte ein weiterer 24-Stunden-Langstreckenflug auf der 700-km-Rundstrecke Friedrichshafen–Basel–Straßburg–Karlsruhe–Mainz–Mannheim–Stuttgart–Friedrichshafen die Bedingung der preußisch-deutschen Militärverwaltung für einen Kauf und für die weitere finanzielle Unterstützung des von Zeppelin betriebenen Luftschiffbaus erfüllen. Nachdem wegen eines Motorschadens, der auf der Hinfahrt hatte repariert werden müssen, der Zeitrahmen bereits überschritten war, kam es auf der Rückfahrt zu einem weiteren Motorschaden an dem zweimotorigen Luftfahrzeug, der schließlich zu einer weiteren Fahrtunterbrechung am 5. August morgens bei Echterdingen führte. Die Begeisterung der Bevölkerung führte dazu, dass auf die Nachricht der Landung hin in weiter Umgebung, einschließlich dem kurz zuvor überflogenen Stuttgart, Betriebe und Geschäfte schlossen und Menschenmassen mit Straßen- und Zahnradbahn über Degerloch und weiter mit der Filderbahn nach Echterdingen pilgerten. Züge und Bahnhöfe waren trotz Sonderzügen völlig überlastet. An der von württembergischem Militär abgesperrten Landestelle herrschte eine volksfestartige Stimmung. Zeitgenössische Schätzungen reichen von 40000 bis 100000 versammelten Personen.[2]

In dieser Situation riss sich am Nachmittag in einer Böe das Luftschiff aus seiner provisorischen Verankerung, ausströmender Wasserstoff entzündete sich, vermutlich durch elektrostatische Entladung, und LZ 4 ging in Flammen auf. Damit schien eine Fortführung der Luftschiffentwicklung Zeppelins, der fast sein gesamtes privates Vermögen investiert hatte, zunächst nicht mehr möglich. Spontan kam es nun jedoch zu Spenden für die Fortsetzung des Luftschiffbaus. Noch an der Unfallstelle wurde für Zeppelin gesammelt. Zeitungen griffen dies auf und verbreiteten Spendenaufrufe. Die Spendenbereitschaft ging durch alle Schichten. Innerhalb weniger Tage wurde klar, dass mit Sicherheit Summen aufgebracht werden würden, die eine nachhaltige Fortsetzung des Luftschiffbaus ermöglichen würden. Durch dieses „Wunder von Echterdingen“ sah sich der Zeppelin wenig geneigte Kaiser Wilhelm II. gezwungen, sich im Rahmen einer in der Tradition wilhelminischer Spendenpraxis organisierten Sammlung symbolisch an die Spitze der Spender zu stellen: Als erster Spender leistete er einen Beitrag von 10000 Mark an das Deutsche Reichs-Komittee zur Aufbringung des nationalen Luftschiffbaufonds für Graf von Zeppelin, dessen Ehrenpräsident Kronprinz Wilhelm war, dessen Präsidium Reichskanzler Bülow, der Staatssekretär des Innern Bethmann Hollweg und der preußische Kriegsminister Einem angehörten und das einen Beirat zur Frage der Mittelverwendung installierte. Diese preußische Vereinnahmung wurde von vielen Zeppelinanhängern als unangemessen und aufgrund der bekannten Antipathien gegen den „Narren vom Bodensee“ als heuchlerisch beurteilt, insbesondere in Südwestdeutschland. In Stuttgart entstand der Nationale Luftschiff-Baufonds für den Grafen Zeppelin. Insgesamt spendeten Volk und Wirtschaft gut sechs Millionen Mark, wovon das Reichs-Komittee, dessen Einzelspenden aufgrund der Vorgabe des Kaisers auf 10000 Mark beschränkt waren, ungefähr die Hälfte aufbrachte. Die größten Einzelspenden stammten von Industriellen und Industrie: Eduard Arnhold 100000 Mark, Karl Lanz 50000 Mark, Siemens & Halske, AEG, Theodor von Guilleaume und Guido Henckel von Donnersmarck je 10000 Mark. Ungewöhnlich waren die Spenden des Vereins Deutscher Ingenieure von 50000 Mark und seiner Kollegien Berlin und Stuttgart von 30000 bzw. 20000 Mark. Wilhelm II. von Württemberg spendete ebenfalls 20000 Mark. Viele gutsituierte Bürger spendeten zwischen 10 und 100 Mark.[2][3]

Bereits am 8. September 1908 gründete Zeppelin daraufhin die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und leitete mit Stiftungsurkunde vom 30. Dezember 1908 die Errichtung der Zeppelin-Stiftung ein, die am 16. April 1909 mit der staatlichen Anerkennung abgeschlossen war. In die Stiftung wurden die Spenden bzw. die daraus getätigten Erwerbungen als Vermögen eingebracht. Der große Umfang dieses Vermögens ermöglichte eine entsprechend weit gefasste Formulierung des Stiftungszwecks, was in der Folge von der Stiftung strategisch geschickt auch zum Aufbau von Zulieferern und Abnehmern genutzt werden sollte: Stiftungszweck war der Bau von Luftschiffen, die Förderung der Luftschifffahrt sowie die Beteiligung an Unternehmen, die den Bau oder den Verkauf von Luftfahrzeugen zum Gegenstand hatten. Ebenso wurde festgelegt, dass, wenn der ursprüngliche Zweck des Baus von Luftschiffen nicht mehr erfüllt werden könne, das Stiftungsvermögen an die Stadt Friedrichshafen fallen solle und von dieser für wohltätige Zwecke zu verwenden sei.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs blieb der ursprüngliche Stiftungszweck bestehen. Insbesondere in den beiden Weltkriegen leistete die Stiftung damit ganz im Sinne des Stifters erhebliche Beiträge zur Rüstungsproduktion. Zum 1. März 1947 hob das zuständige württemberg-hohenzollerische Landesdirektorium auf Betreiben der Besatzungsmacht per Rechtsanordnung die Zeppelinstiftung als juristische Person des privaten Rechts auf. Das Stiftungsvermögen fiel an die Stadt Friedrichshafen, die die Stiftung als nichtrechtsfähige örtliche Stiftung entsprechend den Vorgaben der ursprünglichen Stiftungsurkunde weiterführte. Die Unternehmensbeteiligungen wurden dazu im Grundsatz beibehalten.

Literatur

  • Stadt Friedrichshafen (Hrsg.): Zeppelin 1908 bis 2008. Stiftung und Unternehmen. Piper Verlag, München u. a. 2008, ISBN 978-3-492-05202-3, (Schriftenreihe des Stadtarchivs Friedrichshafen 7).
  • Bernd Klagholz: Der Tag von Echterdingen : Zeppelin LZ 4 auf den Fildern: Katastrophe und Neubeginn der Luftschifffahrt. Leinfelden-Echterdingen : Archiv der Stadt Leinfelden-Echterdingen, 1998 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Leinfelden-Echterdingen 5)

Quellen

  1. Satzung der nichtrechtsfähigen Stiftung mit dem Namen Zeppelin-Stiftung mit dem Sitz in Friedrichshafen
  2. a b „Das glücklichste aller Unglücke“: Der Tag von Echterdingen – Katastrophe und Neubeginn der Luftschifffahrt. – Website der Stadt Leinfelden-Echterdingen zu Graf Zeppelin
  3. Michael Dorrmann: Eduard Arnhold (1849-1925). Berlin : Akademie-Verlag, 2002

Weblinks


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