Benediktus

Benediktus
Benedikt von Nursia
Fresko im Kloster von Subiaco, Umbrien, Italien, ca. 550

Benedikt (it. San Benedetto di Norcia, * um 480 in Nursia bei Perugia; † 21. März 547 auf dem Monte Cassino bei Cassino) ist ein Heiliger und gilt als der Begründer des christlichen Mönchtums im Westen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Legenden

St. Benedikt

Benedikt lebte in einer Zeit des Übergangs von der Antike zum Mittelalter.

Die Hauptquelle für sein Leben ist die Heiligenvita, die Gregor der Große um das Jahr 600 verfasste. In der modernen historischen Forschung wird die Historizität dieser Angaben allerdings teilweise bezweifelt, und einige Forscher gehen aufgrund des Fehlens zeitgenössischer Nachrichten sogar davon aus, dass es Benedikt niemals gegeben habe. Andere (etwa Johannes Fried) dagegen zweifeln zwar nicht an Benedikts Existenz, halten es aber für wahrscheinlich, dass Gregor, der in seinen übrigen Schriften nie auf Benedikt verweist, gar nicht der Autor der Benediktsvita sei.

Folgt man dagegen der traditionellen Sichtweise, so ergibt sich folgendes Bild: Benedikt wurde in Nursia (ital.: Norcia) um 480 als Sohn eines reichen Landbesitzers geboren. Seine Zwillingsschwester war die später ebenfalls als Heilige verehrte Scholastika.

Nach der Schulzeit in Nursia schickten Benedikts Eltern ihren Sohn zum Studium nach Rom. Von der Sittenlosigkeit seiner Mitstudenten enttäuscht, ging er aber bereits nach kurzer Zeit in die Berge nach Enfide (dem heutigen Affile) und lebte mit einer Gruppe von Einsiedlern, bevor er sich 3 Jahre lang in eine Höhle bei Subiaco östlich von Rom zurückzog. Über dieser Höhle wurde im 12. Jh. das Kloster San Benedetto, auch Sacro Speco (= Heilige Höhle) genannt, gegründet.

In dieser Zeit wurden immer mehr Menschen auf Benedikt aufmerksam, und bald wurde er gebeten, dem nahe gelegenen Kloster in Vicovaro vorzustehen. Benedikt willigte ein und versuchte, das Leben in dem Kloster neu zu ordnen. Dabei stieß er auf großen Widerstand der Mönchsgemeinschaft, die sogar versuchte, ihren unbequemen Abt mit vergiftetem Wein umzubringen.

Benedikt kehrte wieder in das Tal von Subiaco zurück und gründete in einem Gebäude der Nerovilla das Kloster San Clemente sowie zwölf weitere, kleine Klöster - unter ihnen das als einziges noch heute erhaltene Konvent Santa Scolastica. Der Legende nach sollen ihn die Intrigen des neidischen Priesters Fiorenzo von Subiaco von dort wieder vertrieben haben. Doch steht dahinter wohl ein Konflikt mit dem Bischof von Tivoli, dem der zunehmende Einfluss Benedikts in seiner Diözese ein Dorn im Auge war.

Benedikt zog nach traditioneller Sichtweise 529 mit einer kleinen Schar treuer Anhänger auf den 80 km südöstlich gelegenen Monte Cassino und gründete dort das Kloster, das als Mutterkloster der Benediktiner gilt. Er führte selbst dort die Gemeinschaft. Für sie schrieb er auch seine berühmte „Regula Benedicti".

Benedikt war bei der einheimischen Bevölkerung sehr beliebt. Er stand den Menschen in Notzeiten bei. Auch von Heilungen, sogar von Totenerweckungen berichten die Legenden. Benedikt gilt als Begründer der organisierten klösterlichen Pflege. Das englische Wort für Krankenschwester, "nurse", leitet sich von seinem Namen ab.

In Monte Cassino starb Benedikt schließlich am Gründonnerstag des Jahres 547, dem 21. März, während er am Altar der Klosterkirche betete - der Überlieferung nach stehend, auf seine Mönche gestützt. Seine Mitbrüder berichteten laut Gregor dem Großen, sie sahen, wie Engel ihn auf teppichbelegter, lichterfüllter Straße in den Himmel trugen.

Der Name Benedikt stammt aus dem Lateinischen (bene dictus = wohl gesagt) und bedeutet der "Gesegnete".

Wirkung und Regel des Benedikt

Benedikt, berühmt wegen seiner Benediktusregel, auf deren Grundlage sich die Benediktiner-, Benediktinerinnen- und später aus dem Orden hervorgegegangenen Reformklöster (Zisterzienser) gründeten, war vom spätantiken Mönch- und Eremitentum des oströmischen Reiches inspiriert worden, insbesondere von den Gemeinschaften des Pachomios in Ägypten, der Mönchsregel von Basilius von Caesarea aus dem vierten Jahrhundert, die heute noch in der orthodoxen Kirche gilt, und der „Regula Augustini", die nur in drei unterschiedlichen Überlieferungen erhalten ist, und übertrug Teile dieser Ideen durch seine Regel in den Westen.

Benedikt hat zwar einige Klöster, allerdings keine Ordensgemeinschaft im heutigen Sinn gegründet. Für die verschiedenen Gruppen von Männern, die sich um ihn ansammelten, entwickelte er ein Konzept von Zucht und Maß:

  • zölibatäres Leben,
  • einfache Ernährung (auf das Fleisch vierfüßiger Tiere wird verzichtet, maximal eine gekochte Hauptmahlzeit am Tag, Beschränkung des Weinkonsums)
  • feste Zeiten für Gebet, Lesung, Arbeit und Schlaf.

Das Modell des monastischen Lebens für Benedikt war die Familie mit dem Abt als Vater und den Mönchen als Brüdern.

Wenn auch seine frühen Biographen schon über Wundertaten zu Lebzeiten berichten, ist sein bedeutsamstes Lebensmerkmal wohl eher, dass er als ein Mitglied der gesellschaftlichen Elite sich der körperlichen Arbeit widmete und dies seinen Nachfolgern mit auf den Weg gab. Dabei ist der irrtümlich oft ihm selbst zugeschriebene benediktinische Grundsatz „Ora et labora (et lege)" („Bete und arbeite (und lies)") erst Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommen. Heute wird darunter die in der Regel zugrundegelegte, hilfreiche Ausgewogenheit zwischen sinnvoll gearteter Arbeit (zur Kompensation des Müßigganges, der als Feind der Seele gilt) und dem Gebet verstanden. Benedikt selbst verbindet in seiner Regel Arbeit mit Lesung (RB 48) und gibt dem Tag eine klare Struktur. Auch im weiteren Umfeld dieser Ordensgemeinschaften wurde diese Grundhaltung rezipiert und bis heute wird seine Ordensregel auch als Maßstab für intelligentes Wirtschaften angesehen (siehe z.B. Anselm Bilgris Buch „Finde das rechte Maß" oder Baldur Kirchners Buch „Benedikt für Manager").

Weiter wurde Benedikt aber immer auch als Friedensstifter wahrgenommen. Auch viele Bestimmungen seiner Regel zielen auf diesen Frieden im Verhältnis zwischen den Oberen und den Mitbrüdern oder zwischen den in der Gemeinschaft vertretenen Generationen ab. Daher führen die heutigen Benediktiner als zweites Motto- und Wappenwort pax, pacis („Friede").

Benedikt und die Benediktiner

St. Benedikt, München

Der heilige Benedikt hat eine viel beachtete Regel geschrieben, die nach ihm benannte Ordensgemeinschaft der Benediktiner aber nicht selbst gegründet. Die viel spätere Bezeichnung Benediktinerorden resultierte von dem Bestreben des Vatikans, die Benediktiner kirchenrechtlich wie einen religiösen Orden behandeln zu können. In Antwort darauf gründeten die verschiedenen Benediktinerklöster daher nach und nach nationale oder anderweitig gleichinteressierte Kongregationen (z.B. die Cassinenser Kongregation, die Sublacenser, die Englische, die Camaldulenser, die Olivetaner, die Vallombrosaner; im deutschsprachigen Raum: die Schweizerische Kongregation, die Österreichische K., die Bayerische K., die Beuroner K., die Missionskongregation von St. Ottilien), die alle heutzutage in der Benediktiner-Konföderation repräsentiert sind. Benediktinerabteien haben jedoch kein Mutterhaussystem wie religiöse Orden sondern sind völlig autonom. Demzufolge ist die Benediktiner-Konföderation kein Generalat und ihr Abtprimas kein Generalvorsteher.

Verzückung des Hl. Benedikt (Deckengemälde im Münster Zwiefalten)

Verehrung

Benedikt von Nursia wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Schon immer wurde seine Bedeutung für das christliche Abendland betont. Zudem wird er als Patron der Schulkinder und Lehrer, der Bergleute und Höhlenforscher, der Kupferschmiede und der Sterbenden geehrt, sowie gegen Fieber, Entzündungen, Nieren- und Gallensteine, Vergiftung und Zauberei angerufen. Seit 1964 gilt er als einer der Patrone Europas.

Eine von Papst Gregor dem Großen, dem ersten Papst, der dem benediktinischen Lebensstil folgte, verfasste Lebensbeschreibung Benedikts in Form einer stilisierten Heiligenlegende gilt als einziges historisch authentisches Dokument über Benedikt von Nursia.

Ab dem 11. Jahrhundert wurde der Gedenktag des heiligen Benedikt an seinem Todestag, dem 21. März begangen. In Jahren, in welchen dieser Tag in die Karwoche fiel, wurde es auf den frühestmöglichen Tag nach Ostern verlegt. Mit der Erhebung des Festes des heiligen Benedikt in den liturgischen Kalender der Gesamtkirche wurde 1970 der Gedenktag auf den 11. Juli verlegt.

Die Benediktinerklöster, vor allem Monte Cassino, blieben beim ursprünglichen Termin. Dies wahrscheinlich vor allem deshalb, weil der 11. Juli in Fleury traditionell als Fest der Translation (Übertragung) der Reliquien des heiligen Benedikt (manchmal auch als Fest seiner Geburt („natale sancti Benedicti abbatis")) gefeiert wurde. Die dortige Verehrung hatte unter anderem im 8. Jahrhundert zum Wechsel des Patroziniums vom heiligen Petrus zu Benedikt geführt. Der Streit um die Reliquien zwischen Fleury und Monte Cassino führte Ende des 11. Jahrhunderts dazu, dass Leo Marsicanus in seiner Geschichte des Klosters Monte Cassino die französische Darstellung ausführlich widerlegte. Der 11. Juli galt daher für die Äbte von Monte Cassino als „verbotenes Fest", vor allem wenn es unter dem Titel „Translatio" gefeiert wurde.

Am 21. März (dem ursprünglichen Gedenktag des heiligen Benedikt) geltende Wetterregeln: „Sankt Benedikt den Garten schmückt" und „Sankt Benedikt macht Zwiebeln dick", auch in der Form „Willst Du Gersten, Erbsen, Zwiebeln dick, so säe an St. Benedikt."

Reliquien befinden sich in:

Siehe auch

Literatur

Quellen

  • Benedikt von Nursia: Die Regel des heiligen Benedikt. Beuroner Kunstverlag, Beuron 1990. ISBN 3-87071-060-8
  • Gregor der Große: Der Heilige Benedikt, Buch II der Dialoge. EOS Verlag, St. Ottilien 1995. ISBN 3-88096-730-X
  • Bohnes et al., In guten Händen, Lehrbuch der Altenpflege, Band 2, Cornelsen Verlag, Berlin, 2007. ISBN 978-3-464-45212-7

Sekundärliteratur

  • Francis Clark, The Pseudo-Gregorian dialogues, 2 Bde. (Studies in the history of Christian thought 37-38), Leiden 1987.
  • Anselm Grün, Benedikt von Nursia, Freiburg in Breisgau 2006.
  • Ildefons Herwegen/Emmanuel von Severus, Der heilige Benedikt, 5. Aufl. Düsseldorf 1980.
  • Raphael Molitor (Hg.), Vir Dei Benedictus. Eine Festgabe zum 1400. Todestag d. Hl. Benedikt, Münster 1947.
  • Adalbert de Vogüé: Art. Benedikt von Nursia. In: Theologische Realenzyklopädie 5 (1980), S. 538-549.
  • Veith Risak: Benedikt - Menschenführer und Gottsucher, Böhlau-Verlag 1991.

Weblinks


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