Zisternenwagen

Zisternenwagen
alter Kesselwagen (USA)
Befüllung eines Kesselwagens in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, 1947

Ein Kesselwagen (KWG) ist ein Eisenbahnwagen (Güterwagen) zum Transport von Flüssigkeiten und Gasen aller Art sowie pneumatisch oder hydraulisch förderbaren Feststoffen (Pulver). Früher wurden sie Zisternenwagen genannt, daher der Gattungsbuchstabe Z. Die für diese Zwecke verwendeten Straßenfahrzeuge werden Tankwagen genannt.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau und Ausführungen

alter Zweiachs-Kesselwagen (DVZO)
moderner Kesselwagen (USA)
Kesselwagen für Milch (USA)
Moderner Knickkesselwagen der niederländischen NS Cargo für Benzin und Diesel

Generell werden zwei Typen von Kesselwagen bei der Eisenbahn unterschieden. Zum einen Kesselwagen für Druckgase mit den drei Unterklassen Druckgaskesselwagen mit Untenentleerung, Druckgaskesselwagen mit Obenentleerung und Kesselwagen für tiefkaltverflüssigte Gase. Zum Anderen Kesselwagen für flüssige Stoffe, wiederum mit drei Unterklassen, den Kesselwagen mit Untenentleerung auch Mineralölkesselwagen genannt, den Kesselwagen mit Obenentleerung, Chemiekesselwagen genannt und zuletzt Kesselwagen mit Oben- und Untenentleerung.

Eisenbahnwagen mit Tanks existieren in verschiedenen Ausführungen. Meist werden heute Güterwagen mit zwei Drehgestellen oder mit zwei Achsen als Kesselfahrzeuge hergestellt. Das Ladevolumen beträgt je nach Ausführung 20 m³ bis 120 m³. Kesselwagen zum Transport von Gasen sind durch ein Sonnenschutzblech vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Je nach Bauart lassen sich Kesselwagen von oben, von unten oder sowohl von oben als auch von unten befüllen und entleeren.

Druckgaskesselwagen sind in Europa mit einem etwa 30 cm hohen, orangenem Längsstreifen gekennzeichnet, der den Kessel auf halber Höhe umschließt. Be- und entladen werden sie meist über vom Boden bedienbare Einrichtungen (Untenentleerung).

Mineralölkesselwagen werden meist von oben befüllt und nach unten entleert. Viele Wagen dieser Bauart besitzen ein Zwangsbelüftungssystem, um eine Implosion des Wagens beim Entleeren zu verhindern. Dies sorgt dafür, dass sich der Domdeckel zur Belüftung gleichzeitig mit dem Zapfventil zur Entladung öffnet und schließt. Die Wagen mit Zwangsbelüftungssystem sind mit einer senkrechten, weißen Bauchbinde in Wagenmitte gekennzeichnet. Chemiekesselwagen werden, außer bei weniger gefährlichen Chemikalien, meist von oben be- und entleert. Über ein Druckstutzen wird Luft oder Stickstoff in das Wageninnere gepumpt, das Ladegut wird dann über ein Steigrohr aus dem Tank gedrückt und mittels einer angeschlossenen Leitung in einen anderen Behälter gefüllt. Ein Absaugen des Gutes ist ebenfalls möglich, wobei auch hier, um eine Implosion zu verhindern, unbedingt auf die Belüftung geachtet werden muss.

Eisenbahnkesselwagen mit der Gattung Z/UIC-Typennummer 7 befördern nur Flüssigkeiten und Gase. Staubgutwagen fallen unter die Sonderwagen (Güterwagen der Gattung U).

Verwendung

  • Lebensmitteltransport (Milch, Bier, Speiseöl usw.)
  • Erdöl- bzw. Erdölprodukttransport
  • Chemikalientransport
  • Flüssiggastransport
  • Druckgastransport

Wirtschaftliche Aspekte

Im Gegensatz zu den meisten anderen Wagengattungen sind Kesselwagen meistens Eigentum des Verladers oder eines speziellen Wagenvermieters wie die VTG AG oder GATX, nicht des Eisenbahnunternehmens. Die Deutsche Bahn zum Beispiel besitzt keine eigenen Kesselwagen. Dieser Umstand wird zum einen durch individuelle Produktanforderungen (z. B. Druck, Temperatur) und zum anderen durch die erhöhten Sicherheitsanforderungen im Gefahrgutbereich (RID) begründet. Daher benötigt es dedizierte Anbieter/Investoren, welche das komplexe und kostenintensive Management von KWG-Parks übernehmen. Dies umfasst neben der Instandhaltung auch die ordnungsgemäße Reinigung, wobei Umweltbestimmungen zu beachten sind.

Vor allem durch die Liberalisierung des Schienengüterverkehrs ergeben sich weiterfolgend Handlungsbereiche im Waggonumfeld, wodurch sich Dienstleistungsbetriebe rund um den Kesselwagen herausbilden. Sogar Gesamtleistungen bis hin zum Carriermanagement werden von KWG-Vermietern bereits übernommen. Eine absolute Neudefinition des Marktumfelds bewirkte die COTIF 1999, die 2006 in Kraft trat. Sie erlaubt es Wagenvermietern Waggons selbstständig in das Bahnnetz einzustellen, ohne den Weg über einen Dritten (meist ehemalige staatliche EVU) zu bestreiten.

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