Zitieren von internetquellen

Zitieren von internetquellen

Das Zitieren von Internetquellen wirft gegenüber dem Zitieren von gedruckten Veröffentlichungen besondere Probleme auf.

Als Zitat werden wörtliche oder sinngemäße Übernahmen von Textstellen sowohl in wissenschaftlichen und Fachpublikationen als auch in anderen Zusammenhängen (Journalismus, öffentliche Debatte usw.) bezeichnet. Hier geht es vor allem um den ersten Aspekt.

Inhaltsverzeichnis

Rechtliche Gesichtspunkte

Werden aus urheberrechtlich geschützten Werken (kleine) Teile entnommen, so ist dies unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Das umfassende Recht des Urhebers wird durch das Zitatrecht eingeschränkt – man spricht daher von einer Schrankenbestimmung. Im deutschen Recht darf nur dann zitiert werden, wenn die Quelle deutlich angegeben wird (§ 63 UrhG) – siehe Quellenangabe. Außerdem sind Zitate nur zulässig „in einem durch den Zweck gebotenen Umfang“, und nur dann, wenn „einzelne Werke nach dem Erscheinen in ein selbständiges wissenschaftliches Werk zur Erläuterung des Inhalts aufgenommen werden“ oder „Stellen eines Werkes nach der Veröffentlichung in einem selbständigen Sprachwerk angeführt werden“ oder „einzelne Stellen eines erschienenen Werkes der Musik in einem selbständigen Werk der Musik angeführt werden.“

Die Forderung nach Quellenangabe bezieht sich auch auf die Angabe der genauen Fundstelle (auch Angabe der Seitenzahl), soweit dies zumutbar und branchenüblich ist. So wird man etwa in Zeitungsartikeln meist vergeblich nach einer genauen Quellenangabe von wörtlichen Zitaten suchen. Bestimmte formale Vorgaben für die Art der Quellenangabe macht das Gesetz nicht. Wird ohne Kennzeichnung aus geschützten Texten abgeschrieben, spricht man von einem Plagiat.

Unwahre Zitate können gegen das Persönlichkeitsrecht desjenigen verstoßen, dem sie zugeschrieben werden. Auch gegen Verfälschungen kann juristisch vorgegangen werden. Es ist nicht zulässig, Zitate aus ihrem Zusammenhang zu reißen, wenn damit ihr Sinn erheblich geändert wird. Ebenso können nicht gekennzeichnete Kürzungen problematisch sein.

Einer der Grundsätze der Wissenschaftsethik, die unter anderem in fachspezifischen Ethikcodes ihren Ausdruck findet, lautet: Benutzte Vorlagen sind in angemessener Weise anzugeben. Wer einer Fachpublikation wichtige Anregungen entnimmt, dies aber verschweigt und sie nicht zitiert, verstößt gegen diesen Grundsatz. Ein solches wissenschaftliches Fehlverhalten kann im Extremfall insbesondere an Universitäten arbeitsrechtliche Konsequenzen haben.

Zitierrichtlinien

Da es auch für gedruckte Literatur unterschiedliche fachspezifische Zitierrichtlinien (englisch: Citation Styles) gibt, existieren keine allgemein anerkannten Vorgaben für das Zitieren von Internetquellen. Grundsätzlich wird meist empfohlen, Internetpublikationen in Anlehnung an das für das Zitieren gedruckter Veröffentlichungen gewählte Muster (Autor, Titel, Jahr) mit Internetadresse und Tagesdatum des Abrufs zu zitieren. Wird ein Tagesdatum angegeben, so könnte es sich sowohl um das Datum der Erstellung oder letzten Änderung als auch um das Datum des letzten Zugriffs durch den Zitierenden handeln.

Hat sich keine fachspezifische Zitierweise fest etabliert, ist es ratsam, durch klarstellende Zusätze Missverständnisse zu vermeiden und die jeweilige Internetseite bestmöglich auszuwerten:

  • Richard A. Melcher: „DUSTING OFF THE BRITANNICA“. In: Business Week (Archives). Stand: 9. Oktober 1997. URL: http://www.businessweek.com/1997/42/b3549124.htm (abgerufen am 22. Oktober 2006)

In vielen Internetquellen ist weder ein Autor, noch irgendein Datum angegeben, so dass diese Zusatzinformationen entfallen müssen. Oft wird mittlerweile auch generell eine vereinfachte Zitierweise in wissenschaftlichen Arbeiten benutzt:

  • http://www.bifab.de/unternehmen/index.html, zugegriffen am 22. Oktober 2006

Für Zitate von Seiten der Wikipedia ist es aufgrund der technischen Besonderheiten möglich, automatisch eine Zitatvorlage zu erzeugen: links unter Werkzeuge auf Seite zitieren klicken und die Zitatangabe mit allen Angaben herauskopieren:

  • Artikel Zitieren von Internetquellen. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. Dezember 2006, 16:50 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Zitieren_von_Internetquellen&oldid=25127289 (Abgerufen: 6. Februar 2007, 11:26 UTC)


Beispiele für unterschiedliche Quellen:

Armgard Seegers: Manuskript sucht Verlag. In: Hamburger Abendblatt (6. Oktober 2007). URL: http://www.abendblatt.de/daten/2007/10/06/801714.html (Abruf am 3. November 2008).

Patricia Arnold: Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre aus didaktischer Sicht. 12. Januar 2005, URL: http://www.e-teaching.org/didaktik/theorie/lerntheorie/arnold.pdf (Abruf am 3. November 2008).

Frank Schätzlein: Veränderungen und Tendenzen der Hörspieldramaturgie. Zu den Strategien und Positionen der dramaturgischen Arbeit im öffentlich-rechtlichen Radio. In: Relating Radio. Communities, Aesthetics, Access. Beiträge zur Zukunft des Radios. Hrsg. von Golo Föllmer und Sven Thiermann. Leipzig: Spector 2006, S. 178-191. Onlinefassung, URL: http://www.frank-schaetzlein.de/texte/hoerspieldramaturgie.htm (Abruf am 20. August 2008).

Universitätsbibliothek Bern, Koordinationsstelle Informationskompetenz: Modelle und Standards zur Informationskompetenz. 20. Juli 2007, URL: http://www.ub.unibe.ch/content/e522/e4663/e4851/index_ger.html (Abruf am 27. Oktober 2008).

Fachspezifische Formerfordernisse müssen ggf. zusätzlich berücksichtigt werden, wie zum Beispiel ein Punkt als Abschluss einer Fußnote in einer juristischen Arbeit.

Tipps

  • Es gibt in Wikipedia eine Vorlage für das Zitieren von Internetquellen, die das einheitliche Zitieren von Webseiten besonders einfach macht.
  • Dynamische Webseiten richtig adressieren: Wenn möglich, dann muss bei dynamischen Webseiten wie z. B. Weblogs oder Wikis auf den permanenten Link referenziert werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass auf die richtige Webseite bzw. auf die im Zitat verwendete Version der Internetquelle gelenkt wird.
  • Seite archivieren: Die entsprechende Webseite kann zwischenzeitlich verschwinden oder geändert werden. Das ist besonders bei Arbeiten, die sich empirisch mit dem Internet beschäftigen (z. B. Analysen von Interaktionen auf Community-Portalen) kritisch. Abhilfe: Die Webseite bei einem kostenlosen Dienst wie z. B. WebCite® speichern und dann im Zitat auf die Internetadresse der archivierten Seite referenzieren.

Literatur

  • Jens Runkehl, Torsten Siever: Das Zitat im Internet. Ein Electronic Style Guide zum Publizieren, Bibliografieren und Zitieren. 3. Auflage. Hannover : Revonnah Verlag, 2001. - ISBN 3-927715-83-2
  • Jens Bleuel: Zitation von Internet-Quellen. In: Theo Hug (Hg.): Wie kommt Wissenschaft zu Wissen? Hohengehren : Schneider Verlag, 2001. (PDF)

Weblinks


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