Zizenhausener Terracotten

Zizenhausener Terracotten

Die Zizenhausener Terrakotten, die der gelernte Kirchenmaler Anton Sohn (1769-1840) seit 1799 in Zizenhausen (ein Ortsteil der Stadt Stockach) anfertigte, dokumentieren den Geschmack des Biedermeiers und zugleich den Zeitgeist des Vormärz.

Die in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts von Anton Sohn aus gebranntem Ton, bunt bemalt, oft bis in kleinste Details zur künstlerischen Vollendung gebrachten terrakotte Figuren, sind ursprünglich als Wohnraumschmuck heute zu begehrten Sammler- und Museumsobjekten geworden. Aus einer Vielzahl der den Darstellungen zugrunde gelegten Vorlagen wurden hunderte dieser Figürchen geschaffen. Über einen Geschäftsmann (Johann Brenner) in Basel wurde der zunehmend größer gewordenen Nachfrage und dem Vertrieb kommerziell Rechnung getragen. Aus ursprünglich fast ausschließlich religiösen Motiven wurden nun Darstellungen von Trachten-, Musikanten- und Orchestergruppen geschaffen. Dazu kamen Juden, Kapuzinermönche, Soldaten sowie andere Berufsgruppen. Die Vorlagen dazu lieferten Gottfried Mind und Hieronymus Hess. In den einzelnen Werken ist das große Können des Meisters im Ausdruck der zeitkritischen Satire und der Karikatur zu finden.

"Das große Orchester", Mitte 19. Jahrhundert, Privatbesitz
"Die 7 Schwaben", Mitte 19.Jahrhundert, Privatbesitz

Als bekannteste der zahlreichen Figuren (oder Gruppen) seien Darstellungen, wie der Basler Totentanz, das aus 13 Figuren bestehende „Große Orchester“, “Die sieben Schwaben im Kampf mit einem Hasen“, „Napoleon“ oder „Kaiser Ferdinand von Österreich“ erwähnt.

Basler Totentanz Terrakotten

Nach der in der Fachwelt vorherrschenden Meinung diente 1822 eine in Frankfurt am Main im Jahre 1725 (Erstausgabe 1623) vom Kupferstecher Matthäus Merian d. Ä. zu diesen Darstellungen erschienene Auflage (ev. auch ein späterer Nachdruck dieses Werkes) als Vorlage für Anton Sohn zur Herstellung „seiner“ Basler Totentanz Terrakotten in der Werkstatt in Zizenhausen. Diese 42 figuralen Gruppendarstellungen sind im Rosgartenmuseum der Stadt Konstanz zu bewundern. Die umfassendste Sammlung zu diesem Thema besitzt das Stadtmuseum Stockach. Die in Stockach gezeigte Serie war 1890 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt worden. Darüber hinaus verfügt die Stockacher Sammlung über eine fast vollständige Gruppe von sogenannten Musterfiguren. Diese befanden sich bis 2004 im Privatbesitz der Nachfahren von Anton Sohn und wurden dann von der Stadt Stockach erworben. Die Musterfiguren waren nicht mit Firnis versehen und dienten als Farbvorlagen für die Produktion.

Literatur

  • Wilfried Seipel „Das Weltbild der Zizenhausener Figuren“, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung, Konstanz 1984, Verlag Friedr. Stadler, Konstanz. ISBN 3-7977-0084-9
  • Yvonne Istas "Terrakotten, Model und noch mehr", Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum Stockach, Konstanz 2004, Verlag werk zwei, Konstanz.

Weblinks


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