- Zylinderhut
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Der Zylinder ist ein hoher, steifer, meist schwarzer Herrenhut mit zylindrischem Kopf und fester Krempe.
Manche Modelle sind mit einer Mechanik versehen, die die „Röhre“ einfaltbar macht, so dass der Hut nur so hoch wie die Krempe ist - zum Gebrauch schlägt man die Krempe gegen die Hand, und mit einem hörbaren "Klapp" lassen Federn die Röhre zu ihrer vollen Höhe schnellen. Daher der Name für dieses Zylindermodell: Klappzylinder oder "Chapeau Claque". Der Klappzylinder besteht aus einem Drahtgestell, das mit Seide bezogen ist; der klassische harte Glanzzylinder ist dagegen mit einem langflorigen Samt bezogen, dessen flach liegende Härchen durch Lichtreflexe glänzen (Felbel). In den USA erlangte zeitweise eine besondere Variante des Zylinders Popularität, der Ofenrohrhut. Im Gegensatz zum normalen Zylinder ist er nicht konkav, sondern hat senkrechte Seiten.
Der heute als Zylinder bezeichnete Hut entwickelte sich entweder aus einem um 1780 getragenen hohen Hut aus Wollfilz oder aus dem so genannten Biberhut (Kastorhut) des englischen Landedelmannes. Dieser galt bis 1850 als unelegant und wurde von den höheren Ständen allenfalls als Reithut getragen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Januar 1797 wurde erstmals ein Seiden-Zylinder von dem englischen Hutmacher John Hetherington öffentlich getragen, wofür er angeblich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses bestraft wurde. Der Wahrheitsgehalt dieser Anekdote ist jedoch umstritten, es könnte sich um eine moderne Sage handeln.
Populär wurde der Zylinderhut erst in den 1820ern, als er zum Hut des Bürgers avancierte, sogar zum Symbol des Bürgertums schlechthin: So weigerte sich Adolph Menzel, bei der Verleihung des preußischen Adlerordens – umgeben vom uniformierten Hochadel – aus Bürgerstolz, seinen Zylinder abzunehmen.
Die frühen Zylinder wurden noch aus hellgrauem oder hellbeigem Filz hergestellt, seltener aus schwarzem, und mit einem schmalen Band versehen. Nach 1830 kam der Chapeau Claque auf; in dieser Zeit wurde der Zylinder auch zum Reithut der Frau. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt diese Kopfbedeckung vor allem als eleganter Abendhut in schwarzer glänzender Seide und mit farbigem, meist rotem Futter. Der graue Zylinder war ein Tageshut für festliche Anlässe. Der Dorveille war ein, an der Herrenmode orientierter, zylinderförmiger Damenhut, der mit farbigen Bändern, Schleifen oder Bordüren versehen war.
Schon im 19. Jahrhundert wurde der Hut Bestandteil bestimmter Berufstrachten, zum Beispiel der Schornsteinfeger und Kutscher.
Der Zylinder wird heute nur zu besonders festlichen Anlässen getragen, und auch dann nur zu einem förmlichen Cutaway oder Frack.
Der Zylinderhut ist heute zum Symbol für Zauberkünstler geworden, wovon auch die Redewendung „wie ein Kaninchen aus dem Zylinderhut“ (wenn jemand überraschend neue Argumente oder Ideen vorträgt) zeugt.
Als Symbol des freien Menschen findet sich der „Hohe Hut“ noch heute als Bestandteil der freimaurerischen Kleidung in Tempelarbeiten wieder.
Literatur
- Loschek, Ingrid: Reclams Mode- und Kostümlexikon. Stuttgart 5. Aufl. 2005. ISBN 3-15-010577-3
- Loschek, Ingrid: Accessoires. Symbolik und Geschichte. München 1993. ISBN 3-7654-2629-6
Weblinks
Siehe auch
- R.&M. Wegener - Älteste Hutfabrik Deutschlands
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