Zünslerartige

Zünslerartige
Pyraloidea
Mehlzünsler (Pyralis farinalis)

Mehlzünsler (Pyralis farinalis)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Unterordnung: Glossata
Überfamilie: Pyraloidea
Wissenschaftlicher Name
Pyraloidea
Latreille, 1802

Die Pyraloidea, auch Zünslerfalter genannt, ist mit etwa 16.000 beschriebenen Arten weltweit eine der größten Überfamilien der Schmetterlinge (Lepidoptera). Die vermutete Artenzahl beträgt aber etwa das doppelte.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Das Aussehen der Falter variiert von sehr klein und schlank bis sehr groß und robust. Ihre Vorderflügellänge reicht dabei von 5 bis 75 Millimeter, die Mehrzahl der Arten hat aber eine Flügellänge unter 30 Millimetern. Das Hauptmerkmal, das die Monophylie dieser Gruppe begründet, ist die Struktur der paarigen Tympanalorgane an der Bauchseite des zweiten Hinterleibssegmentes. Nur wenige Arten besitzen zurückgebildete oder keine Tympanalorgane. Darüber hinaus besitzen die meisten Arten Maxillarpalpen, falls vorhanden ist der Saugrüssel an der Basis beschuppt, die Adern R3 und R4 der Vorderflügel sind nahe beieinander oder zusammengeschlossen und die Adern Sc, R1 und Rs der Hinterflügel spalten sich erst auf der vom Körper abgewandten Seite der Diskoidalzelle (distal) auf.

Die Eier sind abgeflacht, ei- oder linsenförmig und haben eine dünne Schale, die nur unscheinbar strukturiert ist.

Vorkommen

Arten der Pyraloidea findet man auf der ganzen Welt, auch auf entlegenen Inseln, wie beispielsweise auf Hawaii von der Küste bis in die nivale Zone des Hochgebirges. Sie fehlen lediglich in der Antarktis. Ihr Hauptverbreitungsgebiet sind die niedrigen und mittleren Lagen der Tropen, wobei die überwiegende Artenzahl aus der Neotropis bekannt ist. Die Nearktis ist das am wenigsten repräsentierte Gebiet. Zwar wurden einige Arten durch den Menschen weltweit verbreitet, es gibt aber auch solche, die sich auf natürlichem Wege über sehr große Gebiete ausgebreitet haben. Manche Gattungen, wie etwa Udea aus der Unterfamilie Pyraustinae oder Eudonia der Scopariinae sind nicht nur auf den Kontinenten weit verbreitet, man findet endemische Arten dieser Gruppen auf entlegenen Inseln in allen Ozeanen. Die Gattung Scoparia hingegen findet man beispielsweise auf allen Kontinenten, sie ist aber auf Inseln nur sehr schwach repräsentiert. Es gibt auch einige Gattungen die über eine gesamte Klimazone verbreitet sind, wie etwa Synclera der Pyraustinae, über die Tropen. Andererseits gibt es nicht nur auf Inseln endemische Arten, sondern auch solche, die am Festland nur auf einem sehr eng umfassten Gebiet vorkommen.

Lebensweise

Die Raupen primitiver Arten der Pyralidae ernähren sich von Pilzen und/oder trockenen bzw. faulenden tierischen oder pflanzlichen Materialien. Die Raupen einiger primitiver Crambidae ernähren sich von Kryptogamen, wie Algen, Moosen, Farnen und Flechten. Es wird vermutet, dass die Anpassung der ursprünglichsten Arten der Falter an diese ursprünglichen Pflanzengruppen deswegen erfolgte, da die Falter bereits zu einer Erdgeschichtlichen Zeit existierten, in der sich Samenpflanzen noch nicht entwickelt hatten. Unabhängig davon ernährt sich der überwiegende Teil der Arten der Pyraloidea von Nackt- und Bedecktsamern. Darüber hinaus gibt es auch einige Arten, die sich räuberisch von Pflanzenläusen und anderen Insekten ernähren, oder als Parasiten mit und von nestbildenden Insekten leben.

Unter den Schmetterlingen zeigen die Arten der Pyraloidea eine der größten Breite an verschiedenen Lebensweisen. Die überwiegende Mehrzahl von Raupen der Überfamilie lebt aber versteckt. Sie rollen, falten oder weben Blätter zusammen, bauen Tunnels oder Röhren aus Sand, Ausscheidungen oder gesponnener Seide, bohren in Ästen, Wurzeln, Trieben, Knospen, Früchten, Samen oder Pflanzengallen, leben als Minierer oder versteckt in Insektennestern. Die Raupen der Unterfamilie Acentropinae sind sogar an das Leben unter Wasser angepasst.

Die Falter und der Mensch

Viele Arten gelten in der Land- und Forstwirtschaft als ernstzunehmende Schädlinge. Vor allem die Gruppen, die Samen anbohren oder fressen, sind auch potenzielle Schädlinge an eingelagertem Getreide und Lebensmitteln wie etwa die Mehlmotte (Ephestia kuehniella). Andere richten Schäden an verschiedensten Nutzpflanzen an, wie beispielsweise der Maiszünsler (Ostrinia nubilalis) an Maiskulturen. Arten wie die Kleine Wachsmotte (Achroia grisella) schädigen aber auch Bienenstöcke.

Nur wenige Arten gelten für den Menschen direkt als nützlich, dabei handelt es sich meist um jene Arten, die im Zuge des Biologischen Pflanzenschutzes gegen Unkräuter eingesetzt werden.

Systematik

Ursprünglich wurden zur Pyraloidea auch die Familien der Pterophoridae, Thyrididae, Tineodidae, Hyblaeidae, Oxychirotidae, Alucitidae und Dudgeoneidae gezählt. Diese wurden aber in den letzten Jahrzehnten nach und nach ausgegliedert, sodass gegenwärtig nur zwei Familien innerhalb der Pyraloidea unterschieden werden:

Letztere werden von manchen Lepidopterologen nicht als eigene Familie anerkannt, Kristensen und auch andere sehen aber die Monophylie der Familie aufgrund der unterschiedlichen Ausbildung ihrer Tympanalorgane als gesichert an. Weitere Unterschiede sind in der Flügeläderung zu finden.

Quellen

Literatur

  • Karl Eckstein: Die Schmetterlinge Deutschlands. 5. Band, Die Kleinschmetterlinge Deutschlands. K. G. Lutz Verlag, Stuttgart 1933.
  • B. Goater: British Pyralid Moths. 175 S., Harley Books, Colchester, Essex 1986.
  • N. P. Kristensen: Lepidoptera, Moths and Butterflies, 1: Evolution, Systematics, and Biogeography. Handbuch der Zoologie 4 (35), Walter de Gruyter. Berlin, New York 2003, ISBN 3-11-015704-7
  • E. G. Munroe & M. A. Solis: The Pyraloidea. In: N. P. Kristensen (Hrsg.): Lepidoptera, Moths and Butterflies. Volume 1: Evolution, systematics, and biogeography. In: M. Fischer (Hrsg.), Handbook of Zoology. Volume IV Arthropoda: Insecta, Part 35. S. 233–256, Walter de Gruyter, Berlin 1998.
  • František Slamka: Die Zünslerfalter (Pyraloidea) Mitteleuropas : Bestimmen - Verbreitung - Fluggebiet - Lebensweise der Raupen. 2. teilweise überarbeitete Aufl. 112 S., Bratislava 1997, ISBN 80-967540-2-5

Weblinks


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