- Östlich-orthodox
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Die Bezeichnung östlich-orthodoxe Kirche(n) ist ein unglücklicher Eindeutschungsversuch von Eastern Orthodox Church(es), womit im Englischen die byzantinischen (chalcedonensischen) Ostkirchen im Gegensatz zu den nicht-chalcedonensischen Oriental Orthodox Churches (dt. Altorientalische Kirchen) gemeint sind.
Hintergrund ist die im Westen wenig bekannte Tatsache, dass das östliche Christentum aus zwei theologisch getrennten „Konfessionsfamilien“ besteht:
- Die Orthodoxen Kirchen im engeren Sinne, die aus der byzantinischen Reichskirche hervorgegangen sind und den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel als ihr Ehrenoberhaupt anerkennen. Die Reichskirche spaltete sich erst 1055 in einen westlichen (römisch-katholische Kirche) und einen östlichen Teil. Letzterer feiert den Gottesdienst bis heute im Byzantinischen Ritus und wird deshalb treffender auch als Byzantinisch-Orthodoxe Kirchen bezeichnet. Zu ihnen gehören etwa die griechische, russische und rum-orthodoxe Kirche.
- Die Altorientalischen Kirchen wurden bereits 451 beim Konzil von Chalcedon aus der Reichskirche ausgeschlossen und in der Folge von den byzantinischen Behörden verfolgt. Ihr Verbreitungsgebiet kam jedoch zum größten Teil im 7./8. Jahrhundert unter islamische Herrschaft, die meisten altorientalischen Kirchen sind heute christliche Minderheitenkirchen im islamisch geprägten Nahen Osten. Zu ihnen gehören etwa die ägyptische koptische Kirche und die syrisch-orthodoxe Kirche. Die einzigen altorientalischen Mehrheitskirchen sind die armenische und die äthiopische Kirche.
Da vom deutschen Sprachraum aus betrachtet beide Konfessionsfamilien ihr Verbreitungsgebiet „im Osten“ haben, ist die Bezeichnung „Östlich-Orthodox“ zur Unterscheidung wenig hilfreich.
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