- Über sieben Brücken mußt du gehn
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Über sieben Brücken mußt du gehn ist ein 1978 von der DDR-Rockband Karat veröffentlichtes Lied. Es gehört zu den bekanntesten deutschen Liedern der jüngeren Vergangenheit.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Der Ursprung des Liedes geht auf eine 1975 von Helmut Richter geschriebene Liebesgeschichte zurück, die von der unglücklichen Beziehung zwischen einem Polen und einer Deutschen handelt. Gegen Ende der Geschichte reflektiert die Protagonistin Gitta innerlich immer wieder die Verszeilen „Über sieben Brücken mußt du gehn“, die ihren Kummer, aber auch ihre Hoffnung und Zuversicht ausdrückt[1]. 1976 wurde diese Geschichte vom Deutschen Fernsehfunk aufgekauft. Für die Filmproduktion schrieb wiederum Richter das Szenarium, Regie führte Hans Werner. Werner war es auch, der für die Filmmusik den Komponisten Ulrich Swillms vorschlug, damals Keyboarder und Hauptkomponist der Gruppe Karat, die in ihrer bisherigen Karriere schon auf einige erfolgreiche Titel zurückblicken konnte. Während der Produktion des Filmes entstand so die Idee, ein Titellied zu verfassen, dessen Kernzeile „Über sieben Brücken mußt du gehn“ aus der ursprünglichen Erzählung übernommen wurde. Swillms kommentierte die Entstehung des Songs einmal so: „Ich habe zwei Wochen auf diesen Text gestarrt, bevor er sich auf einmal vertonen ließ. Aber dann! Aufgenommen werden musste das Stück nämlich morgens zwischen acht und zehn in einem mickrigen Übertragungswagen, der sich großspurig ‚Europa-Studio Grünau[‘] nannte. Können Sie sich vorstellen, was dabei raus kommt – morgens um acht?“[2]
Am 30. April 1978 wurde der Film, der schließlich den gleichen Namen wie das Lied trug, urgesendet. Noch am Tag der Ausstrahlung riefen im Fernsehstudio Adlershof zahlreiche Interessenten aus beiden Teilen Deutschlands an, um sich zu erkundigen, wo es den Titel zu erwerben gäbe. Als Karat beim Internationalen Schlagerfestival 1978 in Dresden mit dem Titel auftrat und den Grand Prix gewann, erlangte der Titel rasch noch größere Popularität. Eine Single wurde gepresst und das Lied landete in der DDR-Jahreshitparade auf Platz 2, hinter dem Titel König der Welt, der ebenfalls von Karat stammt. 1979 veröffentlichte Karat das Album Über sieben Brücken in der DDR, das im gleichen Jahr auch unter dem Namen Albatros in der Bundesrepublik Deutschland auf dem Label Pool erschien. Von dem Album wurden in den folgenden Jahren etwa 800.000 Exemplare verkauft.[3]
Coverversion von Peter Maffay
1980 besuchte Peter Maffay die Gruppe Karat bei einem Konzert in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Er hatte Über sieben Brücken mußt du gehn im Radio gehört und bat die Band um Erlaubnis, den Titel nachspielen zu dürfen. Karat willigte ein und Maffay produzierte eine neu arrangierte Version des Liedes, unter anderem mit einem Saxophon-Solo. Der Song erlangte in Maffays Version schnell eine noch größere Bekanntheit. Das Album Revanche, das den Titel enthält, verkaufte sich über zwei Millionen Mal. Da es Karat als DDR-Band in den ersten Jahren der 1980er Jahre von Seiten des Kulturministeriums der DDR verboten war, im Fernsehen der Bundesrepublik aufzutreten, war der Titel verstärkt in der Interpretation Peter Maffays in den Medien präsent. Das führte auch dazu, dass viele Hörer bis heute glauben, der Titel stamme ursprünglich von Maffay.
Seit 1990 wurde Über sieben Brücken auch von beiden Interpreten gemeinsam aufgeführt. So existiert ein Duett, welches 1990 auf dem Karat-Album …im nächsten Frieden erschien. Auch live präsentierten die Interpreten den Titel einige Male gemeinsam, so zum Beispiel am Tag der Deutschen Einheit im Jahr 2000 in Berlin, zum 25-jährigen Jubiläumskonzert von Karat ebenfalls im Jahr 2000 in der Berliner Wuhlheide oder 2008 zur „Goldenen Henne“.
Weitere Coverversionen
Das Lied wurde inzwischen von vielen anderen Interpreten, teilweise auch in anderen Sprachen, nachgesungen, darunter Adoro (2008), Erkan Aki & Xavier Naidoo (2001), Josep Carreras mit Herbert Dreilich & Peter Maffay (2002), Drafi Deutscher (2002), Dieter Thomas Kuhn (1997), Liesbeth List (1982 in Niederländisch), Puhdys (2003), Max Raabe & Palast Orchester, Scooter (2005)[4] sowie von Vicky Leandros (1982) und Chris de Burgh (2011) auf Englisch als Seven Bridges.
Literatur
- Caroline Gerlach: Karat. Pop Nonstop. Berlin 1985.
- Helmut Richter: Auf der wievielten Brücke stehen wir? In: Der Mauerfall – 20 Jahre danach. Hrsg. von Petra Heß und Christoph Kloft, Zell/Mosel 2009, S. 197–202.
- Christine Dähn: Karat. Über sieben Brücken musst du gehn. Berlin 2010, S. 232–237.
Weblinks
- Offizielle Website von Karat
- Dirk Reifenberg: Deutsch lernen und unterrichten – Arbeitsmaterialien. Unterrichtsreihe: Der Mauerfall. dw-world.de, 2. Juli 2007 (PDF, 48 KB, mit Interview mit Helmut Richter).
Einzelnachweise
- ↑ Seite mit Link zu dem Liedtext und der Erzählung.
- ↑ Birgit Walter: Der verlorene Musiker. In: Berliner Zeitung, 9. September 2000, abgerufen am 16. Juli 2010.
- ↑ Interview mit Helmut Richter. In: Dirk Reifenberg: Deutsch lernen und unterrichten – Arbeitsmaterialien. Unterrichtsreihe: Der Mauerfall. dw-world.de, 2. Juli 2007 (PDF, 48 KB).
- ↑ Vgl. Über sieben Brücken mußt du gehn. Suchabfrage auf coverinfo.de.
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