Überbasis

Überbasis

Mit dem Panoramaregler wird die Lautstärkenverteilung eines Audiosignals auf zwei Kanäle geregelt. Er wird auch Panoramapotentiometer oder in der Alltagssprache der Tontechniker meistens kurz Panpot genannt. Das korrekte Wort Panoramasteller konnte sich wenig durchsetzen.


Inhaltsverzeichnis

Funktionsbeschreibung

Das Stereoklangbild wird als Panorama bezeichnet. Der Panoramaregler beim Eingangskanal des Mischpults ermöglicht die Platzierung des Monosignals in dieses Stereopanorama. Dabei kann jedes Monosignal durch Pegeldifferenzen Δ L der beiden Signalspannungen UL und UR in jede Hörereignisrichtung auf der Stereo-Lautsprecherbasis als Phantomschallquelle gestellt werden. Panpots dienen in Stereo-Mischpulten bei der "Intensitäts"-Stereofonie zum beliebigen Richtungsverteilen von einkanaligen Signalen zwischen links und rechts, wobei allein die Pegeldifferenz der Spannung durch Spannungsteiler erzeugt wird. Der entstandene Lokalisationseffekt wird auch Bildung von Phantomschallquellen genannt. Mischpulthersteller sehen nur die Intensitätsstereofonie als gegeben an, so wie sie der Rundfunk wegen der einwandfreien Mono-Kompatibilität und die Popmusik wegen der "robusten" und einfachen Mischtechnik und der leichten Erzeugung der Stereorichtungen überwiegend verwendet. Je nach Amplitudenverteilung der Signalspannung erscheint das Signal gehörmäßig dann in einer bestimmten Position − der Hörereignisrichtung – mehr oder weniger weit rechts oder links von der Stereo-Mitte entfernt. Üblicherweise muss das Mono-Eingangssignal durch einen Spannungsteiler so aufgeteilt werden, dass die Summe der beiden Ausgangspegel leistungsmäßig immer konstant bleibt. Damit ändert sich die Lautstärke der Phantomschallquelle beim Regeln des Panpots nicht. Bei Mittenstellung (meistens mit „C“ für centre bezeichnet) des Potis ist die Dämpfung zwischen Eingang und Ausgang meistens (−)3 dB

Die Panoramaregler sind in den Stellungen L (links), C (centre) und R (rechts) alle sehr ähnlich. Für eine Hörereignisrichtung 100 % L bzw. R, also die Richtung aus einem Lautsprecher, benötigt man eine Pegeldifferenz von Δ L = 18 dB (16 bis 20 dB). Problematisch sind die Werte dazwischen, die je nach Drehwinkel sehr große Unterschiede in den erzeugten Pegeldifferenzen bei den verschiedenen Mischpulten aufweisen. Eine Angabe, wie: Panpot auf Winkelstellung "10 Uhr" oder "3 Uhr" ist wegen der großen Werteunterschiede keine hinweisende Aussage. Bei Panpots verschiedener Mischpulte liegt zum Beispiel die Richtung halblinks mit 6 bis 7 dB Pegelunterschied auf anderen Einstellungspunkten des Panpots. [1]

Üblich als Stereomikrofone für die Aufnahmetechnik allein mit Pegeldifferenzen sind Koinzidenzmikrofone.

Der Begriff Panpot-Regler wird gelegentlich auch unrichtigerweise für Balance- und Überblendregler verwendet. Diese dienen zur Mischung und Anwahl zweier Signalquellen zum Beispiel bei Gitarrenpickups.

Auch MIDI kennt den Panorama-Regler (Controller #10). In Effektgeräten und Synthesizern können zusätzlich durch spezielles Programmieren von LFOs oder der Anschlagdynamik Panorama-Effekte erzeugt werden.

Richtungsmischer mit Überbasis

Der Richtungsmischer ermöglicht die getrennte Regelung der Stereo-Basisbreite und der Stereo-Richtung auf der M/S-Ebene. Das Eingangssignal wird von L/R nach M/S mit einer Matrix umgesetzt. Danach erfolgt die Regelung. Über eine weitere Matrix wird das modifizierte M/S-Signal wieder in ein L/R-Signal zurückgewandelt. Ein Regler ermöglicht die Regelung der "Basisbreite" von Mono über Stereo-Normal bis zu 200 % Überbasis. Der andere Regler beeinflusst die "Richtung" von 'Mono von Links' bei Linksanschlag über 'Stereo-Normal' in Mittelstellung bis 'Mono von Rechts' bei Rechtsanschlag. Über einen Schalter kann der Eingang auf M/S-Betrieb umgeschaltet werden. Der Eingangskanal für das linke Signal muss dann stattdessen mit dem Mitten-Signal bedient werden und der für das rechte Eingangssignal stattdessen mit dem Seitensignal S.
Siehe: [2]

Surround-Sound

Beim Surround-Sound, also bei mehr als zwei Kanälen, dient so ein Einsteller zur Verteilung eines einkanalig oder mehrkanalig aufgenommenen Schallereignisses oder elektronischen Signals, das auf eine größere Anzahl von Kanälen, zum Beispiel fünf, sechs, sieben oder noch mehr Kanäle verteilt werden muss. Dabei beruht die Anwendung dieses Verfahrens allein auf der Ausnutzung der Richtungswahrnehmung durch Pegeldifferenzen Δ L. Es ist nicht bei räumlich ausgedehnten Schallquellen anwendbar.

Keine Intensität

Das Wort Intensität hat bei diesen Reglern nichts zu suchen, denn diese Spannungsteiler ändern nur die Spannungsverhältnisse oder eben die Spannungspegel. Intensitätsstereofonie heißt richtiger Pegeldifferenzstereofonie. Unsere Ohren und die Mikrofone sind nur für die Amplitudenauslenkungen der Schallfeldgröße, den Schalldruck empfindlich und nicht, wie gerne falsch angegeben wird für die Schallenergiegröße die Schallintensität. Weder unsere Trommelfelle, noch die Mikrofonmembranen können diese Schallintensität verwerten.

Literatur

  • Roland Enders: Das Homerecording Handbuch. 3. Auflage, Carstensen Verlag, München, 2003, ISBN 3-910098-25-8
  • Thomas Görne: Tontechnik. 1. Auflage, Carl Hanser Verlag, Leipzig, 2006, ISBN 3-446-40198-9
  • Hubert Henle: Das Tonstudio Handbuch. 5.Auflage, GC Carstensen Verlag, München, 2001, ISBN 3-910098-19-3

Siehe auch

Knüppelstereofonie | Hörereignisrichtung | Lautsprecherbasis | Koinzidenzmikrofon | Intensitätsstereofonie | MIDI | Spannungsteiler | Lokalisationsschärfe |

Weblinks


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