Berliner Schachgesellschaft

Berliner Schachgesellschaft

Die Berliner Schachgesellschaft (BSG) ist Deutschlands ältester noch existierender Schachverein. Heute trägt er - nach einer Fusion 1949 mit der Schachvereinigung Eckbauer 1925 - den Namen Berliner Schachgesellschaft 1827 Eckbauer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Im „Blumengarten“ an der Potsdamer Chaussee, einem bis 1854 bestehenden Gartenlokal, trafen sich 1827 zwölf Schachspieler. Unter der Leitung Hermann Reinganums und des Hauptmanns von Carisien fanden einmal wöchentlich Treffen statt. Halbjährlich hielt die Runde Generalversammlungen ab und am 2. April 1829 einigte man sich auf den Namen Schachgesellschaft.

Mit dem exklusiveren Berliner Schachclub von 1803, auch Großer oder Alter Club genannt, bestand ein gutes Verhältnis. Im Jahr 1837 wurde sogar, wenngleich ohne Ergebnis, die Möglichkeit diskutiert, die Schachgesellschaft mit dem Alten Club zu vereinen (dieser wurde dann 1847 aufgelöst).

Entwicklung im 19. Jahrhundert

Die Schachgesellschaft entwickelte sich bald zum führenden Verein in Deutschland/Preußen. Maßgeblich daran beteiligt war eine Gruppe von sieben Schachmeistern: Die „Plejaden“ (das Siebengestirn mit Ludwig Bledow, Tassilo von Heydebrand und der Lasa, Paul Rudolph von Bilguer, Wilhelm Hanstein, Bernhard Horwitz, Carl Mayet und Karl Schorn) waren die Begründer der Berliner Schachschule. Viele der heute gültigen Schachregeln sind in diesem Kreis entstanden und wurden danach allgemein anerkannt. Das Handbuch des Schachspiels, der Bilguer, entstand in dieser Gruppe, ebenso 1846 die Deutsche Schachzeitung.

Bedeutende Schachspieler des Vereins in dem Jahrhundert waren unter anderem Adolf Anderssen, Johannes Hermann Zukertort, Emanuel Lasker (Mitglied ab 1891, Weltmeister 1894–1921), Emil Schallopp und Philipp Hirschfeld.

Das früheste bekannte Vereinsturnier fand 1853 statt. Der Sieger war Jean Dufresne, der einen Stichkampf gegen Max Lange gewann.[1]

Entwicklung bis 1945

Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Schachgesellschaft der mit Abstand stärkste deutsche Schachverein. Am 26. April 1901 war der Klub Gründungsmitglied des Allgemeinen Schachbundes zu Berlin. Rund fünf Monate später trat die Schachgesellschaft auch wieder dem Deutschen Schachbund bei, der Jahre zuvor im Zwist verlassen wurde.

Vorsitzender der Schachgesellschaft zwischen 1911 und dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Meisterspieler und einflussreiche Schachfunktionär Ehrhardt Post, der nach dem Ersten Weltkrieg die Geschicke des Berliner Schachverbandes bestimmte und zugleich nach 1933 als Geschäftsführer und zentrale Figur des Großdeutschen Schachbundes amtierte.

Im Jahr 1910 hatte die Schachgesellschaft 275 Mitglieder. Die Spiellokale wechselten Anfang des 20. Jahrhunderts oft, unter anderem gehörte das Café Kerkau dazu. Erst in der Kantstraße 8 (neben dem Theater des Westens) fand der Verein ein eigenes Klubheim, das auch dem Berliner Schachverband als Geschäftsstelle diente. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wiederaufgebaut. Das Areal wurde erst ab 2005 wieder mit einem Hotel bebaut.

Jubiläumsturnier von 1928

Die Berliner Schachgesellschaft beging am 3. Dezember 1927 ihre Jahrhundertfeier im Bürgersaal des Berliner Rathauses. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete ein großes Internationales Schachmeisterturnier (4. bis 20. Februar 1928), das Aaron Nimzowitsch vor Efim Bogoljubow und Savielly Tartakower gewann.[2]

Zusammenschluss zur BSG Eckbauer (1949)

Die traditionsreiche Schachgesellschaft musste durch die enge Verflechtung mit dem Großdeutschen Schachbund als politisch belastet gelten. Der Verein war zudem organisatorisch stark geschwächt. Am 3. Juli 1949 formierten sich die restlichen Mitglieder der Berliner Schachgesellschaft und der 1925 gegründeten „Schachvereinigung Eckbauer“ − die bis dahin als „Schachgruppe Charlottenburg“ gemeinsam aktiv waren − zur Schachgesellschaft Eckbauer.[3] Der Verein Eckbauer hatte bereits in der Vorkriegszeit größere schachliche Erfolge verzeichnet und bot sich als Partner für ein Zusammengehen an.

Im Jahr 1953 wurde eine Namensänderung beschlossen (Berliner Schachgesellschaft Eckbauer). Im März 1955 wurde dann in die Satzung der folgende Absatz aufgenommen: „Die Gesellschaft ist aus dem Zusammenschluss des Schachvereins Berliner Schachgesellschaft, gegründet 1827, und der Schachvereinigung Eckbauer, gegründet 1925, hervorgegangen und führt deren Tradition fort.”[4] Durch Hinzufügung des Gründungsjahrs erhielt der Vereinsname zugleich die heutige Form: Berliner Schachgesellschaft 1827 Eckbauer e.V.

Sportliche Erfolge

Die BSG 1827 Eckbauer kam acht Mal ins Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft, wobei der Verein 1957 und 1961 Deutscher Mannschaftsmeister wurde. Bis 1967 gewann die Schachgesellschaft fünfzehn Mal die Berliner Mannschaftsmeisterschaft. Aktuell (Saison 2010/2011) spielt die Erste Mannschaft des Vereins in der Berliner Stadtliga B.

Einzelnachweise

  1. Berliner Schachverband: Berliner Meisterschaft 1853
  2. Berliner Schachverband: Das hundertjährige Jubiläum der Berliner Schachgesellschaft Artikel aus Ludwig Bachmanns Schach-Jahrbuch 1928
  3. Protokoll der Gründungsversammlung der „Schachgesellschaft Eckbauer vom 3.7.1949“, abgedruckt (mit weiteren Informationen) im Klubmagazin Der Eckbauer, 1999, Nr. 2
  4. Zitiert in dem Artikel über die Vereins(neu)gründung „Vor 50 Jahren“, a.a.O.

Literatur

  • 140 Jahre Berliner Schachgesellschaft. In: Mitteilungsblatt des Berliner Schachverbandes. Heft 6/1967.
  • Günther Busse: Die Berliner Schachgesellschaft 1827 Eckbauer und ihre Vorgängerinnen. Ein historischer Abriß anläßlich des 150 jährigen Bestehens. Berlin 1977.
  • Otto Zander: 100jähriges Bestehen. Die Geschichte der Berliner Schachgesellschaft. Berlin 1928.

Weblinks


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