- Best Ager
-
Unter Best Ager (auch Generation Gold, Generation 50plus, Silver Ager, Golden Ager, Third Ager, Mid-Ager, Master Consumer, Mature Consumer, Senior Citizens, "over 50s") versteht man eine Zielgruppe von Personen im gehobenem Lebensalter (meist über 50 Jahre).
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Bei dem Begriff "Best Ager" handelt es sich um einen deutschen Scheinanglizismus, der vermutlich vom Ausdruck "im besten Alter" abgeleitet ist und außerhalb des deutschsprachigen Raums weder gebräuchlich noch verständlich ist. Im Englischen spricht man in der Regel von "over 50s".
Definition
Bei dem Versuch diese Zielgruppe zu benennen ist sich die Fachliteratur noch uneins. Eine einheitliche Definition fehlt bislang. Der Begriff „Best Ager“ scheint sich durchzusetzen.
Altersgrenzen
Der Begriff Best Ager lässt bereits darauf schließen, dass eine genaue Altersangabe für die Bestimmung der Zielgruppe nicht einfach und nicht immer richtig ist. Wann sich ein Mensch in seinen besten Jahren befindet, hängt zum großen Teil von seinem subjektiven Empfinden und seinem individuellen Verhalten in einer Lebensphase ab.
Die bloße Zugehörigkeit zu einer bestimmten Altersgruppe macht aus einem Menschen also noch keinen Best Ager. Es sind stattdessen vielmehr die spezifischen Ansprüche und Charakteristika. Hierbei spielt das Alter natürlich eine wichtige Rolle. Entscheidender aber ist das persönliche Empfinden. Dieser Umstand wird jedoch häufig noch vernachlässigt. Und das nicht nur weil es schwierig ist, das gefühlte Alter von Menschen einzuschätzen, sondern auch weil häufig das Bewusstsein fehlt, dass die identische Zahl an Lebensjahren nicht auch identische Bedürfnisse und Vorstellungen bedeutet. Marketingverantwortliche und Betreiber von Portalen erkennen in Deutschland erst langsam, dass nicht alle über 50-Jährigen die gleichen Bedürfnisse haben. Eine Erkenntnis, die in den USA und UK seit langem vorhanden ist.
In Forschung und Marketing wird inzwischen häufig eine Differenzierung in Youngster, Mid Ager, Best Ager und Seniors vorgenommen.
Demographie
Der Trend im Bevölkerungswandel in einem Satz: Die Bevölkerung in Deutschland wird älter und die Einwohnerzahl nimmt ab.
Die deutsche Bevölkerung schrumpft bis zum Jahr 2060 – so eine Ende 2009 veröffentlichte Studie des statistischen Bundesamtes – von gegenwärtig rund 82 Millionen auf 64,7 Millionen Menschen. Das bedeutet einen Rückgang der Bevölkerungszahl um rund 27 Prozent. Zudem schieben sich die geburtenstarken Jahrgänge wie ein Berg durch die Alterspyramide. Gegenwärtig kommen 28 Personen im Rentenalter auf 100 Bürger im erwerbsfähigen Alter. Im Jahr 2050 stünden 100 Beschäftigten jedoch schon 53 Rentner gegenüber. Gleichzeitig sinkt bis 2050 der Anteil der Kinder und Jugendlichen von jetzt 22 auf 14 Prozent.
Setzt sich die Bevölkerungsentwicklung wie bisher fort, dann werden nach den Berechnungen der UN im Jahr 2050 fast 45 Prozent der deutschen Bevölkerung der Generation 55+ angehören. Dieser nicht mehr abzuwendende Trend – immer mehr ältere Menschen und bei einer rückläufigen Gesamtbevölkerung – stellt die Politik vor große Finanzierungsprobleme. Die beschlossene Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre ist ein erster Lösungsansatz.
Marketing
Die angesprochenen demografischen Veränderungen lassen einen Wandel im Marketing beobachten. Das Seniorenmarketing rückt diese Zielgruppe in den Fokus der strategischen Überlegungen. Die Best Ager gelten als kaufkräftig, konsumfreudig, qualitätsbewusst und bergen wichtiges Verkaufspotenzial. Mit Interessen, die weit über die entsprechenden Klischeevorstellungen wie Gesundheitsartikel oder klassische Literatur hinausgehen, treten die Best Ager in das Blickfeld der Verkaufsstrategen. Ihr Kaufverhalten wird inzwischen von vielen Studien untersucht mit teilweise überraschenden Ergebnissen. Um die Best Ager als Zielgruppe wirkungsvoll ansprechen zu können, ist es deshalb notwendig, sich eingehend mit den Besonderheiten und den spezifischen Ansprüchen der sehr heterogenen Gruppe zu beschäftigen[1].
Best Ager und das Internet
Die Nutzung des Internets hat bei den Best Agern eine besondere Bedeutung. In diesem Zusammenhang hat sich der Begriff Silver Surfer etabliert. Für deutsche Best Ager wird das Internet immer wichtiger. Das geht aus einer Studie hervor, die die European Interactive Advertising Association (EIAA) Juli 2007 in London vorstellte[2]. Der Branchenverband der europäischen Online-Vermarkter ließ hierzu rund 7000 Menschen in zehn europäischen Ländern befragen.
Knapp ein Viertel (24 Prozent) der Best Ager ist regelmäßig online, vor allem Recherchen per Suchmaschine und E-Mails sind beliebt. In Deutschland greifen fast 90 Prozent der 55-jährigen Internetnutzer hierauf zurück. Der Austausch mit anderen Internetnutzern in Foren (23 Prozent), das Herunterladen von Musik (17 Prozent) und das Telefonieren übers Internet (16 Prozent) sind ebenfalls populär.
Immer mehr ältere Menschen entdecken die vielfältigen Möglichkeiten der Online-Welt und nutzen sie aktiv zur Information, zur Kommunikation, zum Online-Shopping und immer mehr auch zur Unterhaltung. Viele Alltagsaktivitäten verlagern sich bei den Silver Surfern verstärkt ins Internet, wobei der Aspekt, Dinge des Alltags bequem von zu Hause erledigen zu können, gerade für ältere User zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Dabei setzen die meisten Silver Surfer in Deutschland auf einen Internet-Breitbandanschluss. Mehr als jeder zweite von ihnen (51 Prozent) verfügt über diese Technik. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass die Best Ager in Deutschland durchschnittlich sieben Stunden pro Woche online verbringen. Dies entspricht einer Steigerung von 14 Prozent gegenüber 2004. Im Vergleich liegt Deutschland damit knapp hinter dem europäischen Durchschnitt von 8,8 Online-Stunden pro Woche.
Siehe auch
Literatur
- Sebastian van Baal: Konsumenten ab 50 Jahren als Zielgruppe im E-Commerce: Vergleichende Ergebnisse einer empirischen Untersuchung, Köln 2007, ISBN 978-3-935546-03-4.
- Ursula Hoffmann-Kramer, Die verjüngten Alten. Lebensstile, Bedürfnisse, Konsumverhalten, VDM Verlag Dr. Müller (Januar 2007), ISBN 978-3836403467.
- Verena Schütte, 50-plus in der Werbung. Wie die Best Agers ins Bild gesetzt werden, Vdm Verlag Dr. Müller; Auflage: 1 (Oktober 2006), ISBN 978-3836400022.
- Thomas Dobbelstein und Maximilian Pflaum, Generation 45+, VDM Verlag Dr. Müller (März 2007), ISBN 978-3836407410.
- Gunnar Arnold und Stephanie Krancioch, Best Agers - Best Targets? Neue Potenziale für Produzenten und Dienstleister, VDM Verlag Dr. Müller (Januar 2007), ISBN 978-3836403221.
Quellen
- ↑ 10-Branchen Benchmarking zur Ermittlung der Effizienz von Unternehmen im Markt 50+ - Summary
- ↑ EIAA Silver Surfers Report - Executive Summary (PDF-Datei)
Weblinks
Wiktionary: Best Ager – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Portal für Bestager mit weiteren Informationen über diese Altersgruppe
- (N)Onliner Atlas 2008
- AGOF Berichtsband Silver Surfer
- Best Ager als Zielgruppe
- Bevölkerungsvorausberechnung des Deutschen Statistischen Bundesamtes
- 10-Branchen Benchmarking zur Ermittlung der Effizienz von Unternehmen im Markt 50+ (PDF-Datei; 469 kB)
- Animierte Alterspyramide der 11. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistisches Bundesamtes
- EIAA release: Best Agers catching up with youth online
- Zur Dynamik der demografischen Alterung, Studie der bpb
Wikimedia Foundation.