Betriebstechnik (Amateurfunk)

Betriebstechnik (Amateurfunk)

Mit Betriebstechnik bezeichnet man die Sprachregeln mit dem Funkamateure untereinander kommunizieren. Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass das eigene Rufzeichen zu Beginn, zu Ende und dazwischen alle 10 Minuten zu nennen ist.

Das Rufzeichen wird meist mit dem ICAO-Alphabet buchstabiert.

Im folgenden sind einige Funkverbindungen aufgeführt. Der hervorgehobene Text stellt den Inhalt der Funkverbindung dar, der weitere Text dient der Erläuterung.

Inhaltsverzeichnis

Betriebstechnik beim Morsen

Beim Morsen, auch CW genannt, werden spezielle, international festgelegte Abkürzungen verwendet (einige dieser Abkürzungen haben sich inzwischen beim Schreiben von SMS oder im Internet eingebürgert).

Neben den Abkürzungen gibt es die sogenannten Q-Gruppen. Die Q-Gruppen wird von Funkdiensten zur effizienten und eindeutigen Übertragung von Standard-Nachrichten verwendet. Neben den offiziellen Q-Gruppen haben sich einige Bedeutungen speziell im Amateurfunkdienst ergeben:

QRP

In neuerer Zeit beschreibt man mit QRP auch den Funkbetrieb mit einer Ausgangsleistung kleiner 5 Watt bei Telegrafie (CW) und kleiner 10W in Sprechfunk (SSB). Eine Abwandlung ist weiterhin QRPp, damit ist eine Ausgangsleistung < 1W gemeint.

QSO

Ein QSO bezeichnet eine zweiseitige Funkverbindung. Eine zweiseitige Funkverbindung abzuwickeln ist im Sprachgebrauch ein QSO fahren. Manchmal finden auch so genannte QSO-Partys statt. Dies sind Wettbewerbe, in dem es meist darum geht, die meisten QSOs zu "sammeln" oder in der Summe die größte Entfernung zu überbrücken.

QTH

QTH gehört zu den am meisten gebrauchten Q-Gruppen und wird manchmal auch in anderen Bereichen als Abkürzung für "Standort" benutzt.

QSY

QSY kann als Aufforderung angesehen werden, die Frequenz zu ändern, oder man kündigt damit einen Frequenzwechsel an.

QRG

Als QRG wird die Frequenz bezeichnet, auf welcher gerade gesendet bzw. gehört wird.

QLF

Inoffiziell: Mit QLF ist bei Morseübertragungen folgendes gemeint: Geben Sie mit dem linken Fuß? Diese -etwas humorvolle- Ausdrucksweise weist auf eine schlecht lesbare Handschrift des QSO Partners hin.

Funkbetrieb

Für effizienten Morse-Funkbetrieb reicht es nicht allein, nur das Alphabet zu können. Einen Eindruck soll folgende Funkverbindung liefern:

Funkgespräch zwischen den Amateurfunkstationen DL0IU und DL0BST: (Erste Zeile: Funkverbindung - folgende Zeilen: Erläuterung)


DL0IU:

CQ CQ CQ DE DL0IU DL0IU K
allgemeiner Anruf (CQ = seek you), hier ruft (DE = von) DL0IU, und hört (K = kommen)

DL0BST:

DL0IU DE DL0BST K
DL0IU von DL0BST kommen
(Jetzt steht die Funkverbindung offiziell)

DL0IU:

DL0BST DE DL0IU = GE DR OM UR RST 599 HR = QTH BRAUNSCHWEIG = OP IS MIKE HW? =  + DL0BST DE DL0IU K
Guten Abend (GE = good evening) lieber (DR = dear) Funkfreund (OM = old man). Dein (UR = your)
Signal ist (RST = Readability Signalstärke Tonqualität) perfekt (599) hier (HR = here).
Mein Standort ist (QTH) BRAUNSCHWEIG. Der Operator (OP) heißt (IS) MIKE.
Wie kannst du mich verstehen/aufnehmen? (HW? = how?)
"=" Trennungszeichen, "+" Spruchendezeichen

DL0BST:

DL0IU DE DL0BST = TNX FB RPRT DR OM MIKE UR 558 = QTH BRAUNSCHWEIG = NAME IS YETI =
+ DL0IU DE DL0BST K
Danke (TNX = thanks) für den guten (FB = fine business) Signalbericht (RPRT = report) lieber (DR)
Funkfreund (OM) MIKE. Ich empfange dich (UR = hier: your rst is) gut (558).
Mein Standort ist (QTH) auch BRAUNSCHWEIG. Mein Name (NAME) ist (IS) YETI.

DL0IU:

DL0BST DE DL0IU = OK TNX QSO DR YETI = BEST 73 ES HPE CUAGN = + DL0BST DE DL0IU K
Alles verstanden (OK), Danke (TNX) für die Funkverbindung (QSO) lieber (DR) YETI.
Beste Wünsche (BEST 73) und (ES) ich hoffe (HPE = hope)
Dich bald wieder zu hören (CUAGN = see you again).

DL0BST:

DL0IU DE DL0BST = R TU CUAGN 73 = + DL0IU DE DL0BST + SK
Habe alles verstanden (R = roger), Danke (TU = thank you), Auf Wiederhören (CUAGN),
Viele Grüße (73), Ende der Verbindung (SK)

Im Laufe der Funkverbindung sind fast ausschließlich Q-Gruppen und Abkürzungen benutzt worden. Dadurch ist ein schnelles Gespräch gewährleistet, in dem alle nötigen Informationen übertragen werden. Der unschlagbare Vorteil ist hier, dass auch Funkamateure, die des Englischen nicht mächtig sind, sich mit jedem anderen Funkamateur in der ganzen Welt verständigen können.

Langsames Morsen

Das Morsen mit sehr langen Morsezeichen nennt sich auch Slow CW oder QRSS nach der Q-Gruppe QRS. Die benötigte Bandbreite wird durch die geringe Übertragungsgeschwindigkeit sehr gering und die Empfangs-Station kann so Signale dekodieren, die bis zu 30dB unter dem Rauschen liegen. QRSS wird bevorzugt auf den Langwellenbändern und bei Hifer-Baken verwendet.

Die Geschwindigkeit bei QRSS wird nicht wie üblich in Zeichen oder Wörter pro Minute, sondern durch die verwendete Punktlänge angegeben. Gängige Punktlängen liegen zwischen 3s und 60s, letztere vorwiegend bei Transatlantik-Versuchen auf 137kHz. Wegen der geringen Geschwindigkeit beschränkt man den Austausch der Informationen auf ein Minimum, ein typisches QSO, welches bei 3s Punktlänge nicht selten über 30 Minuten dauert, könnte in etwa so aussehen:

DL0IU:

CQ DL0IU DL0IU K
Allgemeiner Anruf der Amateurfunkstelle DL0IU

DL0BST mag so antworten:

DL0IU DL0BST K
DL0IU, hier ruft DL0BST

Die Beurteilung der Verbindung wird nicht im oben gezeigten RST-System, sondern im TMO-System gegeben. Dabei wird einer der folgenden Buchstaben zurückgesandt:

O - - - = Signal ist perfekt zu lesen
M - - = Signal ist zu lesen
T - = Signal erkannt

Demnach geht das Gespräch so weiter: DL0IU:

DL0BST DL0IU GD O O O K
DL0BST wird von DL0IU perfekt empfangen

und als Antwort von DL0BST:

TNX M M 73 TU K
DL0IU wird bei DL0BST so empfangen, dass der Text lesbar ist

darauf DL0IU:

FB TNX 73 DL0BST DL0IU SK
Herzlichen Dank für die Verbindung und viele Grüße an DL0BST von DL0IU, DL0IU beendet die
Funkverbindung

und als Verabschiedung DL0BST :

73 TU DL0IU DL0BST SK
Viele Grüße an DL0IU von DL0BST; Ende der Funkverbindung

Bei guten Bedingungen und wenn man genug Zeit hat kann man weitere Informationen übertragen, also z.B. den eigenen Standort, den Locator, den Namen usw. Eigentlich fordern die Lizenzbedingungen, dass man das eigene Rufzeichen alle 10 Minuten überträgt. Bei der Länge eines Durchganges muss man also das eigene Rufzeichen durchaus öfter in das laufende Gespräch einfließen lassen. Oft wird das mit der konventionellen Geschwindigkeit gemacht, um das CWSS-Gespräch nicht zu lange zu unterbrechen.

Fonie-Betriebstechnik

Das folgende Beispiel zeigt eine kurze Fonie-Verbindung (z.B. in SSB) zwischen den Amateurfunkstationen DL1BSP und G9EG: (fett: Funkverbindung - normal: Erläuterung). Rufzeichen werden zumeist nach dem ICAO-Alphabet buchstabiert. Sofern ihre Schreibweise nicht allgemein bekannt ist, werden auch Namen und Standorte entsprechend buchstabiert.

DL1BSP:

CQ CQ CQ this is DL1BSP calling (bis zu 3x wiederholen) and DL1BSP is listening
allgemeiner Anruf (CQ), von DL1BSP, und hört

G9EG:

DL1BSP this is G9EG calling
G9EG antwortet auf den allgemeinen Anruf von DL1BSP

DL1BSP:

G9EG this is DL1BSP. Thank you for coming back to my call. Your report is 5 9.
My name is Hans and my QTH is Musterstadt. Back to you, G9EG this is DL1BSP listening.
G9EG wird von DL1BSP begrüßt und erhält als Rapport (RS) 59. DL1BSP stellt sich und seinen Standort
(QTH) vor und übergibt wieder an G9EG.

G9EG:

DL1BSP this is G9EG returning. Nice to meet you Hans and thank you for 5 9. Your signal is 5 8,
58 here. My name is Bob Bob and my QTH is near London. Mike back to you DL1BSP this is G9EG
listening.
G9EG bedankt sich für den Rapport und begrüßt den Operator von DL1BSP. Anschließend gibt er
seinen Rapport für DL1BSP und stellt sich vor. Schließlich gibt Bob das Mikrofon zurück an DL1BSP.

DL1BSP:

This is DL1BSP returning. All copied Bob. Thank you for the 5 and 8 report from London and
the short QSO. I hope to meet you again soon, best 73 to you and your family Bob. G9EG this
is DL1BSP.
DL1BSP wiederholt die Informationen von G9EG, bedankt sich für die Verbindung (QSO) und sendet
seine Grüße (73) an G9EG und dessen Familie.

G9EG:

All ok Hans. DL1BSP this is G9EG. Thanks for the QSO Hans, all the best to you and yours.
G9EG QRT.
G9EG bedankt und verabschiedet sich. DL1BSP kann nun von anderen Stationen auf dieser Frequenz
angerufen werden oder erneut einen allgemeinen Anruf starten.

Internationale Verbindung finden zumeist in Englisch statt. Wenn beide Gesprächspartner eine gemeinsame andere Sprache beherrschen (z.B. nationale Verbindungen) wird auch diese verwendet.

Betriebstechnik bei digitalen Betriebsarten

Bei dem Betrieb in digitalen Betriebsarten wie zum Beispiel RTTY oder PSK31 wird eine Mischung aus der für Telegrafie und Fonie beschriebenen Betriebstechnik verwendet. Eine typische Verbindung (QSO) wird in einer Mischung aus Klartext und den bei Telegrafie verwendeten Abkürzungen abgewickelt. Ein Buchstabieren von Rufzeichen oder anderen Angaben findet nicht statt. Die Durchgänge sind zumeist länger als bei Telegrafie.

Der so genannte BK Betrieb bei Telegrafie ermöglicht das Hören zwischen den Zeichen des selbst gesendeten Signals. Bei den digitalen Betriebsarten ist, ebenso wie bei Fonie, normalerweise kein Unterbrechen des Gesprächspartners möglich (Halbduplex-Betrieb).

Heute werden für die digitalen Betriebsarten zumeist Computerprogramme eingesetzt. Diese erlauben zum einen das Vorausschreiben des zu sendenden Textes während des Empfangs. Zum anderen verfügen sie über Makros die sich automatisch vor dem Aussenden um Bausteine wie den Namen oder das Rufzeichen der Gegenstation ergänzen. Dies vereinfacht den Betrieb beträchtlich führt allerdings auch zu unpersönlicheren "Standard"-QSOs.

Literatur

  • Hans-Dieter Teichmann, DJ2PJ: Kurzwellen-Betriebstechnik. Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart, 1964
  • Ferdinand "Ben" Kuppert, DF8ZH: CW Betriebstechnik. ham-press Verlag, Fürstenfeldbruck, 3. Auflage 1994

Weblinks


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