Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Die Bewegungswissenschaft [1] ist ein historisch gewachsenes interdisziplinär angelegtes Teilgebiet der Sportwissenschaft. Sie hat sich aus der Bewegungslehre der Leibesübungen heraus entwickelt und beschäftigt sich mit Themen und Problemen aus dem Bewegungsbereich im weiteren Sinne. Die Bewegungslehre definiert sich als "Lehre" und als Gebiet der Forschung von der sportlichen Bewegung her. Sie befasst sich mit Themen wie Lernen, Entwicklung, Verhalten und Handeln und überschneidet sich insofern mit der Sportpsychologie und der Sportpädagogik.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Roth, Willimczik (1999) definieren die Bewegungswissenschaft wie folgt:

Die Bewegungswissenschaft stellt eine wichtige Teildisziplin der Sportwissenschaft dar, die gleichermaßen grundlagen- und anwendungsorientiert ist. Ihr Gegenstandsbereich betrifft die Außen- und die Innensicht von Bewegungen im Sport. Sie beschäftigt sich einerseits mit den beobachtbaren Produkten (Bewegungen und Haltungen) sowie andererseits mit dem Gesamtsystem jener körperinternen Prozesse (Motorik, Emotion, Motive, Sensorik, Kognition) die den Vollzügen zugrunde liegen. [2]

Disziplinen

Bewegungswissenschaft gilt als Integrationsdisziplin, die sich sowohl mit dem äußerlich sichtbaren Verlauf als auch den körperinternen Steuerungs- und Funktionsprozessen, die dem Zustandekommen der sichtbaren Bewegungsvollzüge zugrunde liegen, beschäftigt. Unterschieden wird zwischen Außen- und Innenaspekt (Mechling, Grosser) (auch als Fremd und Eigensicht bezeichnet), Bewegung und Motorik (Roth), Bewegung und Sensomotorik (Daugs), Produkt- und Prozessbereich (Göhner).

Biomechanik als Teildisziplin der Biophysik untersucht die Strukturen und Funktionen biologischer Systeme unter Verwendung des Begriffsapparates, der Methoden und Gesetzmäßigkeiten der Mechanik. Bei der Biomechanik des Sports ist der menschliche Körper, seine Bewegungsmöglichkeiten und die sportliche Bewegung Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung.

  • Aufgaben: objektive und quantitative Beschreibung und Erklärung sportlicher Bewegungstechniken
  • Methoden: mechanische, elektronische und optische Messverfahren
  • Gebiete: nach Messverfahren werden unterschieden: Mechanik mit Kinematik, Dynamik, Statik und Kinetik

Motologie ist die Bezeichnung für eine neue, aus der Psychomotorik entstandene, persönlichkeits- und ganzheitlich orientierte Wissenschaft, deren Gegenstand die menschliche Motorik als Funktionseinheit von Wahrnehmen, Erleben, Denken und Handeln ist.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Teilgebieten hat die Bewegungslehre keine so genannte Mutterwissenschaft, an der sie sich orientieren könne.[1] Anfänglich sollte die Bewegungslehre Einsichten und Kenntnisse über Bewegungsformen und Bewegungstechniken für die Gestaltung von Lernen und Unterricht bereitstellen, später konstituierte sie sich als eigenständige Disziplin. Im Zusammenhang mit dieser Verwissenschaftlichung bildeten sich verschiedene Konzepte und Betrachtungsweisen heraus mit der Folge einer Ausdifferenzierung und Spezialisierung. In der Entwicklung der Bewegungswissenschaft haben sich in neuerer Zeit vier Betrachtungsweisen besonders durchgesetzt: Die biomechanische, die ganzheitliche, die funktionale und die fähigkeitsorientierte Betrachtungsweise.

Sie untersucht als grundlagen- und anwendungsorientierte Disziplin:

  • Die Bedeutung der Bewegung als grundlegende Dimension menschlichen Verhaltens
  • Die Veränderung des Bewegungsverhaltens durch Entwicklungs- und Lern- und Lehrprozesse (siehe Modelle der Bewegungssteuerung, Training (Sport))
  • Verlauf, Strukturen und Funktionen von Bewegungstechniken / Bewegungshandlungen

Für den anwendungsbezogenen Bereich ist heute noch der Begriff Bewegungslehre gebräuchlich. Der Bereich der Biomechanik mit seiner naturwissenschaftlich-technischen Ausrichtung zur quantitativen Erfassung sportlicher Bewegung, ist heute ein weitgehend eigenständiger Theoriebereich, der immer mehr auch traditionell der Bewegungslehre und Sportmotorik zugeordnete Themen in seine Fragestellung einbezieht.

Literatur

  • Heinz Mechling, Jörn Munzert: Handbuch Bewegungswissenschaft - Bewegungslehre. Hofmann, Schorndorf 2003, ISBN 978-3778019115.
  • Norbert Olivier, Ulrike Rockmann: Grundlagen der Bewegungswissenschaft und -lehre. Hofmann, Schorndorf 2003, ISBN 978-3778091111.
  • Klaus Roth, Klaus Willimczik: Bewegungswissenschaft. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 978-3499186790.
  • D. Wick (Hrsg.) Biomechanik im Sport - Lehrbuch der biomechanischen Grundlagen sportlicher Bewegungen. Balingen (Spitta) 2. Auflage 2009

Einzelnachweise

  1. a b Klaus Roth, Klaus Willimczik: Bewegungswissenschaft, Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg,1999 Seite 9
  2. Klaus Roth, Klaus Willimczik: Bewegungswissenschaft, Rowohlt Verlag Reinbek bei Hamburg,1999 Seite 11

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