Bindung (Hund)

Bindung (Hund)

Bindung ist die Bezeichnung für eine enge soziale Beziehung zwischen Mensch und Hund. Ihre Grundlage ist eine Sozialisation des Welpen an den Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Zum Bindungsbegriff

Bindung bezeichnet zum einen das Phänomen, dass ein Tier (hier: Hund) eine besonders enge soziale Beziehung zu einem anderen Individuum eingeht.[1] Zum anderen übertragen Heinz Weidt und Dina Berlowitz die Bindungstheorie auf die Mensch-Hund-Beziehung und formulieren, es „kann sich zwischen den ungleichen Partnern jenes unsichtbare individuelle Band knüpfen, das wir im weiteren Bindung nennen.“[2] Sie beziehen Bindung auf eine „von Geborgenheit und Sicherheit gekennzeichnete Gefühlslage“ des Hundes und verstehen Bindung „im Sinne und in der Funktion eines lebensnotwendigen Systems“ (S. 81).

Grundlagen der Bindung

Die Bindungsbereitschaft des Hundes ergibt sich aus der Trennung von der Mutter und dem natürlichen Bedürfnis nach Schutz. Damit überhaupt eine Bindung an den Menschen zustande kommen kann, ist die Sozialisation des Welpen an Menschen in der sensiblen Phase seiner Entwicklung nötig. In dieser Phase maximaler Lernfähigkeit etwa von der 3. bis zur 13. Lebenswoche entscheidet sich, wer engster Sozialpartner wird und ob der Hund in der Lage sein wird, Sozialbeziehungen aufzubauen.[3] Es ist die Aufgabe des Menschen, diesem Bedürfnis gerecht zu werden. Dabei muss er einen Weg finden zwischen Überbehüten des Hundes und dem Vernachlässigen von dessen Schutzbedürfnis, sein Handeln bestimmt die Qualität der Bindung. Er muss die Bedürfnisse des Hundes erkennen, entsprechend reagieren und dem Hund ein verlässlicher Partner sein.

Bindungsverhalten

Das Bindungsverhalten des Hundes ist gekennzeichnet von inneren und äußeren Faktoren; sie bestimmen, inwieweit er die Nähe zu seiner Bezugsperson sucht und aufrechterhält.

Bedeutung der Bindung

Die Bindung ist ein lebensnotwendiges System. Es muss im Fall des Hundes je nach seinem rassespezifischen und individuell veränderten Abhängigkeitsgrad mehr oder weniger lebenslang erhalten bleiben. Ohne die Sicherheit der Bindung an den Menschen hat dieser abhängige Hund ständig eine Fluchttendenz und gerät in einen Kreislauf aus Angst und Aggression. Nur eine sichere Bindung ermöglicht es dem Hund, sich positiv mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen.

Eine sichere Bindung stellt somit die Basis des Zusammenlebens und jeder Arbeit mit dem Hund dar.

Es gibt Arbeitshunde (wie die klassischen Hofhunde oder Herdenschutzhunde), die vergleichsweise selbständig agieren müssen und nicht in enger Sozialbeziehung zum Menschen gehalten werden. Im Zusammenleben mit ihnen kann es bei mangelnder Sachkenntnis der Menschen zu Gefahrensituationen kommen. Gerade bei in dieser Tradition stehenden Rassen kommt bei einer Haltung als Begleithund dem Aufbau einer sicheren Bindung besondere Bedeutung zu (dazu siehe [4]).

Bindungstests

Zimen führte sowohl mit Hunden als auch mit Wölfen Bindungstests durch. Er nutzte vor allem den eingehaltenen räumlichen Abstand zueinander, um auf die Stärke der Bindung zu schließen. Einer der Tests für den Hund davon bestand in einem Trennungsversuch: ein Hund wurde im Gelände vor die Wahl gestellt einer von zwei sich trennenden Personen zu folgen. [1]

Heinz Weidt und Dina Berlowitz entwickelten einen Bindungstest[2] auf der Grundlage von John Bowlby und Mary Ainsworth. In einem Zeitraum von 12 Minuten werden dabei der Hund und seine Hauptbezugsperson in einem abgeschlossenen Raum mit Spielgeräten jeweils etwa 3 Minuten lang mit verschiedenen Situationen und Aufgaben konfrontiert und beobachtet (Video):

  • gemeinsames Erkunden (Hund und Bezugsperson betreten den fremden Raum)
  • Spielen/Beschäftigen (gemeinsam)
  • Trennung/Alleinsein (Bezugsperson verlässt den Raum)
  • Wiedervereinigung/Spielen (Bezugsperson kommt zurück)

Das Verhalten in den jeweiligen Situationen erlaubt Rückschlüsse auf die Qualität der Bindung.

Einzelnachweise

  1. a b Erik Zimen: Der Hund - Abstammung, Verhalten, Mensch und Hund. Goldmann, 1992, ISBN 3-442-12397-6
  2. a b Heinz Weidt, Dina Berlowitz: Das Wesen des Hundes. Augustus-Verlag Augsburg, 2001, ISBN 3804372945
  3. Dorit Urd Feddersen-Petersen: Hundepsychologie. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-440-09780-9, S. 388 f.
  4. Dorit Urd Feddeersen-Petersen: Gutachten zur Haltung von Herdenschutzhunden, Kiel 2000

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