Blinde Kuh

Blinde Kuh
Jean-Honoré Fragonard: „Das Blinde-Kuh-Spiel“, 1751
Cornelis Troost: Blindekuhspiel im 18. Jahrhundert

Blindekuh ist die Bezeichnung eines heute fast ausschließlich von Kindern gespielten Gesellschaftsspiels. Das „Kinderspiel“ wird in der Regel mit möglichst vielen Kindern gespielt.

Inhaltsverzeichnis

Regeln

Einem Spieler werden mit einem Schal oder einem geeigneten Tuch die Augen verbunden. Die anderen laufen herum und ärgern die blinde Kuh, indem sie diese rufen oder zupfen und leicht kneifen. Wen die blinde Kuh ergreifen kann, der muss sich an ihrer Stelle die Augen verbinden lassen.

Varianten

  • Wer von der blinden Kuh berührt wird, ist ausgeschieden. Es wird so lange gespielt, bis nur noch ein Spieler übrig ist, der nun die neue Kuh darstellt.
  • Wer von der blinden Kuh berührt wird, muss stehen bleiben. Die Kuh tastet nun das Gesicht des Gefangenen ab und erst wenn sie den richtigen Namen nennen kann, ist ein neuer Blinder gefunden. Diese Variante hat manchmal auch eine durchaus erotische Komponente und wird manchmal nur zu diesem Zweck gespielt. Bei Kindern sind dabei die Grenzen zum Doktorspiel fließend.
  • Auf einem Tisch liegen mehrere Gegenstände. Der oder die, die gerade an der Reihe ist, muss einen Gegenstand betasten und erraten, was es ist. Dabei muss der- oder diejenige, die gerade dran ist, eine Kuh-Maske ohne Augenlöcher aufziehen oder die Augen verbunden bekommen. Wichtig ist nur, dass man nichts sieht.

Es empfiehlt sich, beim Blindekuhspiel möglichst Hindernisse aus dem Spielfeld zu schaffen. Auch sollte die blinde Kuh immer gewarnt werden, falls sie auf ein gefährliches vorstehendes Objekt zusteuert.

Blindekuhspiel (um 1803)

Historisches

Das Blindekuhspiel war früher nicht nur ein Kinderspiel, sondern ein weithin beliebter Zeitvertreib mit teils für das bürgerliche Sittlichkeitsempfinden bedenklichem Charakter. Popularität genoss Blindekuh im 17. und 18. Jahrhundert unter erwachsenen Hofdamen und Herren, aber auch im Bürgertum, wobei der Spielablauf zunehmend formalisiert und an bürgerliche Moralvorstellungen angepasst wurde. In England und Norddeutschland wurde es im 18. Jahrhundert zur allgemeinen Unterhaltung von Erwachsenen gern zu Weihnachten gespielt, wenn Freunde und Verwandte zusammenkamen. Der Name "Blindekuh" lässt sich wohl so erklären, dass für dieses Spiel ursprünglich eine Tiermaske (Kuhmaske) benutzt wurde, an der die Augenöffnungen verschlossen wurden. Solche Masken kamen schon im Mittelalter in geistlichen Schauspielen vor und wurden auch in der Fastnacht getragen. So hieß das Spiel in Schleswig früher "blinde Mumme", in Nordfriesland "blinne Mome", was nichts anderes heißt als "blinde Maske".

Siehe auch

Literatur

  • Dorothea Kühme: Bürger und Spiel. Gesellschaftsspiele im deutschen Bürgertum zwischen 1750 und 1850. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1997, ISBN 3-593-35597-3, S. 172–188 (Historische Studien 18), (Zugleich: Florenz, Hochsch., Diss., 1995).

Weblinks

 Commons: Blind man's bluff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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