Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede

Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede

Die „Blut, Schweiß und Tränen“-Rede (auch kurz „Blut, Schweiß und Tränen“; engl. „Blood, Sweat and Tears“) bzw. „Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß“-Rede (engl. „Blood, toil, tears, and sweat“) ist eine kurze Ansprache, die der britische Politiker Sir Winston Churchill am 13. Mai 1940 während des Zweiten Weltkrieges vor dem britischen Unterhaus hielt. Bei „Blut, Schweiß und Tränen“ – die neben der am 5. März 1946 in Fulton, Missouri gehaltenen „Iron Curtain“-Rede für gewöhnlich als die berühmteste Churchill-Rede überhaupt gilt – handelt es sich um die erste Ansprache, die Churchill nach seinem Amtsantritt als Premierminister von Großbritannien am 10. Mai desselben Jahres vor dem Unterhaus hielt. Der Rede vorausgegangen war eine Abstimmung im Unterhaus, in der Churchill sich von den Abgeordneten des Parlamentes das Vertrauen in die Politik seiner in den vorausgegangenen Tagen gebildeten Allparteien-Koalitionsregierung aussprechen ließ, die an die Stelle der ausschließlich aus konservativen Politikern bestehenden Vorgängerregierung von Arthur Neville Chamberlain getreten war.

Dies war die erste von drei berühmten Reden, die Churchill während der Schlacht um Frankreich im Spätfrühling/Frühsommer 1940 hielt: Die anderen beiden Reden sind „We Shall Fight on the Beaches“ vom 4. Juni und „This Was Their Finest Hour“ vom 18. Juni.

Inhaltsverzeichnis

Namensgebung

Die Rede ist nach ihrem berühmtesten Passus benannt, in dem es heißt „Ich habe nichts zu bieten außer Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß“ („I have nothing to offer but blood, toil, tears and sweat“), eine Wendung, die Churchill bereits am Vormittag desselben Tages im Kreise seiner Minister gebraucht hatte und die er nun in seiner Rede erneut aufgriff.

„Blut, Schweiß und Tränen“ versus „Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß“

Insbesondere auch im deutschen Sprachraum hat sich die Bezeichnung „Blut, Schweiß und Tränen“ für Churchills Rede eingebürgert.

Die Gründe für die Popularisierung sind nicht völlig klar, aus sprachwissenschaftlicher Sicht wird jedoch zumeist argumentiert, dass sich eine dreistufige Aufzählung als rhetorische Figur (Trikolon) dem menschlichen Gedächtnis besser einpräge als die weniger griffige Figur des Tetrakolon (rhetorische Vierheit) und der Wegfall des vierten „Opfers“ sich aus dem instinktiven Sprachgefühl der Massen erklären ließe. Desgleichen wird vielfach darauf abgehoben, dass die Wörter „Blut, Schweiß und Tränen“ sich harmonischer aneinanderfügen würden als „Blut, Tränen und Schweiß“, dass die Verdrehung der Wortreihenfolge also gewissermaßen erfolgt sei, da die Masse der Sprecher, diese Reihenfolge auf Grund der Mehrsilbigkeit des Wortes Tränen intuitiv als wohlklingender empfinden würde.

Inhalt

In seiner Rede erklärte Churchill seinen Zuhörern das Programm seiner Regierungspolitik, sowie das Ziel, das er mit dieser verfolgen würde. Stilistisch handelte es sich bei der Rede um einen Appell mit doppelter Stoßrichtung: Zum einen wandte sich Churchill an die vor ihm versammelten Parlamentarier des britischen Unterhauses zum anderen aber auch an die Bevölkerung Großbritanniens bzw. des britischen Commonwealth überhaupt. Beide Gruppen versuchte er auf die Härten, Nöte und Entbehrungen des Krieges einzustimmen („We have before us many, many long months of struggle and of suffering“), indem er ihnen die Gefährlichkeit der damals bestehenden militärisch-politischen Situation für Großbritannien und seine Menschen darlegte („one of the greatest battles in history“) und an diese Feststellung die Beschwörung anknüpfte, dass zur Überwindung der drohenden Gefahren große Opfer erforderlich seien.

Ihre Wirkungskraft gewinnt Churchills Rede nicht zuletzt aus ihrer schonungslosen Ehrlichkeit: Im Gegensatz zu der Politikern häufig unterstellten Praxis, Probleme herabzuspielen und schönzureden und die innere Bequemlichkeit der Menschen auszunutzen, indem man ihnen in Aussicht stellt möglichst viel für einen möglichst geringen Preis zu bekommen, betonte Churchill, dass große Opfer an Anstrengung (Mühsal und Schweiß) und Leiden (Tränen und Blut) erbracht werden müssten. Er kehrte sich also vom Usus alles in „rosigen Farben“ zu schildern ab, um eine kompromisslose Bilanz der unangenehmen und beängstigenden Realitäten zu ziehen, von der ausgehend eine Besserung der Zustände erreicht werden könnte/sollte.

Ebenfalls äußerst bekannt sind Churchills Ausführungen zu den britischen Kriegszielen und damit zu den Gründen die die im Titel zitierten großen Opfer erforderlich machen würden. Diese lauteten wörtlich: „You ask, what is our aim? I can answer in one word: Victory. Victory at all costs – Victory in spite of all terror – Victory, however long and hard the road may be, for without victory there is no survival.“

Nachwirkung

Churchills Rede wird gemeinhin als eine der berühmtesten politischen Ansprachen überhaupt betrachtet. Neben Kennedys Ansprache vor dem Schöneberger Rathaus 1963 („Ich bin ein Berliner“), Hitlers Ansprache anlässlich des Kriegsausbruches am 1. September 1939 („Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“), Joseph Goebbels' Sportpalastrede 1943 („Wollt ihr den totalen Krieg?“), Willy Brandts Regierungserklärung von 1969 („Wir wollen mehr Demokratie wagen“) und Kaiser Wilhelms Erklärung vor dem deutschen Reichstag vom August 1914 („Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“) ist „Blut, Schweiß und Tränen“ wohl – zumindest im deutschen Sprachraum – die am nachhaltigsten und weitläufigsten im kollektiven Gedächtnis der Öffentlichkeit verhaftete Wendung aus einer politischen Ansprache überhaupt.

Die Wirkungsmächtigkeit von Churchills Ansprache zeigt sich auf vielerlei Weise: So kann eine Rede, in der sich Politiker oder andere bedeutende Personen des öffentlichen Lebens an einen breiten Personenkreis wenden und diesem die Notwendigkeit der Erbringung großer Opfer in Aussicht stellen bzw. die Unvermeidlichkeit, diese Opfer erbringen zu müssen, glaubhaft zu machen versuchen, auch allgemein als eine „Blut, Schweiß und Tränen“-Rede bezeichnet werden, ohne auf Churchills Rede im Speziellen abzuheben. So wurden beispielsweise Oskar Lafontaines Wahlkampfreden von 1990, in denen er – im Gegensatz zu seinem Kontrahenten Helmut Kohl – darlegte, dass große Entbehrungen erforderlich seien, um die deutsche Einheit zu erreichen oder die Regierungserklärung Gerhard Schröders zur Agenda 2010, in der er sagte: „Wir werden Leistungen des Staates kürzen, Eigenverantwortung fördern und Eigenleistung von jedem Einzelnen einfordern" in den Zeitungen teils respektvoll, teils ironisch als „Blut, Schweiß und Tränen“-Reden apostrophiert.

Die Popularisierung von Churchills Rede schlägt sich des Weiteren in der häufigen Zitierung der namensgebenden Phrase insbesondere in der englischen Umgangssprache und im popkulturellen Kontext nieder: So nannte sich beispielsweise eine berühmte amerikanische Jazzrock-Band „Blood, Sweat & Tears“.

Weblinks

 Wikisource: Blood, Toil, Tears and Sweat – Quellen und Volltexte (Englisch)

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