- Bodenhaltung
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Die Bodenhaltung ist eine Form der Geflügelhaltung.
Inhaltsverzeichnis
Legehennen
Am häufigsten ist die Bodenhaltung in der Legehennenhaltung anzutreffen. Sie ist dort nach EU-Vermarktungsnormen (Nr.2295/2003/EG) und der EU-Tierschutzrichtlinie (99/74/EG) geregelt.
Bauform
Große Gruppen von Hühnern (maximal 6000 je Stall) werden in einem fensterlosen Stall oder mit Tageslichteinfall gehalten. Vorgeschrieben ist, dass mindestens ein Drittel der Bodenfläche mit Streumaterial wie Strohhäcksel, Weichholzhobelspänen, Sand oder Torf bedeckt sein muss. Ein Auslauf ist nicht vorgeschrieben, im Gegensatz zur Freilandhaltung. In der Stallmitte ist meistens ein Kotkasten, auf dem die Hennen auf Gittern laufen können. Über dem Kotkasten sind die Versorgungseinrichtungen für Futter und Wasser und Sitzstangen angebracht. Die Nester sind häufig an beiden Seiten des Stalles angebracht, sodass von außen die Eier eingesammelt werden können. Es müssen je sieben Hennen ein Einzelnest oder 1m² Nestfläche bei Gruppennestern für 120 Hennen vorhanden sein. Insgesamt sollte die Zahl von sieben Hennen pro Quadratmeter im Stall nicht überschritten werden. Das Sammeln der Eier kann mit Abrollböden und Sammelbändern automatisiert werden. Die Futterversorgung erfolgt überwiegend ebenfalls automatisch über Rundautomaten oder Futterketten. Die Wasserversorgung geschieht meistens über Nippel, seltener mit Cups oder Automatik-Rundtränken. Auf dem Kotkasten sind Sitzstangen angebracht, damit die Tiere während der Schlafphase dort Platz nehmen können. Die Sitzstangen können auch in gestufter Form erhöht werden (A-Reuter), sodass der Raum besser ausgenutzt werden kann und der Abstand der Tiere von einander erhöht wird.
Im Innenbereich des Stalls sollte die Lichtintensität 20 Lux betragen, neu gebaute Ställe müssen eine Einfallsfläche für Licht von drei Prozent der Stallgrundfläche aufweisen. Dabei sollte aber beachtet werden, dass direkter Lichteinfall, der zu Lichtflecken führt, die Hennen in Panik verfallen lässt oder Aggressionen bis hin zum Kannibalismus hervor rufen kann, vermieden wird.
Der Stall kann um einen überdachten Vorraum, den Kaltscharrraum (auch Wintergarten oder Veranda genannt) erweitert werden, der nach einer Seite hin nur mit einem Gitter oder Netz versehen ist. Der Boden ist befestigt und kann ebenfalls eingestreut werden. Dadurch kann das Stallklima verbessert und die nutzbare Bodenfläche vergrößert werden. Je m² nutzbarer Stallfläche dürfen maximal neun Hennen gehalten werden.
Vor- und Nachteile
Aufgrund der Bewegungsfreiheit sind die Flügel- und Beinknochen fester, die Krallenabnutzung ist normal und die Hennen können ihre angeborenen Verhaltensweisen wie Scharren, Sandbaden und Flügelschlagen ausüben. Bodenhaltung ist außerdem kostengünstiger als Freilandhaltung und benötigt nicht so viel Platz.
Zu den Nachteilen gehört, dass die Hennen mit dem Kot in Kontakt kommen. Auf diese Weise können sie sich schneller mit Parasiten infizieren. Auch Krankheiten breiten sich schneller im Bestand aus. Die Tierverluste sind höher und damit auch der Bedarf an Medikamenten wie Antibiotika. Die Eier sind auch häufiger verschmutzt, da sie mit dem Kot in Kontakt (z.B. in Gruppennestern) kommen. Durch den Einstreu und die Federn der Tiere ist die Staubbelastung sehr hoch, was für die Tiere und den Landwirt schädlich ist. Die Rangordnung in einer Herde ist für die soziale Stabilität wichtig, kann aber in den großen Herden nicht dauerhaft eingehalten werden, da Hühner sich nur eine deutlich begrenzte Anzahl Artgenossen merken können. Die genaue Zahl ist noch nicht gesichert, liegt jedoch deutlich unter 50. Durch ständige Rangkämpfe kommt es zu Stress und u.U. Verletzungen, die wiederum Erkrankungen fördern.
Verbreitung
In Deutschland hat der Anteil der Bodenhaltung an den Haltungsplätzen von 1994 4,4 Prozent auf 11,6 Prozent im Jahr 2004 zugenommen. Dabei werden aber nur meldepflichtige Betriebe erfasst, das sind Betriebe mit mehr als 3000 Tieren. 18,1 Prozent des Bestandes werden so nicht erfasst und dieser Teil wird überwiegend in Boden- und Freilandhaltung gehalten. 85% der verkauften Eier in Deutschland sind über den Erzeugercode identifizierbar. Von dieser Menge stammten 2004 17% aus Bodenhaltung. Der Anteil nach Deutschland eingeführter Eier aus diesem Segment ist dabei stark angestiegen.
Geflügelmast
Puten, Hähnchen, Gänse, Enten, Perlhühner und Wachteln können auch in Bodenhaltung gehalten werden. In Deutschland sind die Haltung von Masthähnchen und Puten wirtschaftlich am bedeutendsten. Die Versorgung mit Wasser und Futter erfolgt dabei im wesentlichen genauso wie bei den Legehennen. Unterschiedlich ist, dass es keine Kotkästen und Legenester gibt; die gesamte Stallfäche ist eingestreut oder mit perforiertem Material versehen. Die Wasser- und Futterlinine müssen zudem in der Höhe verstellbar sein, damit die Tiere während ihres Wachstums immer von der richtigen Höhe trinken und fressen können. Das hat auch arbeitswirtschaftliche Vorteile, da die Einrichtungen nach Mastende an die Decke gezogen werden können und der Stall dann einfacher gereinigt werden kann. Je nach Tierart und Bauform der Wasser- und Tränkeversorgung gibt es Richtwerte bezüglich der Anzahl, des Abstandes und Breite je Tier. Die Küken werden anfangs in Kükenringen gehalten. Das sind Drahtgeflechte oder Plastikgitter mit einer Höhe von 30 bis 50 cm. Diese werden um eine Tränke- und Futtereinrichtung angeordnet, damit die Küken sich an diese Einrichtungen gewöhnen.
Hähnchenmast
In den USA sind Offenställe verbreitet, die keinen befestigten Boden haben und deren Seiten nur durch automatisch geregelte Jalousien begrenzt sind. Die Naturstall oder Lousianastall genannte Form hat somit eine freie Lüftung im Gegensatz zum geschlossenen Massivstall mit Zwangslüftung. Die Stallbreite ist dadurch auf 11 Meter begrenzt, die Länge beträgt 80 bis 100 Meter.
In diesen Lousianaställen wird vor dem Einstallen der Tiere eine Einstreuschicht in Höhe von ca. 35 cm aufgebracht, die nach Mastende nur teilweise entfernt wird (feuchte Einstreu und Staub). Nach ca. einem Jahr (7 bis 8 Durchgänge) kann dann die ganze Schicht entfernt werden und der Stall nass gereinigt und desinfiziert werden. Die Einstreu bildet eine Mistmatratze, die den Boden erwärmt und hilft, Heizkosten zu sparen.
Im mitteleuropäischen Klimaraum ist der Boden in der Regel befestigt (Beton), oft in Kombination mit einem geschlossenem Massivstall. Hier werden Hähnchen im sogenannten "Rein-Raus-Verfahren" gemästet. Dabei werden 7 bis 8 Durchgänge im Jahr erreicht. Nach 32-38 Tagen erreichen die Hähnchen ein Endgewicht von 1,5 bis 2 kg. Nach dem Ausstallen der Tiere wird der Stall entmistet, mit Hochdruckreinigern gesäubert und anschließend desinfiziert. Als Einstreu dient eine 2 bis 3 cm dicke Schicht aus Stroh oder Hobelspänen.
Je m² werden durchschnittlich 22 Tiere gehalten. Das Stallklima wird durch Heizung, Lüftung und Kühlung geregelt. Die Heizung kann als Ganzraumheizung oder Strahlerheizung gebaut werden, die Lüftung als freie Lüftung oder Zwangslüftung (Unter- oder Gleichdruck) gestaltet sein. Die Kühlung erfolgt mit Hilfe von wassergetränkten Kissen (Cooling pads) an den Stallwänden oder Wassernebel der verdunstet.
Putenmast
Bei der Putenmast herrscht der Offenstall mit der freien Lüftung vor. Eine zusätzliche Kühlung für heiße Sommermonate erfolgt wie in der Hähnchenmast. Die Einstreu soll eine optimale Höhe von 10 bis 12 cm haben und wird zwei bis drei mal wöchentlich ergänzt. Nach Mastende wird der Stall vollständig gereinigt und desinfiziert. Die Stalleinrichtung kann um Sitzstangen oder erhöhte Sitzgelegenheiten und Beschäftigungsmaterial ergänzt werden. Bei Sitzstangen sollte beachtet werden, dass zu schwere Tiere Technopathien erleiden können wie Ballengeschwüre oder Schäden am Brustbein. Beschäftigungsmaterial kann ein Strohballen sein, an dem die Tiere picken können. Ein Bereich, in dem das Außenklima vorherrscht soll positive Effekte auf die Gesundheit haben. Eingestallt werden 240 bis 320 Küken je m², am Mastende sollten 45 kg (Hennen) bzw. 50 kg (Hähne) Lebendgewicht je m² nicht überschritten werden. Die durchschnittliche Größe eines Maststalls beträgt 1600 m², die eines Aufzuchtstalls 800 bis 1000 m².
Weblinks
- Bundesverband Deutsches Ei e.V. (BDE)
- Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Eierkennzeichnung
- Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft
Siehe auch
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