Bosnische SS-Einheiten

Bosnische SS-Einheiten
Wappen der 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“

Die 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ (kroatische Nr. 1) wurde am 1. März 1943 als Kroatische-Freiwilligen-Division in Bosnien rekrutiert, bei Mittenwald aufgestellt und ausgebildet. Am 22. Oktober 1943 wurde die Division in 13. SS-Freiwilligen (bosnisch-herzegowinische)-Gebirgs-Division (Kroatien) umbenannt, bevor sie im Juni 1944 ihren endgültigen Namen erhielt.

Inhaltsverzeichnis

Aufstellung

Soldaten der 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ (kroatische Nr. 1) bei der Ausbildung in Südfrankreich; Lesen einer Broschüre „Islam und Judentum“, Aufnahme der Propagandakompanie der SS, ca. Sommer 1943
Bosnische Freiwillige in der Waffen-SS beim Gebet.
Amin al-Husseini inspiziert die Handschar-Division, 1943

Himmler schwärmte für die weltanschauliche Verbundenheit zwischen Nationalsozialismus und dem Islam. Die Ideologie der Muslimbruderschaft, die aus dem Koran abgeleitet wurde, schien sich in einigen Punkten mit der der Nationalsozialisten zu decken - insbesondere bei der Judenfrage. [1][2][3] So wurde 1943 nach dem Besuch des Großmuftis Mohammed Amin al-Husseini ein Schreiben herausgegeben, in dem angeordnet wurde, das Wort „Antisemitismus“ ab sofort zu vermeiden, da unter dem Begriff "Semiten" auch die Araber zählen würden und man diese so nicht mit den Juden gleichstellen wollte: „Mit der Verwendung dieses Wortes wird immer die arabische Welt getroffen, die nach Aussagen des Großmufti überwiegend deutschfreundlich ist. Das feindliche Ausland benutzt den Hinweis, daß wir mit dem Wort "Antisemitismus" arbeiten und damit auch bekunden wollen, daß wir die Araber mit den Juden in einen Topf werfen.[4]


Der Begriff „Muselgermanen“ wurde auch für die von Mohammed Amin al-Husseini, der als Begründer des palästinensischen Nationalismus gilt, 1941 für die Waffen-SS rekrutierten Soldaten in Bosnien-Herzegowina verwendet. Der Großmufti sah ebenso wie Hitler eine ideologische Übereinstimmung und lobte während seines Aufenthalts in Berlin Hitler als einen "von der gesamten arabischen Welt bewunderten Führer" und erhoffte sich, dass man Luftangriffe auf Tel Aviv machen würde.[5] Ab 1943 war Hadsch Mohammed Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem in seiner Funktion als SS-Mitglied mit der Organisation und Ausbildung von bosniakischen Wehrmachteinheiten und Waffen-SS-Divisionen befasst.

Die größte war die 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS. Sie wurde nach dem Handschar, einem arabischen Krummsäbel, auch Handschar-Division genannt. Einige bosnische Muftis und Imame unterstützen den Rekrutierungsvorstoß, und jede Einheit in der Division bekam einen jungen Mufti als geistlichen Ratgeber. Die Offiziere waren jedoch fast alle sogenannte "Volksdeutsche". Ende April 1943 waren bereits 12.000 Männer angeworben. Zur Enttäuschung der Bosniaken, die zu der Annahme verleitet worden waren, dass die Division zum Schutz ihrer Städte und Dörfer eingesetzt werden würde, wurden die Rekruten im Sommer 1943 zu einer langen Ausbildung nach Deutschland und Frankreich geschickt. Als ihre in Südfrankreich stationierten Verbände jedoch im September 1943 mit den dortigen deutschen Besatzungstruppen aneinandergerieten und in Kämpfe um einige Dörfer und Kleinstädte verwickelt wurden, verlegte die Waffen-SS die bosnische Division nach Schlesien.

Ab Februar 1944 führte die Division Operationen gegen kommunistische Partisanen auf dem Balkan durch, wobei sie durch exzessive Härte auffiel. Im Frühjahr und Sommer 1944 wurden sie in Nord- und Ostbosnien stationiert und übten als Vergeltung Mord und andere Verbrechen an der dortigen serbischen Bevölkerung aus. Die genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt; sie wird teilweise bis auf mehrere tausend geschätzt.

Die bosnischen SS-Einheiten operierten auf dem nominell von der Ustascha regierten Gebiet des „Unabhängigen Staates Kroatien“ und kämpften auf derselben Seite und unter demselben Oberkommando wie dessen Streitkräfte (die seit 1943 auch offiziell deutschem Oberkommando unterstanden). Sie waren jedoch kein Teil der Ustascha oder der Armee des „Unabhängigen Staates Kroatien“, sondern wurden von deutscher Seite selbstständig aufgestellt. Zwar wurde sie mit Einwilligung der kroatischen Kollaborationsregierung rekrutiert, jedoch beobachtete diese diese bosnischen SS-Verbände misstrauisch, da sie in ihnen einen möglichen Träger bosniakischen Separatismus sah.

Die Division bestand überwiegend aus bosnischen Freiwilligen, aber auch sogenannten "Volksdeutschen", allerdings gab es auch eine Anzahl Angehöriger, die unter Druck rekrutiert wurden. Sie umfasste ca. 21.000 Mann, darunter auch Personal der nur in Teilen aufgestellten 23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2). Nachdem Tito mit seinen Partisanen im September 1944 neue militärische Erfolge errungen hatte, forderte er in einem Ultimatum alle kroatischen und bosnischen Streitkräfte auf, sich den Partisanen anzuschließen. An die 2.000 Mann der Handschar-Division kamen der Aufforderung nach. Als die Ustascha versuchte, die muslimische Bevölkerung mit summarischen Exekutionen einzuschüchtern, zerfiel die Division weiter. Im Oktober berichteten die deutschen Behörden aus Zagreb nach Berlin, sie sei nicht mehr einsetzbar. Beim Rückzug aus dem Balkan wurde das kroatische Personal entlassen, die Reste der Division gerieten in Kärnten in britische Gefangenschaft.

Gliederung

  • Waffen-Gebirgs-Jäger-Regiment der SS 27
  • Waffen-Gebirgs-Jäger-Regiment der SS 28
  • SS-Waffen-Artillerie-Regiment 13
    • Kroatische SS-Panzer-Abteilung
    • SS-Gebirgs-Panzerjäger-Abteilung 13
    • Kroatische SS-Kavallerie-Abteilung
    • SS-Flak-Abteilung 13
    • SS-Gebirgs-Nachrichten-Abteilung 13
    • SS-Gebirgs-Aufklärungs-Abteilung 13
        • SS-Panzer-Aufklärungszug
    • Kroatisches SS-Radfahr-Bataillon
    • SS-Gebirgs-Pionier-Bataillon 13
    • Kroatisches SS-Kradschützen-Bataillon
    • SS-Divisions-Nachschubführer 13
  • Versorgungs-Regiments-Stab 13
    • SS-Divisions-Nachschubtruppen
    • SS-Verwaltungs-Bataillon 13
    • SS-Wirtschafts-Bataillon 13
    • SS-Sanitätsabteilung 13
      • SS-Gebirgs-Veterinär-Kompanie 13
  • Divisionstruppen 13

Kommandeure

  • 1. April - 9. August 1943 SS-Standartenführer Herbert von Obwurzer
  • 9. August 1943 - Juni 1944 SS-Brigadeführer Karl-Gustav Sauberzweig
  • Juni 1944 - 8. Mai 1945 SS-Brigadeführer Desiderius Hampel

Schwesterdivision

7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“

Einzelnachweise

  1. Udo Ulfkotte: Heiliger Krieg in Europa, Seite 123; Eichborn AG, Frankfurth am Main 2007; ISBN 978-3-8218-5577-6
  2. Klaus Gensicke: Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten - Eine politische Biographie Amin el-Husseinis, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007
  3. Matthias Küntzel: Von Zeesen bis Beirut - Nationalsozialismus und Antisemitismus in der arabischen Welt, Jungle World 23 / 2004
  4. http://www.ns-archiv.de/verfolgung/antisemitismus/begriff_abschaffen.php
  5. http://www.stern.de/politik/ausland/index.html?eid=501169&id=212954&nv=ex_L3_ct

Literatur

  • Holm Sundhausen: Zur Geschichte der Waffen-SS in Kroatien 1941-1945. In: Südost-Forschungen Band 30 (1971), S. 176-196.
  • Rolf Michalis: Die Gebirgs - Divisionen der Waffen - SS, Erlangen 1994

Weblinks


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