Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe

Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG Selbsthilfe) ist ein Dachverband von 109 Bundesverbänden sowie 13 Landesarbeitsgemeinschaften und 4 Fachverbänden der Selbsthilfeorganisationen behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen in Deutschland. Er wurde am 5. Oktober 1967 unter der Bezeichnung Bundesarbeitsgemeinschaft für Behinderte gegründet und vertritt inzwischen über 1.000.000 Menschen.

Die BAG Selbsthilfe ist Mitglied im Deutschen Behindertenrat.

Inhaltsverzeichnis

Vorstand

Seit 1993 ist der ehemalige Journalist Friedel Rinn Vorsitzender der BAG Selbsthilfe. Stellvertretende Vorsitzende sind Hannelore Loskill, die zusätzlich Mitglied im Beirat des BMG für die Teilhabe behinderter Menschen sowie Patientenvertreterin im Gemeinsamen Bundesausschuss ist, sowie Volker Langguth-Wasem, ehemaliger hauptamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt Frankfurt am Main. Neben dem Schatzmeister Prof. Joachim Baltes gehören dem Vorstand an: Verena Gotzes, Hans-Joachim Krahl, Marion Rink, Cristiane Regensburger und Angela Staub, alle in verschiedener Weise von Behinderung oder Krankheit selbst betroffen.

Die Arbeit des Vorstandes wird unterstützt durch eine 20-köpfige Geschäftsstelle mit Sitz in Düsseldorf unter der Leitung von Bundesgeschäftsführer Dr. Martin Danner.

Ziele und allgemeine Tätigkeit

In Ausgestaltung des Sozialstaatsgebots des Grundgesetzes tritt die BAG Selbsthilfe für die uneingeschränkte Integration und Teilhabe mit dem Ziel der rechtlichen und tatsächlichen Gleichstellung behinderter und chronisch kranker Menschen ein. Maßgebliche Prinzipien sind dabei Selbststimmung und Selbstvertretung, die die BAG Selbsthilfe durch Mitwirkung in sozialpolitischen Gremien und durch Einflussnahme auf allen staatlichen Ebenen sowie durch Aufklärung und Information der Öffentlichkeit für behinderte und chronisch kranke Menschen zu verwirklichen sucht.

Als einer der größten Dachverbände der Patientenorganisationen koordiniert die BAG Selbsthilfe die Entsendung von Patientenvertretern in den Gemeinsamen Bundesausschuss, in das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen(IQWiG) sowie in die Gremien zur Qualitätssicherung beim Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA-Institut).

Gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung und anderen Dachverbänden der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen betreibt die BAG Selbsthilfe unter dem Titel Weisse Liste ein Internetportal, das mit verständlichen und geprüften Informationen bei der Krankenhaus- , Arzt- und Pflegeheimsuche unterstützt[1].

Im Bereich der Selbsthilfe stellt die Bundesarbeitsgemeinschaft Informationen für Betroffene zur Verfügung, die von der Vermittlung von Ansprechpartnern bei Krankenkassen und anderen Institutionen bis hin zu Vorstellung der entsprechenden Antragsverfahren und -formulare reicht. In zahlreichen Einzelveröffentlichungen informiert die BAG Selbsthilfe über verschiedene chronische Erkrankungen sowie über die rechtliche Situation behinderter Menschen. Seit 2006 erscheint außerdem die Zeitschrift Selbsthilfe.

Forderungen

Als Interessenvertreter von Betroffenen im Bereich der Gesundheits- und Behindertenpolitik tritt die BAG Selbsthilfe grundsätzlich für die Stärkung kollektiver und individueller Patientenrechte ein, so beispielsweise hinsichtlich einer Ausweitung der patientenseitigen Mitwirkung wie im G-BA und im IQWiG; sie befürwortet auch grundsätzlich die Verabschiedung eines Patientenrechtegesetzes, wie es der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Wolfgang Zöller (CSU), im März 2011 vorstellte[2].

Darüber hinaus fordert die BAG Selbsthilfe die Ausweitung der im Risikostrukturausgleich der Krankenkassen einbezogenen 80 chronischen Krankheiten auf 200 bis 300 sowie die klarere rechtliche Regelung hinsichtlich der Kostenerstattung durch die Krankenkassen sowohl für Arzneimittel als auch für medizinische Hilfsmittel im Interesse chronisch Kranker und Behinderter. Kritisch äußert sich die BAG Selbsthilfe bezüglich der Zuzahlungsregelung für chronisch kranke und behinderte Menschen mit geringem Einkommen und fordert eine grundsätzlich weniger am Akutkrankheitsgeschehen orientierte Gesundheitsreform sowie eine an den Erfordernissen chronisch Kranker ausgerichtete Reform der Pflegeversicherung.

Im Bereich der Behindertenpolitik setzt sich die BAG Selbsthilfe vor allem für die Umsetzung der am 26. März 2009 ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention ein, indem sie ihre Forderung gemeinsam mit dem Deutschen Behindertenrat veröffentlicht hat[3] sowie aktiv an der Erstellung des für April 2011 angekündigten Aktionsplans der Bundesregierung in den entsprechenden Gremien beim Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Hubert Hüppe, sowie dem zuständigen Bundesministerium für Arbeit und Soziales mitwirkt.

Darüber hinaus tritt die BAG Selbsthilfe für eine weitere Verbesserung des Rehabilitationsrechts im Rahmen des SGB IX sowie für die geplante Reform der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderungen ein.

Meldestelle für digitale Barrieren

Seit 2006 unterhält die BAG Selbsthilfe eine Meldestelle für digitale Barrieren[4]. Dorthin können sich Menschen wenden, für die Webseiten, Online-Dokumente, Software und Informations- und Serviceterminals (z. B. Geldautomaten) nicht barrierefrei sind. Die Meldestelle setzt sich mit den Anbietern der digitalen Angebote in Verbindung und versucht die Barrieren zu beseitigen. Außerdem wird der Melder über den Fortschritt der Barrieremeldung informiert.

Einzelnachweise

  1. Weisse Liste. Gesundheitsanbieter im Überblick. Abgerufen am 23. März 2011.
  2. Vgl. Philipp Neumann: Mehr Rechte für Patienten, in: Die Welt, 23. März 2011, Seite 9; sowie Patientenbeauftragter der Bundesregierung. Abgerufen am 24. März 2011.
  3. DBR: Forderungen des Deutschen Behindertenrates für einen nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. 22. Februar 2010, abgerufen am 24. März 2011.
  4. Meldestelle für digitale Barrieren. Abgerufen am 11. Mai 2011.

Weblinks


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