Butterschmalz

Butterschmalz
Warmes, daher flüssiges Butterschmalz
Butterschmalz bei Zimmertemperatur

Butterschmalz (auch Schmalzbutter, geklärte, eingesottene oder geläuterte Butter) ist aus Butter durch Entfernen von Wasser, Milcheiweiß und Milchzucker gewonnenes Butterreinfett. Es hat ähnliche Eigenschaften wie eigentliches Schmalz, wird jedoch nicht aus Schlachtfett, sondern aus Kuhmilch erzeugt.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften und Zusammensetzung

Butterschmalz ist durch den geringen Wassergehalt wesentlich länger haltbar als Butter – ungekühlt hält es sich etwa neun, bei Kühlschrank-Temperaturen bis zu 15 Monate. Des Weiteren lässt es sich stärker erhitzen (der Rauchpunkt liegt erst bei 205 °C) und eignet sich daher auch zum Braten und Frittieren. Auf 100 Gramm bezogen enthält es 99,8 Gramm Butterfett, darunter zu 29 Prozent einfach und 4,6 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Den Rest machen Cholesterin (278 mg), Wasser (100 mg), fettlösliche Vitamine (A: 0,93 mg, D: 1,6 µg und E: 2,4 mg) und Carotin: (0,53 mg) aus.

Herstellung

Zur Herstellung im Haushalt wird Butter vorsichtig erhitzt und für etwa 30 Minuten flüssig gehalten. Dabei setzt sich das geronnene Eiweiß im Schaum und am Boden ab, das Wasser verdunstet. Durch Abschöpfen des Schaumes, anschließendes Abgießen und/oder Filtern wird die Butter geklärt. Aus 1 kg Butter kann man so etwa 700 g Butterreinfett gewinnen.

Zur industriellen Produktion wird Butter bei 40 bis 60 °C geschmolzen und durch Zentrifugieren Wasser, das Milcheiweiß und der Milchzucker abgetrennt. Um letzte Wasserreste herauszudampfen, wird das Butterfett im Vakuumkessel abermals auf etwa 100 °C erhitzt. Anschließend wird das Butterschmalz mit Luft aufgeschlagen und abgefüllt.

Besondere Formen von Butterschmalz

Ghee

In der indischen und pakistanischen Küche gehört Ghee zu den wichtigsten Speisefetten. Das indische Ghee (Hindi, m., घी, ghī, engl.: ghee, Sanskrit, n., ghṛta; Aussprache: [gʰiː]) wird in unterschiedlichen Verfahren hergestellt (in Nord- Indien anders als in Süd- Indien), und hat deshalb auch unterschiedliche Qualitäten, Geschmacksausprägungen und Haltbarkeiten. Die Methoden[1][2]:

  • Desi-Methode/die Methode in indischen Haushalten: Makkhan (=Butter) wird gesammelt, bis soviel beisammen ist, dass sich die Gheeherstellung lohnt. Während dieser Sammel- und Lagerzeit wird die Butter säuerlich. Dann wird sie in einem Eisentopf über Feuer erhitzt (Feuer aus Kuhdung oder Holz). Milchfett nimmt Aroma leicht auf, weshalb das daraus gewonnene Ghee leicht rauchig schmeckt. Der Schaum wird mit einer Kelle abgeschöpft. In Nordindien wird mit niedrigeren Temperaturen gearbeitet als im Süden, weshalb das Nord-Ghee mehr Restfeuchtigkeit hat als das aus dem Süden. Grundsätzlich ist die verwendete Temperatur nicht fixiert sondern regional sehr unterschiedlich, weil sich dadurch auch unterschiedliche Geschmacksrichtungen herausarbeiten lassen, was auch erwünscht ist. Der Fettgehalt des fertigen Ghees liegt bei 85–88 %. Die Haltbarkeit jedoch begrenzt.
  • Creme-Butter-Methode: Diese Methode wird vor allem in kleineren bis mittleren Milchverarbeitungsbetrieben angewandt. Mit niedriger Temperatur wird die Butter geschmolzen, dann die Temperatur auf über 90 Grad erhöht. Der entstehende Schaum wird abgeschöpft. Wenn dann die Feuchtigkeit zurückgeht, erhöht sich die Temperatur, weshalb in diesem Stadium die Temperatur kontrolliert werden muss (maximal 110–120 Grad). Das letzte Stadium erkennt man daran, dass kleine Quark-Partikel braun ausflocken. Die hohen Temperaturen und die Koch-Prozedur geben dem Endprodukt einen „gekocht“-Geschmack.
  • Direct-Creme-Methode: Kostengünstiste Methode für große Mengen im Bereich der industriellen Herstellung. Aus der Milch wird die Ghee-Creme separiert (man erspart sich den Prozess der Buttererzeugung). Diese Creme wird dann erhitzt (Bearbeitungsschritte ähnlich Creme-Butter-Methode). Nachdem man das Ghee etwas hat abkühlen lassen, wird es durch ein Baumwolltuch durchgesiebt. Mit der Direct-Creme-Methode gewinnt man ein Ghee mit einem Fettgehalt von 93–95 %. Mit dieser Herstellungsmethode erreicht man die beste Haltbarkeit.
  • Vor-Schicht-Methode: Wenn Butter für 15–30 Minuten ungestört auf einer Temperatur von 80–85 Grad gehalten wird, so entstehen drei Schichten. Die oberste Schicht vergällter Quark, die mittlere Schicht Fett und die unterste Schicht Buttermilch. In der untersten Schicht (Buttermilch) sammelt sich so etwa 80 % der in der Butter enthaltenen Feuchtigkeit, und 60–70 % der Feststoffe (jedoch nicht das Fett). Die unterste Schicht wird nun sorgfältig abgelassen, ohne die beiden oberen Schichten zu stören. Dann wird die Temperatur der beiden verbliebenen Schichten auf 110–120 Grad erhöht.

Die indischen Herstellungsverfahren sind unterschiedlich (Ausschmelz- und Siedeverfahren), die traditionelle Form ist jedoch die Desi-Methode, ein Ausschmelz-Verfahren. Auch die meisten im Westen hergestellten Butterschmalze werden mit diesem traditionellen Verfahren gewonnen, und dürfen laut EU-Butterschmalz-Verordnung 429/90 auch als Ghee bezeichnet werden.

In der Ayurvedischen Heilkunde wird Ghee auch verwendet, wobei authentisches Ghee, unter ayurvedischen Gesichtspunkten ausschließlich im Siedeverfahren herzustellen ist. Dieses Siedeverfahren ist ähnlich der Creme-Butter-Methode, wobei man hiervon abweichend die Butter vorher zerstückelt und die Stücke wäscht (um das Eiweiß abzuwaschen - bei dieser Methode wird das im Inneren der Butterstücke enthaltene Eiweiß allerdings nicht entfernt). Je nach Ayurveda-Schule wird der Siedeschaum entweder abgeschöpft, teilweise abgeschöpft oder gar nicht, ebenso wird auf den letzten Schritt - das braune ausflocken - bewusst verzichtet, oder dieser zugelassen. Interessant ist, dass man im Ayurveda bewusst auf die traditionelle Desi-Methode (siehe oben) verzichtet (Butter vorher säuerlich werden lassen, ausschmelzen statt sieden, Schaum auf jeden Fall abschöpfen).[3][4][5][6].

Ayurveda-Ghee hat ein leicht nussiges Aroma und ist auch wesentlich länger haltbar. Inder sprechen ihm selbst ohne Kühlschranklagerung eine Haltbarkeit von vielen Jahren zu und schwören sogar darauf, dass es für medizinische Einsätze immer besser werde, je länger man es „reifen“ lasse.

In der traditionellen indischen Heilkunde des Ayurveda werden ihm gesundheitsfördernde und entzündungshemmende Wirkungen zugeschrieben, so unter anderem bei den Netra Tarpana genannten Augenbädern (auch als „Goldener Blick“ bekannt und bei Augenreizungen hilfreich) mit erwärmtem Ayurveda-Ghee. Bei hinduistischen Pujas spielt Ghee ebenfalls eine wichtige Rolle. Obendrein werden die meisten indischen Öllampen mit flüssigem Ghee betrieben.

Nitir qibe

Auch in der äthiopischen Küche hat Butterschmalz – amharisch Nitir qibe (ንጥር ቅቤ, nət’ər qəbe, oft auch niter qibe) oder auf Tigrinya tesmi genannt – eine lange Tradition und zählt zu den für die Landesküche charakteristischen Zutaten.

In seiner Zubereitung ist es dem Ghee vergleichbar, allerdings werden während des Siedens verschiedene Gewürze (Knoblauch und Ingwer, daneben auch Kümmel, Koriander, Kurkuma, Kardamom, Zimt oder Muskatnuss) zugegeben. Das noch flüssige Butterschmalz wird anschließend filtriert.

Butterfett/Butteröl

Für die Nahrungsmittelindustrie und Großbäckereien wird Butterfett industriell kalt hergestellt (daher kein „Schmalz“) und als Wirtschaftsgut weltweit unter der internationalen Bezeichnung Butter oil oder Butter fat gehandelt, nach dem Dr. Oetker Lebensmittellexikon muss sein Fettgehalt mindestens 96 % betragen, während der Restwassergehalt 0,2 % nicht übersteigen darf. Sein Schmelzpunkt liegt bei 42 °C. Butterfett darf höchstens 0,5 % freie Fettsäure enthalten, seine Haltbarkeit beträgt selbst bei Zimmertemperatur mindestens ein Jahr.

Weblinks

 Commons: Butterschmalz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. DFA [1]
  2. ab Seite 19 [2]
  3. Beratung [3]
  4. Ayurveda Community [4]
  5. Ayurveda München [5]
  6. Ayurveda [6]

Wikimedia Foundation.

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  • Butterschmalz — lydytas sviestas statusas Aprobuotas sritis pieno produktai apibrėžtis Daugiau kaip 85 proc. pieno riebalų turintis pieno gaminys, gaunamas pašalinus dalį plazmos lydant sviestą. atitikmenys: angl. butter oil; ghee; melted butter; rendered butter …   Lithuanian dictionary (lietuvių žodynas)

  • Butterschmalz — Bụt|ter|schmalz …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Butterfett — Warmes, daher flüssiges Butterschmalz Butterschmalz bei Zimmertemperatur Butterschmalz (auch Schmalzbutter, geklärte, eingesottene oder geläuterte Butter) ist aus Butter durch Entfern …   Deutsch Wikipedia

  • Butterreinfett — Warmes, daher flüssiges Butterschmalz Butterschmalz bei Zimmertemperatur Butterschmalz (auch Schmalzbutter, geklärte, eingesottene oder geläuterte Butter) ist aus Butter durch Entfern …   Deutsch Wikipedia

  • Butteröl — Warmes, daher flüssiges Butterschmalz Butterschmalz bei Zimmertemperatur Butterschmalz (auch Schmalzbutter, geklärte, eingesottene oder geläuterte Butter) ist aus Butter durch Entfern …   Deutsch Wikipedia

  • Ghee — Warmes, daher flüssiges Butterschmalz Butterschmalz bei Zimmertemperatur Butterschmalz (auch Schmalzbutter, geklärte, eingesottene oder geläuterte Butter) ist aus Butter durch Entfern …   Deutsch Wikipedia

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  • Gute Butter — Butter mit Streichmesser Butter in einer handelsüblichen Menge (250g) in einer Butterdose Butter (von altgriechisch βούτυρον, boútyron „Kuhkäse“) oder Anke ist ein meist aus Kuhmilch …   Deutsch Wikipedia

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