Böse-Brücke

Böse-Brücke

52.55472222222213.3986111111117Koordinaten: 52° 33′ 17″ N, 13° 23′ 55″ Of1

Bösebrücke
Bösebrücke
Nordseite
Nutzung Straßenverkehr, Fußgänger
Überführt Bornholmer Straße
Querung von Berlin-Stettiner Eisenbahn, Nord-Süd-S-Bahn
Ort Berlin, Ortsteil Berlin-Prenzlauer Berg
Konstruktion Eisenfachwerk, zweibogig, zwei Hauptträger
Gesamtlänge 138,0 m
Breite 31,0 m
Längste Stützweite 87 m
Konstruktionshöhe Bogenscheitel über eingehängter Platte ca. 12,00 m „Pfeilhöhe“)
Baukosten 1 Mio Goldmark
Baubeginn Juli 1913
Fertigstellung 11. September 1916
Planer Friedrich Krause und Mitarbeiter

Die Bösebrücke ist eine Stahlbogen-Brücke in Berlin. Sie verbindet im Verlauf der Bornholmer Straße und der Osloer Straße die Berliner Ortsteile Prenzlauer Berg mit Gesundbrunnen über die Gleise der S-Bahn und Fernbahn hinweg. Umgangssprachlich wird sie oft als Bornholmer Brücke bezeichnet. Die Brücke ist die erste Nickelstahlbrücke Berlins und steht unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Bösebrücke und S-Bahn-Station

Die Brücke verläuft in Ost-West-Richtung im Straßenzug Bornholmer Straße - Osloer Straße und ist Teil des früheren nördlichen Stadtringes. Unter der Brücke befindet sich seit dem 1. Oktober 1935 die S-Bahn-Station Bornholmer Straße der Nord-Süd-S-Bahn. Über die Brücke führte vor 1961 und (wieder) seit dem 14. Oktober 1995 eine Straßenbahnstrecke.

Geschichte

Die niveaugleiche Kreuzung zwischen der Eisenbahn und der nach dem Hobrecht-Plan von Plötzensee bis Lichtenberg führenden Ringstraße entwickelte sich am Ende des 19. Jahrhunderts zu einem neuralgischen Verkehrsknoten. Deshalb erwog der Magistrat der Stadt Berlin den Bau einer Brücke zum kreuzungsfreien Verkehr mit der Eisenbahn. Nach Prüfung verschiedener Entwürfe und Modelle kam eine stählerne Auslegerkonstruktion nach Plänen des Stadtbaurats Friedrich Krause und seiner Mitarbeiter Hedde, Sievers, Behrens, Pohl, Marcus und Heinzel in die Auswahl. Der Baubeginn erfolgte im Sommer 1913, für die sorgfältige Ausführung der Metallarbeiten wurden zwischen den vorhandenen Gleisen hölzerne Lehrgerüste aufgestellt und größere Teile vor Ort zusammengenietet. Erst nachdem alle tragenden Teile fertig waren, senkte man die Konstruktion auf die stählernen Mittelstützen und die seitlichen Widerlager. Die erste genietete Stahlbrücke in Berlin erhielt bei ihrer feierlichen Eröffnung am 11. September 1916 (während des Ersten Weltkrieges) den Namen Hindenburgbrücke.

Im Zweiten Weltkrieg waren sowohl die Bahngleise als auch große Brückenbauwerke gute Orientierungspunkte für die in den Jahren 1944 und 1945 erfolgten Bombenabwürfe auf Berlin. Die Hindenburgbrücke erlitt aber bis zum Ende des Krieges keine größeren Schäden und stand dem neu beginnenden Verkehr sofort zur Verfügung. Am 5. Juli 1948 wurde sie nach dem 1944 hingerichteten NS-Widerstandskämpfer Wilhelm Böse benannt.

Mit der Errichtung der Berliner Mauer am 13. August 1961 wurde sämtlicher Verkehr an dieser Stelle unterbrochen, die Bösebrücke gehörte zum überwiegenden Teil zu Ost-Berlin, jedoch lagen 30 m im Westen der Stadt. 1983-1985 erfolgten an diesem Weddinger Teilabschnitt der Brücke umfangreiche Instandsetzungsarbeiten, bei denen wichtige Erfahrungen gesammelt werden konnten.

Für die Straßenbahn im Ostteil der Stadt entstand kurzfristig eine Wendeschleife vor der Brücke an der Björnsonstraße. Der S-Bahnhof Bornholmer Straße wurde zunächst ohne Halt durchfahren, später verlegte man die Schienen neu und die Züge fuhren mit Höchstgeschwindigkeit durch diesen Abschnitt. Zwischen 1963 und 1989 befand sich östlich der Bösebrücke der Grenzübergang Bornholmer Straße für Personenkraftwagen und Besucher.

Die Bösebrücke mit zahlreichen DDR-Bürgern vor dem Grenzübergang Bornholmer Straße am 18. November 1989

In der Nacht des 9. November zum 10. November 1989 wurde dieser Grenzübergang als erster durch die Grenztruppen der DDR geöffnet[1], um dem Druck der Massen von Ost-Berliner Seite nachzugeben. Dies war der Beginn des Falls der gesamten Berliner Mauer.[2]

Inschrift an der Bösebrücke

Die Instandsetzung am Teilstück im damaligen Bezirk Prenzlauer Berg konnte nun kurzfristig in Angriff genommen werden. Nach einer Ausschreibung zur kompletten Brücken-Sanierung mit Teilerneuerungen der vier Treppenanlagen zum Bahnhof erfolgten ab Sommer die notwendigen Reparaturen und wurden nach 4 ½ Jahren am 9. Februar 1995 abgeschlossen. Die Arbeiten erfolgten durch ein Konsortium folgender Firmen: Trapp AG Berlin; Krupp Stahlbau Berlin GmbH, Gresitza GmbH Berlin; Strabag Berlin, Arido, Scatturin Metallbau GmbH, Rebentisch GmbH und Becker GmbH. [3]

Konstruktive Details

Die stählerne Brücke ist als Zweigelenkbogen mit beiderseitigen Kragarmen und gelenkig angeschlossenen Endfeldern sowie eingehängter Brückenplatte ausgeführt. In der Oberkonstruktion sind beidseitig Beleuchtungsmaste integriert. Die gesamte Brückenfläche wird mit 3.726,00 Quadratmeter angegeben. Die nutzbare Breite beträgt beidseitig 6,0 m für die Fußwege, die gesamte Verkehrsbreite 15,0 m.[3] Im Jahr 2008 ergaben genaue Untersuchungen des Brückenstahls, dass zur Gewährleistung der Standsicherheit eine neue Sanierung notwendig ist. Außerdem müssen Fahrbahnschäden beseitigt, Abdichtungen erneuert und sämtliche über die Brücke führenden Versorgungsleitungen erneuert werden. Die Arbeiten sind ab 2010 geplant.[4] [5]

Verkehrsprobleme

Gleisverschlingung der Straßenbahn über die Brücke

Wegen der geringen Straßenbreite wurde nach der Maueröffnung zeitweilig ein Abriss und Neubau der Bösebrücke diskutiert. Der bestehende Denkmalschutz führte dagegen zu den oben beschriebenen Instandsetzungsarbeiten, die insgesamt 26 Mio DM kosteten.[3] Schwierig war die Wiederinbetriebnahme der Straßenbahnstrecke, die über die Bösebrücke bis zum Virchowklinikum geführt wurde. Damit die Bahnen in jeder Richtung ohne Weichen in ihrem jeweiligen Gleis fahren können, sind die Schienen als Gleisverschlingung realisiert. Der auf der Brücke beidseitig verbleibende Fahrstreifen für den Pkw-Verkehr entspricht nicht den Normbreiten für je zwei Spuren, weswegen direkt über die Brücke keine Spurführungsmarkierung aufgebracht wurde. Die Bezirksverwaltung überlässt die unfallfreie Passage dem Geschick der Autofahrer. Die Instandsetzungsarbeiten ab 2010 lassen neue Verkehrsprobleme erwarten.

Literatur

  • Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken, Jaron Verlag, Berlin 2003, Seiten 158-159; ISBN 3-89773-073-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Grenzübergang Bornholmer Straße am 9. November 1989
  2. Info der Senatsverwaltung mit Fotos und einem Bericht über die Grenzöffnung an der Bösebrücke, abgerufen am 26. März 2009
  3. a b c Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit Infos über die Bösebrücke, abgerufen am 26. März 2009
  4. Peter Neumann: Bösebrücke muss saniert werden, Artikel in der Berliner Zeitung vom 23. Dezember 2008, abgerufen am 26. März 2009
  5. Zustandsbericht (Abstract; Gesamtbericht als PDF) der Bösebrücke vom 4. März 2009, abgerufen am 26. März 2009

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