- Bürgerferne
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Mit dem Schlagwort Bürgerferne wird eine Politik bezeichnet, die wenig bürgernah, sozusagen „über die Köpfe der Bürger hinweg“, betrieben wird. Kritisiert wird dabei vor allem, dass die Politik die Wünsche der Bevölkerung nur unzureichend berücksichtige, dass die Bürger nicht in die Entscheidungsprozesse mit eingebunden seien und dass bestimmte politische Kreise keinen Kontakt zur Alltagserfahrung der restlichen Bevölkerung hätten und infolgedessen eine lebensfremde Politik verträten. Insbesondere technokratischen Politikansätzen wird häufig Bürgerferne vorgeworfen.
Eine besondere Rolle spielt das Schlagwort im Zusammenhang mit der Europäischen Union, die seit den 1980er Jahren mit dem Vorwurf der Bürgerferne konfrontiert wurde − häufig auch in Zusammenhang mit dem behaupteten EU-Demokratiedefizit. Um diese Kritik auszuräumen, bemühte sich die Union schon frühzeitig, Maßnahmen für eine bessere Kommunikation mit den Bürgern und für eine bessere Sichtbarkeit des Integrationsprozesses zu ergreifen, etwa im Ausschuss für das „Europa der Bürger“ 1984/85. Dennoch wurde der Vorwurf auch später noch häufig erhoben.
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