- Politisches Schlagwort
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Ein politisches Schlagwort entsteht, wenn eine politische Situation oder ein politischer Diskurs auf ein besonders einprägsames Wort oder einen Satz zusammengefasst wird. Dieses Schlagwort findet danach in der Presse ein großes Echo und wird kurz- oder längerfristig zum zentralen Begriff für diesen Diskurs, oder als Symbol für die entsprechende politische Situation wahrgenommen. Wer einen Begriff prägt und ins Gespräch bringt, kann damit zunächst die Deutungshoheit innehaben – wobei es selbst Teil des Ringens um Deutungshoheit ist, welche Ausdrücke man als Schlagworte verbreitet. Im weiteren Verlauf des politischen Diskurses kann die Deutungshoheit jedoch auch verlorengehen und die öffentliche Wahrnehmung des Schlagwortes sich wandeln. Gezielte Versuche, politische Schlagwörter bzw. -worte bewusst zu prägen, können auch Teil einer Kampagne sein.
Manche politischen Schlagworte haben den Charakter von Euphemismen, wie zum Beispiel Ethnische Säuberung, oder von Dysphemismen, wie zum Beispiel Killerspiele. Andere sind tatsächlich Pseudo-Fachwörter, wie zum Beispiel Herrenrasse.
Weitere Beispiele für prägnante politische Schlagworte sind unter anderem Leitkultur, Agenda 2010, John F. Kennedys Satz: „Ich bin ein Berliner“ (der im Folgenden vor allem im Ausland mit der Situation Berlins im Kalten Krieg zusammengebracht wurde), die von Heiner Geißler geprägte Wahlparole der CDU Freiheit oder Sozialismus, die von der Bush-Regierung postulierte Achse des Bösen, Neoliberalismus[1][2][3] oder Islamfaschismus. Ein politisches Schlagwort der ersten Jahre der Kohl-Regierung war die geistig-moralische Wende.
Da der Ausdruck „Schlagwort“ selbst oft negativ konnotiert ist, ist die Frage, ob es sich bei einem bestimmten Begriff um ein wertendes Schlagwort oder um eine „präzise Bezeichnung“ handelt, bisweilen selbst Thema der politischen Debatte. Eine klare Abgrenzung ist hier aus semiotischer Sicht allerdings nicht möglich, da jedes Sprachverständnis bereits eine interpretierende Deutung des sprachlichen Zeichens einschließt.
Literatur
- Gerhard Strauss, Ulrike Haß & Gisela Harms: Brisante Wörter von Agitation bis Zeitgeist. Ein Lexikon zum öffentlichen Sprachgebrauch. de Gruyter, Berlin/ New York 1989. ISBN 3-11-012078-X. (Im Vorwort werden S. 32–38 „Schlagwörter in der Politik: Fahnen- Kampf- und Feindwörter“ behandelt, im Text werden viele Stichwörter entsprechend charakterisiert.)
Weblinks
Wiktionary: Schlagwort – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Patrick Honecker: Vorreformatorische Schlagwörter. Spiegel politischer, religiöser und sozialer Konflikte in der frühen Neuzeit, Inaugural-Dissertation, Universität Trier 2002, 209 Seiten (PDF)
Einzelnachweise
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Das Totschlagargument
- ↑ FAZ: Das Wort als Waffe
- ↑ Taylor C. Boss und Jordan Gans-Morse: Neoliberalism: From New Liberal Philosophy to Anti-Liberal Slogan in Comparative International Development Band 44 Nummer 2. ISSN=0039-3606
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