- Büromarkt
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Der Immobilienmarkt ist ein Teil der sogenannten Immobilienwirtschaft. Von letzterer übernimmt er die Vermarktung, um aus dem Erlös neben dem Unternehmergewinn auch die Entwicklung und Bewirtschaftung von Wohnraum zu finanzieren.
Im Gegensatz zu anderen Marktbereichen hat der Immobilienmarkt ganz spezielle Eigenschaften. Sie gründen vor allem auf folgenden Aspekten:
- Grund und Boden ist nicht vermehrbar
- Grundbesitz ist ein unbewegliches Rechtsgut
- Immobilien befriedigen eines der Grundbedürfnisse des Menschen, nämlich das Wohnen, und in gewissem Maß auch den Wunsch nach Sicherheit.
Inhaltsverzeichnis
Besonderheiten des Immobilienmarktes als Teil des Kapitalmarktes
Der Immobilienmarkt zeichnet sich durche einige Besonderheiten aus. Im Gegensatz zu Aktien- und Anleihemärkten unterscheidet er sich vor allem in den Merkmalen: Friktionen (Steuern, regulative Hemmnisse, freier Marktzutritt, Teilbarkeit) und Anpassungselastizität.
Ertragsteuern
Die Immobilie und deren Einkünfte genießen einen besonderen steuerlichen Status, ihnen wird eine eigene Einkunftskategorie, die der Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung zugeordnet. Bevorteilt sind diese Einkünfte vor allem gegenüber etwa gewerblichen Einkünften, die zusätzlich der gewerblichen Besteuerung unterliegen.
Verkehrsteuern
Im Bereich der Verkehrsteuern ist die Immobilie durch das Grunderwerbsteuergesetz anders gestellt als bewegliche Vermögensgegenstände. Eine Grundstückstransaktion kostet in der Regel je nach Bundesland 3,5 bis 4 % des Nettokaufpreises (Stand 2009, nur Hamburg und Berlin erheben 4 % Grunderwerbsteuer). Bei Anwendung der Grunderwerbsteuer wird die Transaktion von der Umsatzsteuer freigestellt.
Substanzsteuern
Bei Substanzsteuern sind Grundstücke klar benachteiligt. Für sie fällt alljährlich eine Grundsteuer an.
Steuerliche Abschreibungen
Der Immobilie kommt historisch eine große Bedeutung im Rahmen der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten zu. Die steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten liegen meist über dem tatsächlichen Substanzverzehr, dies hat maßgeblichen Einfluss auf den Nachsteuerertrag einer Immobilie bei der Abwägung gegen ein anderes Investitionsobjekt.
Regulative Hemmnisse
Das Eigentum, der Besitz und die Geschäftsvorgänge im Zusammenhang mit Grundstücken/Immobilien sind durch eine Vielzahl von Gesetzen durch regulatorische Vorschriften geprägt.
Freier Marktzutritt
Aufgrund der Erfordernis von Marktkenntnis ist der gesamte Markt meist nur einer kleinen Auswahl von Akteuren vorbehalten.
Teilbarkeit
Im kapitalmarkttheoretischen Kontext ist die Immobilie von ihrer Teilbarkeit einzigartig. Eine Immobilie ist in jedem Fall mit einem hohen Investitionsvolumen verbunden. Durch gesellschaftsrechtliche Gestaltung lässt sich diese fehlende Teilbarkeit aufbrechen, so z.B. durch den gemeinschaftlichen Erwerb einer Immobilie in Form einer Personengesellschaft. Der Zugang zu einem diversifizierten Portfolio ist jedoch nur über ein spezielles Anlagevehikel wie z.B. einem Investmentfonds möglich.
Anpassungselastizität
Volkswirtschaftlich betrachtet ist der Immmobilienmarkt durch dieses Merkmal geprägt. Kommt es beispielsweise zu einem Nachfrageüberhang am Immobilien, speziell Flächenmarkt, so kann der Markt nur sehr zeitverzögert mit einem Mehrangebot an Fläche reagieren. Diese zeitliche Verzögerung, begründet durch den zeitaufwendigen Prozess der Flächenproduktion samt Planung und Ausführung, ist die Ursache für die Zyklizität des Immobilienmarktes. Diese Zyklizität spiegelt sich vor allem in den Mietpreisschwankungen wider.
Immobilienbezogene Vorgänge und Berufe
Daher existieren in den meisten Staaten für den Grundverkehr und am Wohnungsmarkt besonders strenge Rechtsvorschriften, die auch spezielle Verwaltungsverfahren und Berufe hervorgebracht haben. Anzuführen sind insbesondere:
- Grundbuch, Bergbuch (für den Bergbau), Eisenbahnbuch u.ä., früher auch die Landtafel (adeliger Grundbesitz) - sie dienen den bücherlichen Rechten wie Eigentum, Hypotheken, Wege-, Wasserrecht und anderen Rechten als spezielle Sicherstellung
- Kataster (je nach Art ein Steuer- bzw. ein Grundstückskataster), der vom Vermessungsamt (in Teilen Deutschlands Katasteramt) angelegt, betreut und aktuell gehalten wird
- Beruf des Notars - für Beglaubigungen, Erb-, Kauf- und andere Verträge, sowie als Anlaufstelle für grundbücherliche Einverleibungen
- Rechtsanwälte, die auf Grundverkehr, Wohnungsrecht etc. spezialisiert sind
- Gebäudeverwalter und Immobilienmakler
- Immobilienbüros – hauptsächlich zur Vermittlung von Käufen, Verkäufen und Mietobjekten
- Kreditinstitute und Immobilienberater
- Analysten, Researcher und Marktforscher im Zusammenhang mit der Beobachtung des Immobilienmarktes und deren Analyse und Interpretation
- und weitere, vor allem mit dem Bauwesen zusammenhängende Berufe.
Teile des Immobilienmarktes
Die wichtigsten Teile des Immobilienmarktes sind der Grundstücksmarkt, der Wohnungsmarkt (Eigentums-, Genossenschafts- und Mietwohnungen), der Immobilienmarkt für Gewerbe und Industrie, und die Verwaltungsbereiche.
Ferner für die Errichtung und Renovierung von Gebäuden verschiedene Bereiche des Bauwesens.
Auch manche Aktivitäten vor dem Errichten von Gebäuden zählen zum Immobilienmarkt, vor allem zur Erschließung von Baugrundstücken: Amtliche Flächenwidmung und Genehmigungsverfahren, Stadtplanung, Natur- und Ensembleschutz, Planung und Errichtung der Versorgungs- und Entsorgungsleitungen usw.
Einflüsse der Gesellschaftsstruktur
Altersstruktur
Ende Februar 2006 tagte in Wien eine von der EU unterstützte Konferenz Real Estate. Sie stellte fest, dass die Überalterung beginnt, sich bremsend auf die Immobilienmärkte auszuwirken.
Beispielsweise wird Italiens Bevölkerung bis 2050 um 20 bis 25 % schrumpfen, was die private Wohnvorsorge schon jetzt etwas verringert. Außerdem fehlen derzeit boomende Wirtschaftsbranchen, so dass neben dem Wohnungs- auch der Büromarkt stagniert.
In Deutschland und Österreich wird die Bevölkerungsschrumpfung ein etwas geringeres Ausmaß erreichen, doch die Stagnationseinflüsse könnten auch hier in einigen Jahren zu wirken beginnen. Von Westeuropa ist nur Frankreich in einer besseren Position, während der negative Bevölkerungstrend in den östlichen Beitrittsländern lediglich um einige Jahre verzögert als in Westeuropa eintreten dürfte.[1]
Siehe auch
- Grundstücksbewertung
- Immobilienfonds, Immobilienbanking
- Zersiedelung
- Abbruchhaus, Bausubstanz
- Bundesverband freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen, Ring Deutscher Makler
Literatur
- Der Rustler, 5. Auflage (2006)
- Immobilienmarkt, Wochenbeilage der FAZ
Weblink
- Studie: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Immobilienwirtschaft (Kurzfassung des Gutachtens des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. an der Universität München)
Fußnoten
- ↑ Siehe auch FAZ 24. Februar 2006, S. 47f
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