14. Gardearmee (Rote Armee)

14. Gardearmee (Rote Armee)

Die 14. Gardearmee war Teil der Streitkräfte der UdSSR und wurde in den 1950er Jahren in der Moldauischen Sozialistischen Sowjetrepublik (MSSR) stationiert, um die Grenzen nach Südosteuropa zu kontrollieren und im Falle eines Dritten Weltkriegs schnellen Zugriff auf den Balkan zu haben.

Inhaltsverzeichnis

Umfang

Die 14. Gardearmee der Sowjetunion umfasste etwa 9.000–10.000 Soldaten, 94.000 Tonnen Munition und ein Waffenarsenal von 50.000 Gewehren, 300 gepanzerten Fahrzeugen, 128 Artilleriegeschützen und 7 Kampfhubschraubern, die sich nach Auflösung der Sowjetunion auf transnistrischem Territorium befanden. In welchem Umfang die 14. Gardearmee im Moment des Zusammenbruchs der Sowjetunion von Moskau oder von lokalen Befehlshabern kontrolliert wurde, ist umstritten.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war die 14. Gardearmee nur noch dem Namen nach eine Armee, nach ihrer Bedeutung und ihrem Zweck aber vielmehr eine Armee der Kader. Ihre Bewaffnung und ihre gepanzerten Fahrzeuge waren die einer voll ausgerüsteten Armee in Gefechtsbereitschaft, obwohl ihre Offiziere und Unteroffiziere kaum für eine reguläre motorisierte Sturmdivision ausgereicht hätten. In einer kritischen Situation hätte die Armee durch Reservisten aus der Gegend ergänzt werden müssen. Laut Interviews der Armeeführung gegenüber der russischen Presse, betrug die Zahl der Reservisten ungefähr 60.000, viele von ihnen hoch spezialisierte Militärs, die in Transnistrien lebten.

Die Unterstellung der 14. Gardearmee unter russisches Oberkommando

Als der Oberbefehl über die ehemalige 14. sowjetische Gardearmee am 1. April 1992 von der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) auf die Russische Föderation überging, setzte Moskau den bisherigen Kommandanten Juri Netkatschew ab und General Alexander Lebed als neuen Befehlshaber ein. Mit der Unterstellung der 14. Gardearmee unter die starke Führungspersönlichkeit Lebeds gelang es Moskau, die 14. Gardearmee als in sich geschlossenen militärischen Verband zu stabilisieren und einen Übertritt dieses Verbandes unter moldauische Jurisdiktion zu verhindern.

Lebed war von Moskau beauftragt, die Armee wieder unter seine Führung zu bringen, gleichzeitig aber zu verhindern, dass die moldauischen Regierung auf sie zugreifen konnte. Er musste also einerseits die Interessen der Soldaten und des Militärpersonals ernst nehmen, gleichzeitig aber die GUS-Direktive umsetzen, die die Übergabe der Arsenale der 14. Gardearmee an die Regierung in Chisinau vorsah. Die Umsetzung dieser Direktive wurde jedoch vom militärischen Oberkommando in Moskau abgelehnt, weil die 14. Gardearmee wichtige strategische Funktionen an der Südostflanke des sowjetischen Imperiums erfüllt hatte.

Die Rolle der 14. Gardearmee im Transnistrien-Konflikt

Sowohl die unabhängig gewordene Republik Moldau als auch die inoffizielle Transnistrische Republik (PMR) erhoben Anspruch auf die Waffen und Militärausrüstung, die in den Depots des früheren Militärbezirk Odessa lagerten. Die fehlende rechtliche Grundlage, nach der die Waffen und der Militärbesitz unter den Sowjetrepubliken verteilt werden sollte, führte zu einer chaotischen Situation. Waffen wurden übereignet, illegal verkauft oder einfach in Beschlag genommen von jedem der wollte.

Alexander Lebed als zwischenzeitlicher Kommandant der 14. Gardearmee war eine der Schlüsselfiguren im Transnistrien-Konflikt. In den Aktionen der 14. Gardearmee während des Transnistrien-Konflikts sahen Vertreter der Regierung in Chisinau ein deutliches Zeichen für die direkte Einflussnahme russischer Interessen auf die innere Situation der Republik Moldau. Der moldauische Außenminister Nicolae Tîu vertrat in der UN-Vollversammlung vom 8. Oktober 1993 den Standpunkt, dass der Transnistrien-Konflikt „von der Russischen Föderation zum Vorwand genommen werde, um die fortdauernde Präsenz ihrer Streitkräfte auf dem Territorium unseres Landes zu rechtfertigen“. Die Präsenz der 14. Gardearmee sei „das Haupthindernis für die Lösung des Konflikts“, weil das Regime in Tiraspol daher seine Unterstützung bezöge. Russland, so Tîu, verfolge letztlich das Ziel die „alten imperialen Strukturen“ wiederherzustellen. Der moldauische Präsident Snegur verlangte bei einem Treffen mit dem russischen Stellvertretenden Außenminister Sergei Krylov im April 1995 die Ratifizierung des Abkommens über den Abzug der 14. Gardearmee durch die Russische Föderation. Als die Russische Föderation jedoch die Hälfte ihrer Friedenstruppen am 28. November 1994 unilateral abzog, kritisierten sowohl Tiraspol als auch Chisinau den einseitigen Abzug.

Literatur

  • Graf, Kilian: Der Transnistrien-Konflikt: Produkt spätsowjetischer Verteilungskämpfe und Zerfallskonflikt der implodierten Sowjetunion. Hamburg, Disserta-Verlag, 2010, ISBN 978-3-942109-30-7
  • Gabanyi, Anneli Ute: Moldova im Spannungsfeld zwischen Russland, Rumänien und der Ukraine. Bundesinstitut für internationale und ostwissenschaftliche Studien (BIOst) Heft 16 1996.
  • Schröder, Hans-Henning: Geschichte und Struktur der sowjetischen Streitkräfte. Berichte des Bundesinstituts für internationale und ostwissenschaftliche Studien Heft 54 1986.
  • Schröder, Hans-Henning: Vereinigte Streitkräfte und nationale Armee. Zum Wandel der sicherheitspolitischen Lage in der Gemeinschaft unabhängiger Staaten, in: Osteuropa Jg. 42, Heft 8 1992. S. 669–679.
  • Schröder, Hans-Henning: Eine Armee in der Krise: Die russischen Streitkräfte 1992-93. Risikofaktor oder Garant politischer Stabilität? Berichte des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien Heft 45 1993.
  • Schröder, Hans-Henning: Alexander Lebed – Haudegen und politischer General, in: Osteuropa-Archiv März 1995. S. A 123–A 125.

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