A.W. Andernach

A.W. Andernach
A.W. Andernach GmbH & Co. KG
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1888
Sitz Bonn, Deutschland
Branche Dachbaustoffe

Die A.W. Andernach GmbH & Co. KG war ein weltweit agierender deutscher Hersteller von Dachbaustoffen mit Hauptsitz in Bonn. Sie wurde 2003 von der kanadischen IKO-Group übernommen und 2008 stillgelegt.

Geschichte

August Wilhelm Andernach kaufte 1888 von einem Apotheker in Beuel am Rhein eine Teerkocherei[1]. Diese baute er aus und gründete die „Mittelrheinische Theerproducten- und Dachpappen-Fabriek A.W. Andernach“, die später als A.W. Andernach GmbH & Co KG firmierte, deren Produkte in der Branche für Dachbaustoffe weltbekannt wurden.[2] [3]. Der Dachbaustoffhersteller mit 115 Jahren Firmengeschichte zählt zu den Bonner Traditionsunternehmen.[1]

August Wilhelm Andernach entwickelte den Dachbaustoff Kosmos, dessen Markenname noch immer existiert.[4]. Diese patentierten Falztafeln dienten zum Bau für trockene Wandoberflächen und werden noch heute in weiterentwickelter Form unter dem selben Namen beim Dachbau eingesetzt.

In den 1920er Jahren und während der Zeit des Dritten Reiches leiteten in zweiter Generation die Söhne August Gerhard Andernach und Roland Edmund Andernach das Unternehmen, während sich August Wilhelm Andernach aus dem operativen Geschäft zurück zog. Bis in die dritte Generation wurde die AWA GmbH & Co. KG von seinen Enkeln Gerd Andernach und Werner Wolfgang Andernach fortgeführt. Unter der Leitung der beiden Enkel seit den 1950er Jahren entwickelte sich die AWA bis Ende der 1980er Jahre zum größten europäischen Einzelwerk für Bitumen-Dachbaustoffe in Privatbesitz. Im Jahre 1988, kurz vor dem Ausscheiden Werner Wolfgang Andernachs, arbeiteten rund 330 Beschäftigte am Beueler Firmensitz.[1] Zu seinen besten Zeiten, in den 1980er Jahren, beschäftigte das Unternehmen allein in Beuel mehr als 300 Mitarbeiter, bei einem Umsatz von rund 150 Millionen DM. Selbst mehrere Großbrände, die teilweise die Produktionsstätten gänzlich zerstört hatten, überstand der Familienbetrieb[1].

Insbesondere die Dachschindeln aus Bitumen wurden als „Bonner Schindeln“ international bekannt. [2] [5]. Später hatte AWA noch Abdichtungsfolien für die ICE-Tunnel produziert.[1]

Ende der 1980er Jahre wurde das Unternehmen infolge von Interessenkonflikten zwischen den beiden Enkeln des Gründers nach und nach an Investoren verkauft. Nachdem Werner Andernach seine Firmenanteile an seinen Bruder veräußert hatte, sah dieser sich gezwungen mehr Fremdkapital aufzunehmen und Investoren an dem Unternehmen zu beteiligen. Bis dahin war die AWA als Familienunternehmen Hauptarbeitgeber in Beuel am Rhein. Auch beschäftigte es als eines der ersten Unternehmen im Rheinland spanische Gastarbeiter, die in zweiter und dritter Generation noch heute in Beuel am Rhein ansässig sind[6]. Die AWA prägte maßgeblich über mehr als 100 Jahre die Entwicklung Beuels, des heutigen Bonner Stadtteils Bonn-Beuel.

Nach dem Tod Gerd Andernachs 1994, der der letzte Geschäftsführer der Familie war, wurde der Umsatz des Unternehmens bis 2000 auf umgerechnet rund 100 Millionen Euro gesteigert. Die Zahl der Beschäftigten in Bonn-Beuel ging währenddessen auf 230 im Jahr 1996 zurück, während das Engagement im Ausland, insbesondere bei den Tochterfirmen in Polen, mit bis zu 350 Mitarbeitern anstieg[1].

2003 stellte das Unternehmen in der Folge der Baukrise und durch Schwierigkeiten der ausländischen Tochterunternehmen insbesondere in Polen einen Insolvenzantrag.[1] Das kanadische Unternehmen IKO übernahm das Unternehmen aus der Insolvenzmasse und schloss am 31. Dezember 2008 die Werkstore in Beuel.[2] Für das ehemalige Firmengelände im Industriegebiet Beuel-Ost in Bonn, werden gegenwärtig neue Investoren gesucht[2].

Websites

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Delphine Sachsenröder: Baukrise bringt „Bonner Schindeln“ zu Fall In: General-Anzeiger vom 21. Februar 2003
  2. a b c d Cem Akalin: Andernach-Werk an der Röhfeldstraße wird teilweise abgerissen In: General-Anzeiger vom 15. April 2011
  3. Trademarks of AWA
  4. In: Patentblatt: herausgegeben von dem Kaiserl. Patentamt, Band 27
  5. Trademarks of AWA
  6. http://www.spanischerelternverein-bonn.de/ Spanischer Elternverein Bonn-Beuel e.V.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Andernach — Saltar a navegación, búsqueda Andernach Escudo …   Wikipedia Español

  • Andernach Bahnhof — Bahnhof mit Bahnhofsvorplatz Bahnhofsdaten Kategorie Regionalknoten …   Deutsch Wikipedia

  • Andernach Bf — Andernach Bahnhof Bahnhof mit Bahnhofsvorplatz Bahnhofsdaten Kategorie Regionalknoten …   Deutsch Wikipedia

  • Andernach Hbf — Andernach Bahnhof Bahnhof mit Bahnhofsvorplatz Bahnhofsdaten Kategorie Regionalknoten …   Deutsch Wikipedia

  • Andernach (Begriffsklärung) — Andernach bezeichnet Andernach, Stadt im Landkreis Mayen Koblenz, Rheinland Pfalz Andernach Schach, siehe Schachvariante Andernach ist der Familienname folgender Personen: Johannes Winter von Andernach (1505–1574), deutscher Mediziner,… …   Deutsch Wikipedia

  • ANDERNACH — ANDERNACH, city in the Rhineland, district of Coblenz, Germany. A Jewish community lived there toward the end of the 12th century under the protection of the archbishop of Cologne, who acquired Andernach in 1167. The ritual bathhouse, built in… …   Encyclopedia of Judaism

  • Andernach — Andernach, Stadt a. Rhein, im preuß. Regierungsbez. Coblenz, 3800 Einw.; Progymnasium, Leder und Blechfabriken, Wein und Obstbau, Handel mit den berühmten rheinischen Mühlsteinen und Brohler Tuff (Traß), welche das Trachytgebirge der Eifel… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Andernach — Andernach, 1) Stadt an der Nette u. dem Rhein, im Kreise Mayen des preußischen Regierungsbezirks Koblenz; Progymnasium, Metallwaarenfabrik, Schifffahrt, Handel mit Steinkohlen, Tuffstein (Traß), Mühlsteinen, die bei Ober u. Nieder Mending, in der …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Andernach — Andernach, Stadt im preuß. Regbez. Koblenz, Kreis Mayen, links am Rhein, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Köln Koblenz und A. Mayen, ist noch mit Mauern umgeben. Die merkwürdigsten Bauwerke sind: die kath. Pfarrkirche (St. Genoveva), eine… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Andernach — Andernach, Stadt im preuß. Reg. Bez. Koblenz, l. am Rhein (Einfluß der Nette), (1900) 7873 E., Amtsgericht, Genovevakirche mit 4 Türmen (13. Jahrh.), Rathaus mit röm. Altertümern, Irrenanstalten. Sieg Ludwigs II. über Karl den Kahlen 8. Okt. 876 …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Andernach — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”