ABC-Spürfahrzeuge der Feuerwehr

ABC-Spürfahrzeuge der Feuerwehr

Die Feuerwehr verwendet, teilweise im Rahmen des Katastrophenschutzes, verschiedene ABC-Spürfahrzeuge, die nicht alle genormt sind.

Inhaltsverzeichnis

ABC-Erkundungskraftwagen

Der ABC-Erkundungskraftwagen (kurz: ABC-ErkKW) bzw. ABC-Erkunder wird im Rahmen des Katastrophenschutzes verwendet und wird vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe beschafft und den Ländern zugeordnet, die es wiederum den einzelnen Standorten zuweisen. Das Fahrzeug ist das einzige ABC-Spürfahrzeug das bundesweit einheitlich beschafft wurde und wird. Es wird von vier Mann bedient, verfügt über einen Allradantrieb und hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. Seit dem Frühjahr 2009 werden die Fahrzeuge aufgerüstet; dies beschränkt sich im Wesentlichen auf die Ausstattung mit technisch aktueller Computer-Hard- und -Software und eine veränderte Führung der Probennahmeleitungen. Außerdem sollen ab 2014 weitere 134 Exemplare mit einem gesteigerten Leistungsumfang beschafft werden; im Zuge dieser Beschaffung steht auch eine Neubewertung der einzelnen Standorte und gegebenenfalls eine Verlegung von Fahrzeugen an andere Standorte an. Die ABC-Erkunder (Version von 1998) wurden bisher auf dem Modell Fiat Ducato Maxi L2B, 2.8 i.d. TD produziert.

ABC-Erkundungskraftwagen

ABC-Erkundungskraftwagen
ABC-Erkundungskraftwagen

Fahrzeugdaten
Abkürzung: ABC-ErkKW
Land: Deutschland
Besatzung: 0/1/3
Zul. Gesamtgewicht: 3.500 Kilogramm
Antrieb: Allrad

Aufgaben

Aufgaben des ABC-Erkunders sind:

  • Detektion von chemischen und radiologischen Kontaminationen
  • Identifikation einzelner chemischer Gefahr- oder Kampfstoffe
  • Kennzeichnen kontaminierter Gebiete
  • Unterstützung anderer ABC-Abwehrkomponenten des Katastrophenschutzes
  • Probenahme (Boden-, Bewuchs- und Wasserproben)

Kurzbezeichnungen

Die Kurzbezeichnung des ABC-Erkunders lautet:

  • ABC-ErkKW = ABC-Erkundungkraftwagen

Ausrückeordnungen

Der ABC-Erkunder rückt entweder in der ABC-Abwehrkomponente des Katastrophenschutzes oder in eigener Zuständigkeit der (Kreis-) Feuerwehr aus. Im Katastrophenschutzeinsatz rückt er, je nach Lage, mit mehreren weiteren ABC-Erkundern und/oder mit Fahrzeugen, die ebenfalls für die Abwehr von Gefahrstoffen genutzt werden (Gerätewagen Gefahrgut, Dekon-LKW P, Dekon-LKW G), aus. Oftmals sind diese Fahrzeuge zu Gefahrstoffzügen oder ABC-Zügen zusammengeschlossen. Im Einsatz in Feuerwehrzuständigkeit rückt das Fahrzeug alleine oder als Teil einer Bereitschaft, z.B. Umweltbereitschaft, aus; in diesem Fall wird auch nach feuerwehrtaktischen Grundsätzen vorgegangen und nicht nach denen des Katastrophenschutzes. Das heißt beispielsweise, dass im Feuerwehreinsatz - im Gegensatz zum Katastrophenschutzeinsatz - zum Einsatz unter Atemschutz zusätzliches Personal zum Bereitstellen eines Sicherheitstrupps benötigt wird.

Geschichte

Erste Versionen des ABC-Erkunders existieren schon seit den siebziger Jahren.

Beschaffungsantrag-Nummer Fahrzeugtyp Jahr Stückzahl
1030 VW 181 1972 bis 1977 200
1118 VW Kombi L, Typ 253 MC 2 1981, 1982 286
1174 VW-Kastenwagen, Typ T3 Syncro 16 1989 nur Prototyp
1033 VW-Kastenwagen, 70 x 1C Synchro 1994 nur Prototyp
1023 Fiat Ducato Maxi L2B, 2.8 i.d. TD 1998 371

In der Folge des 11. September 2001, aus Angst vor einem Anschlag mit ABC-Waffen, wurden in der Bundesrepublik 371 Exemplare dieses Fahrzeugtyps beschleunigt ausgeliefert.

Nach einem Brand in einer Fahrzeugunterkunft, dem ein ABC-ErkKW zum Opfer fiel, befinden sich derzeit noch 370 dieser Fahrzeuge in Gebrauch. Diese sollen ab Ende 2009 leistungsgesteigert werden; dies beschränkt sich im Wesentlichen auf die Ausstattung mit technisch aktueller Computer Hard- und Software und eine veränderte Führung der Probennahmeleitungen. Außerdem sollen weitere 134 Exemplare mit einem gesteigerten Leistungsumfang beschafft werden; im Zuge dieser Beschaffung steht auch eine Neubewertung der einzelnen Standorte und gegebenenfalls eine Verlegung von Fahrzeugen an andere Standorte an.

Technik

Normung

Das Fahrzeug ist nicht genormt, es gibt jedoch ein Pflichtenheft mit Beladeplan vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

Technischer Aufbau

Die ABC-Erkunder (Version von 1998) wurden bisher auf dem Modell Fiat Ducato Maxi L2B, 2.8 i.d. TD mit Allradantrieb produziert. Aus Kostengründen wurde darauf verzichtet, die Innenräume dieser Fahrzeuge vor chemischen, biologischen und radioaktiven Kampfstoffe zu schützen, so dass die Besatzung geeignete Schutzkleidung tragen muss.

Beladung

Auf dem ABC-Erkunder befindet sich umfangreiche Ausrüstung zum Aufspüren und Analysieren atomarer und chemischer Kampfstoffe sowie toxischer Industriechemikalien. Darüber hinaus führt der ABC-ErkKW ein Probenahmeset mit, mit dem die Besatzung radiologische, biologische und chemische Proben nehmen kann; hierbei ist es möglich, sowohl feste, flüssige als auch gasförmige Proben zu nehmen. Da Geräte zur schnellen und zuverlässigen Detektion von biologischen Kampfstoffen zum Zeitpunkt der Festlegung des Konstruktionsstandes nicht kommerziell verfügbar waren, verfügt der ABC-Erkunder hierüber nicht.

Detaillierte Beladeliste
Teil Anzahl
Photoionisationsdetektor 1
Ionen-Mobilitäts-Spektrometer 1
Gasspürpumpe 2
Chemikalienschutzanzüge 2
Dosisleistungsmessgerät 1
Dosisleistungswarner 1
Stabdosimeter 4
Personendosimeter 4
Radiologisches Messgerät FH 40 G 1
Radiologischer Messerweiterungssatz 1
NBR-Sonde 1
Navigationssystem (GPS) NAV 846 1
Pressluftatmer 2
Atemluftflasche 4
Kontaminationsnachweisgerät 1
usw. ---

Messleitwagen / Gerätewagen-Messtechnik

GW-StrSpTr; dem MLW sehr ähnlich
Fahrzeugdaten
Besatzung: 1 / 4
zul. Gesamtgewicht: 3.500 Kilogramm
Antrieb: Straße oder Allrad

Der Messleitwagen (kurz: MLW oder MeLW), mancherorts auch Gerätewagen-Messtechnik (kurz: GW-Mess) oder Einsatzleitwagen-ABC (ELW-ABC) genannt, ist ein nicht genormtes Feuerwehrfahrzeug zum Aufspüren und Bestimmen von gefährlichen Stoffen. Der Funkrufnahme sowie die Beladung (u.a. Messgeräte, Führungsunterlagen, Funk, Navigationsmittel, Erste Hilfe - Ausrüstung) des Fahrzeuges hängen vom jeweiligen Bundesland ab. Messleitwagen werden meist in Form von Kleinbussen oder Lieferwagen realisiert, was sie besonders schnell macht. So können sie oft schon vor dem Eintreffen des Gefahrstoffzuges die Lage erkunden. Der Messleitwagen rückt in der ABC-Abwehr-Komponente des Katastrophenschutzes aus und ist das Führungsfahrzeug des Gefahrstoffzuges. Von Ihm aus koordiniert der Zugführer den Einsatz des Gefahrstoffzuges oder des ABC-Zuges. Seine Aufgaben sind folglich:

  • Aufspüren von chemischen, biologischen und atomaren Kampfstoffen
  • Bestimmen von chemischen, biologischen und atomaren Kampfstoffen
  • Kennzeichnen verseuchter Gebiete
  • Führen von ABC-Erkundern und ABC-Einheiten, mancherorts auch Gefahrgutzügen
  • Information der Bevölkerung mittels Sprechanlage

Messtruppfahrzeug-Gefahrgut

Das Messtruppfahrzeug-Gefahrgut (Mef-G) ist Teil einer Katastrophenschutz-Einheit und dient der Erkundung und Absperrung der Einsatzstelle. Seine Ausrüstung ermöglicht die Entnahme von Proben zur Einschätzung der Gefahr und des Gefahrenbereiches sowie die Identifizierung von potenziellen Gefahrgütern. Am Einsatzort nimmt es Messungen vor und kennzeichnet betroffene Gebiete. Um der Feuerwehr ein Aussteigen am Einsatzort zu ermöglichen, führt es Chemikalienschutzanzüge und Zubehör mit. Dem Einsatzleiter stehen im Mef-G zahlreiche Datenblätter über bekannte Gefahrstoffe zur Verfügung, die genaue Anweisungen für den Umgang mit solchen Stoffen geben. Dieses Fahrzeug ist eine Entwicklung für das Bundesland Rheinland-Pfalz in Deutschland. Andere Bundesländer haben eigene Entwicklungen durchgeführt.

Gerätewagen-Strahlenspürtrupp

Diese Strahlenspürtrupp-Fahrzeuge sind eine Entwicklung des Landes Hessen für Einsätze im Bereich des AKW Biblis und der Nuklearanlagen in Hanau. Diese Fahrzeuge sind in jedem Landkreis in Hessen stationiert und werden durch die GABC-Messgruppen der Landkreise besetzt. Hauptaufgabe ist die Überwachung der Umgebung nach einem Störfall auf radioaktive Kontamination. Zwar verfügen die GW-StrSpTr landesseitig nur über Ausrüstung für den Strahlenschutzeinsatz, jedoch wird diese meist durch die GABC-Messgruppen um weitere Messgeräte und Ausrüstung für den Gefahrguteinsatz ergänzt. [1] Derzeit gibt es 29 Fahrzeuge in den Landkreisen und kreisfreien Städten sowie ein Fahrzeug an der Landesfeuerwehrschule in Kassel. [2] [3]

Siehe auch

Literatur

  • Artikel „ABC-Erkundungsübung“ (die erste), in: Magazin Bevölkerungsschutz, Ausgabe 2/2003 / S. 18 ff., zu beziehen über: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Bonn.
  • Artikel „ABC-Erkundungsübung“ (die zweite), in: Magazin Bevölkerungsschutz, Ausgabe 4/2004 / S. 21 ff., zu beziehen über: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Bonn.
  • Walter Hamilton: Handbuch für den Feuerwehrmann. Boorberg-Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-415-01705-2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.abc-gefahren.de/dateien/technik/anhang1_hessen.PDF
  2. http://www.hmdi.hessen.de/irj/HMdI_Internet?cid=e6481dbad54829becd6f5236ad18b9bc
  3. http://www.hmdi.hessen.de/irj/HMdI_Internet?cid=c190484ccead2822038070a3ea534e5e

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