- Additiver und divisiver Rhythmus
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In der Musik bezeichnen divisiv und additiv verschiedene Arten von Rhythmus und Metrum, deren Gruppierung und Aufbau. Die Begriffe erscheinen erstmals in Curt Sachs’ Buch Rhythm and Tempo 1953.
Ein divisiver Rhythmus ist ein Rhythmus, in dem dessen Notenwerte geteilt werden in kleinere Notenwerte oder umgekehrt vergrößert in längere Notenwerte, während der gesamte Rhythmus gleichlang bleibt.
Im Gegensatz wird beim additiven Rhythmus (metrisch) konstruiert, indem kleinere Rhythmen unterschiedlicher Länge aneinandergehängt werden, so wie beispielsweise ein 4/4 Takt durch das Aneinandernhängen eines 3/8, eines 2/8 und eines 3/8 Taktes entsteht.
Die Begriffe finden in musikethnologischer Forschung und Theorie ihren Gebrauch insbesondere derjenigen zu afrikanischer Rhythmik.[Anm. 1]
Inhaltsverzeichnis
Divisiver Rhythmus
Divisiver Rhythmus teilt (halbiert, viertelt, etc.) einen gegebenen Rhythmus in kleinere Gruppen, ohne das zugrundeliegende Metrum zu verändern. Vier Viertel werden beispielsweise in acht Achtel geteilt. Die kleineren divisiven Gruppen bauen kein anderes Metrum auf. In europäischen Taktarten werden so beispielsweise Viertel in Achtel geteilt, ohne einen vier Vierteltakt zu ändern, auch wenn eine Achtel durch eine Pause ersetzt werden sollte. Im Allgemeinen ist auch eine Vergrößerung des Rhythmus damit gemeint, also vier Viertel werden zwei Halbe. Das wird wohl auch mit multiplikativ bezeichnet.
Ein Beispiel sind die doppelten Offbeats des Reggae, die aus der Teilung eines einfachen Offbeats entstehen.
Additiver Rhythmus
Additiver Rhythmus (auch Akzentverschiebung, gegen die Akzente des Metrums, genannt) baut nacheinander nun innerhalb eines Metrums mit Gruppen verschiedener Längen einen Rhythmus auf, der sehr wohl sich mit dem zugrundeliegenden Metrum widersprechen kann. Das geschieht im Takt, zwischen dem Takt oder in Taktgruppen.
Beispiel sind die Ragtimes, insbesondere der Maple Leaf Rag und Easy Winners.
Ein vier Vierteltakt kann in 3 + 3 + 2 Achtelgruppen aufgeteilt werden, was sich mit der zugrundeliegenden Betonung des vier Vierteltaktes widerspricht, da dieser in Gegensatz auf eins und drei betont wird, nicht auf "zwei und" und vier. In additiver Form sind diese Betonungen aber die Betonungen. Siehe Clave.
Bemerkung
Asymmetrisch oder ungerade ist er nicht, wenn man ihn als 3 + 2 + 3 Gruppierung auffasst. Folklore, Bela Bartok Philip Glass mit seiner minmalistischen Musik verwenden additive Rhythmen. Werden solche Rhythmen gegeneinander verschoben (phasenverschoben, mit sehr langsamer Schwebung) gespielt entsteht ein Kreuzrhythmus.
Ist in einer Taktart der Zähler nicht durch zwei teilbar spricht man von irregulärem, unvollständigem oder ungeradem Takt. Zum Beispiel der 5/4 Takt als 3 + 2 Achtelgruppen. Dies Taktart ist nicht typisch für afrikanische additive Rhythmen, oder von Afrika beeinflusste zum Beispiel im Jazz. Paul Desmonds Take Five ist somit ein völlig untypische Beispiel, das eher aus klassischer Tradition geprägt ist. Der 5/8 Takt entsteht durch das Aneinandernhängen eines 2/8 und 3/8 Taktes.
Additiv wird dadurch fälschlich als asymmetrisch oder irregulär bezeichnet.
Beispielsweise andererseits kann 4 gleichmäßig durch zwei geteilt werden (4/2=2) oder durch Zusammennehmen von 2 (2+2=4), wohingegen 5 nur durch 5 und 1 teilbar ist und nur durch wiederholtes Addieren von fünf oder eins aufgebaut werden kann. 4/8 ist divisiv, 5/8 additiv.
Anmerkungen
- ↑ Diskussionen, ob ein Rhythmus eher additiv oder divisiv ist, sind müßig, da es theoretische Begriffe sind und im praktischen Musizieren sie zusammen zur Geltung kommen.
Weblinks
- Rhythmik-Metrik, (Additiv wird hier Akkzentverschiebung genannt.)
- Grundprinzipien der Rhythmik, mit afrikanischem Schwerpunkt
Literatur
Die genauen Begirffsbezeichnungen können abweichen.
- J. H. Kwabena Nketia, The Music of Africa. W. W. Norton, 1974, ISBN 0393021777, ISBN 9780393021776. Deutsch: Die Musik Afrikas. 1979 (er betont, dass ein additiver Rhythmus die gleiche Dauer hat wie ein zugrundegeleger gerader divisiver, also ein Dreierrhythmus fällt mit der Länge eines Zweiererrhythmus zusammen.)
- G. Kubik, Zum Verstehen afrikanischer Musik. 2. Auflg., LIT, Münster 2004
Kategorie:- Takt und Rhythmus
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