- Clave
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Die Clave, span. „(Noten)Schlüssel“, ist ein rhythmisches Element in der afrikanisch geprägten lateinamerikanischen Musik, das auf den Claves, zwei runden Holzstäben mit ein bis drei Zentimeter Durchmesser und etwa 20 cm Länge gespielt wird.
Inhaltsverzeichnis
Arten der Clave
Man unterscheidet u. a. die Son-Clave, die Rumba-Clave und die Bossa-Nova-Clave. Alle Variationen der Clave sind sich stets wiederholende zweitaktige Rhythmusmuster, die in der Ausprägung 3-2 oder 2-3 gespielt werden können. Dabei bedeutet 3-2, dass im ersten Takt drei Schläge gespielt werden und im zweiten Takt zwei, bei 2-3 ist es genau andersherum.
6/8-Clave
Die 6/8-Clave gilt als die ursprüngliche Clave, die von Sklaven aus Afrika nach Lateinamerika gebracht wurde, insbesondere von solchen aus Kongo nach Kuba. Sie wird heute noch in der Musik verschiedener Völker Afrikas als Glockenfigur und ebenfalls als Konzept verwendet. Die unterste Zeile ist eine gängige Variante, die auch oft als 6/8-Glocke zu hören ist. Auffällig ist die Ähnlichkeit zur Rumba-Clave. Da im Swing der kubanischen Musik die Polyrhythmik und Polymetrik enthalten ist, geht man davon aus, dass sich die Rumba-Clave ursprünglich aus der 6/8-Clave entwickelt hat.
4/4-Claven: Son und Rumba
Die Rumba-Clave und die Son-Clave werden im 4/4-Takt gespielt. Auf ihnen basiert ein Großteil der afro-kubanischen Musik. Wie die 6/8-Clave haben auch sie fünf Schläge, die man auf zwei Takte verteilt. Wenn man die ersten drei Schläge im ersten Takt spielt, spricht man von 3-2-Clave; durch Vertauschung beider Takte erhält man die sog. 2-3-Clave.
Die Rumba-Clave unterscheidet sich von der Son-Clave nur darin, dass im 3er Takt der Schlag von der 4 auf die 4+ versetzt wird.
Übergang von 6/8 zu 4/4 Claven
In der 6/8-Clave ist das Zeitintervall zwischen dem 3. und 4. Schlag ebenso lang wie das Zeitintervall zwischen dem 4. und 5. Schlag. Das unterscheidet sie grundlegend von den 4/4-Claven. Dennoch empfindet man die 6/8-Clave und die 4/4-Claven als „gleich“, wenn in Musikstücken die Taktart unmittelbar von 4/4 zu 6/8 (und/oder umgekehrt) wechselt. Das ist eine Art „akustische Täuschung“.
Clave in Brasilien: Bossa Nova
Eigentlich gibt es in der brasilianischen Musik keine wirkliche als solche bezeichnete Clave, dennoch wird in der Bossa Nova ein Rhythmus gespielt, der der Clave der afro-kubanischen Musik sehr ähnlich ist und auch auf den Claves gespielt wird. Dieser Rhythmus unterscheidet sich von der Son-Clave nur darin, dass im 2er Takt der Schlag von der 3 auf die 3+ verschoben wird. Der Funktion der afro-kubanischen Clave entspricht in der brasilianischen Musik der Partido Alto.
Bei den brasilianischen Batucadas hat die Bossa-Nova-Clave keine Bedeutung. Hingegen werden von ihnen viele Stücke gespielt, bei denen die Caixas und Repiques die Rumba-Clave 3-2 akzentuieren.
Bedeutung
Gemäß der wörtlichen Übersetzung kann die Clave durchaus als Schlüssel zur lateinamerikanischen Musik angesehen werden. Sie ist nicht nur eine rhythmische Struktur, sondern stellt ein komplexes und grundlegendes Konzept vor allem in der afrikanisch geprägten Musik Südamerikas dar. Entscheidend ist dabei die Zweitaktigkeit des Clave-Patterns. Die 3er-Seite der Clave baut Spannung auf, die auf der 2er-Seite wieder abgebaut wird. Dieser Spannungsbogen bestimmt das Arrangement des gesamten Stücks. Alle Intros, Outros und Breaks (Cierres) orientieren sich ebenso wie Melodien und Begleitmuster und die Musiker selbst an der „Richtung“ der Clave. Die Clave läuft in der Regel durch das ganze Stück durch und ändert sich dabei nicht. Das Interessante dabei ist, dass das eigentliche Clave-Pattern oftmals nicht gespielt werden muss. Es pulsiert in der Musik mit, ist aus den Percussionrhythmen ebenso herauszuhören wie aus den Montunos, die vom Piano gespielt werden. Geübte Musiker wissen intuitiv, auf welcher Seite der Clave sie sich gerade befinden (2er- oder 3er-Seite), so dass sie ihre rhythmische Orientierung bei Variationen oder Improvisation niemals verlieren. Spielt ein Musiker in der verkehrten bzw. verdrehten Clave, dann sagt man, er spielt „cruzado“ (span. „über Kreuz“). Damit wird ein Effekt beschrieben, den jeder Musiker selbst nachfühlen und überprüfen kann, wenn er die Clave-Figur mit beiden Händen gegeneinanderspielt. Das Geheimnis liegt im 2. Schlag der 3er Figur und im ersten Schlag der 2er. Der 2. Schlag der 3er-Figur ist eine Synkope, der erste Schlag der 2er Figur liegt auf dem Beat. An diesen beiden Stellen kreuzen sich die Schläge und lösen einen Bremseffekt aus, der den Rhythmus stört (Beat unmittelbar von Synkope gefolgt bzw. umgekehrt).
"Verdrehte Clave" Teil Intro Strophe Refrain usw. Takt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 usw. Clave 3 2 3 2 3 2 3 2 3 2 3 2 3 2 usw. Obwohl die Clave in einem Stück in der Regel unverändert durchläuft, entsteht oft der Eindruck, sie würde innerhalb des Stückes plötzlich wechseln, also von 2-3 auf 3-2, oder umgekehrt. Dies tritt auf, wenn die einzelnen Teile des Stücks ungerade Taktzahlen aufweisen. Ein Stück kann z. B. in 3-2 beginnen und nach 4 Takten Intro in die erste Strophe überleiten, die damit auch in 3-2 gespielt wird. Hat diese Strophe dann allerdings 5 Takte, also eine ungerade Anzahl, beginnt der folgende Refrain auf der 2er Seite der Clave und beim Zuhörer entsteht das Gefühl, die Clave hätte sich gedreht. Die Clave wurde in den 90er Jahren weiterentwickelt. Vor allem Vertreter der New Yorker Latin Jazz Szene erweiterten die Clave für ungerade Metren. So entstand die Clave im 7/4- oder 10/4-Takt. Prominenteste Vertreter dieser Richtung waren Danilo Pérez (CD „Central Avenue“), David Sánchez (CD „Melaza“), Sebastian Schunke (CD „Symbiosis“), Antonio Sanchez oder der Bassist John Benitez.
Kategorie:- Gattungen und Formen (Musik)
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