Apfel-Täubling

Apfel-Täubling
Apfel-Täubling
Apfel-Täubling (Russula paludosa)

Apfel-Täubling (Russula paludosa)

Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Apfel-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula paludosa
Britzelm. 1891

Der Apfel-Täubling (Russula paludosa) [1] ist ein guter Speisepilz aus der Familie der Täublingsartigen. Dieser Pilz gehört zu den größten Täublingsarten in Europa. Junge Exemplare sehen mit ihrer lebhaft roten und gelbroten Färbung aus wie rotbackige Äpfel. Der Täubling wächst in feuchten Nadelwäldern.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der Hut wird 5−15 selten bis 20 cm breit und ist jung halbkugelig, später flach gewölbt bis abgeflacht und selbst im Alter in der Mitte nicht oder nur schwach niedergedrückt. Die Huthaut ist auch trocken noch glänzend und bei Feuchtigkeit leicht schmierig. Die Oberfläche ist schwach uneben höckerig und erscheint wie gehämmert. Der Hut ist blut- oder karminrot und in der Mitte oft dunkler als am Rand. Mit der Zeit können die Farben jedoch oft bis zu einem blassen Orange ausbleichen. Der Hutrand ist glatt und scharf und nur bei alten Fruchtkörpern leicht gerieft. Die Haut ist bis zur Hälfte abziehbar.

Die Lamellen sind bei jungen Pilzen weiß, im Alter blass cremefarben bis gelblich. Sie sind ausgebuchtet angewachsen, weisen viele Zwischenlamellen auf und sind dünn. Die Lamellenschneiden sind glatt und zum Rand hin oft rot überlaufen. Das Sporenpulver ist hellocker (IIIb nach Romagnesi)

Der zylindrische bis schwach keulige, weiße Stiel ist 4−10 cm lang und 1,5-2,5 teilweise bis zu 3 cm breit. Er ist oft rötlich überhaucht und wird im Alter markig-hohl. Druckstellen können gelblich flecken und im Alter kann der Stiel von der Basis her grauen.

Das Fleisch ist weiß, unter der Huthaut rot und geruchlos. Beim Trocknen riecht es nach gedörrten Apfelschnitzen. Der Geschmack ist mild, mitunter aber schwach bitterlich bis zusammenziehend. Das Fleisch verfärbt sich mit FeSO4 graurosa und mit Guajak olivgrün.[2]

Mikroskopische Merkmale

Die Sporen sind rundlich bis elliptisch und 7,5–10,3 µm lang und 6,3 –8,2 µm breit. Der Q-Wert (Sporenlänge/Sporenbreite) beträgt 1,1–1,3. Die rundlichen, teilweise verlängerten Warzen sind bis 1 µm hoch und stellenweise über feine Linien netzartig verbunden. Die 40–50 µm langen und 10–13 µm breiten Basidien sind keulig und tragen meist vier, seltener ein oder zwei Sterigmen.

Die 40–65 µm langen und 6–10 µm breiten Cheilozystiden sind wenig zahlreich und können ganz unterschiedlich geformt sein. Sie können zylindrisch, spindelförmig, pfriemförmig sein oder an der Spitze teilweise appendikuliert sein, das heißt einen mehr oder weniger ausgeprägten Fortsatz tragen. Die Pleurozystiden sind ähnlich. Sie sind 55–120 µm lang und 7–13 µm breit und recht zahlreich. Alle Zystiden färben sich mit Sulfobenzaldehyd nicht oder nur schwach grauschwarz an.

Die Huthaut besteht aus zylindrischen, meist einfach septierten und teilweise verzweigten haarartigen Hyphenendzellen (Haaren), die 2,5–4 µm breit sind und deren Hyphenwände schwach gelatinisiert sind. Zwischen die Hyphen sind schwach keulige, 3–7 µm breite, meist unseptierte Pileozystiden eingestreut, die sich in Sulfobenzaldehyd schwach grauschwarz anfärben.[2]

Ähnliche Arten

Nicht selten kommt am gleichen Standort auch der Orangerote Graustiel-Täubling vor. Besonders rotgefärbte Exemplare können mit dieser Art verwechselt werden. Das Fleisch und der Stiel von älteren Fruchtkörpern graut oder schwärzt, sodass die beiden Arten leicht unterschieden werden können. Außerdem fehlt dem Graustiel-Täubling die rote Tönung des Stieles und die Sporen sind größer und stärker ornamentiert. Am gleichen Standort können auch rote Speitäublinge wachsen, die durch eine Geschmacksprobe aber leicht unterschieden werden können.[3]

Ökologie

Der Apfel-Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz der mit verschiedenen Nadelbäumen eine Symbiose eingehen kann. Sein wichtigster Mykorrhizapartner ist die Fichte, gefolgt von verschiedenen Kiefernarten.

Der Täubling kommt häufig in feuchten und bodensauren Fichten-Tannen- und Fichtenwäldern, in moosigen Fichten- und flechtenreichen Kiefern-Forsten, in Kiefern- und Fichten-Moorwäldern, Torfmoosrasen und nur sehr selten auch in Hainsimsen-Buchenwäldern.

Der Täubling mag frische bis nasse, teils anmoorige und extrem basen- und nährstoffarme Böden. Die Fruchtkörper erscheinen zwischen Juli und Oktober häufig zwischen Torfmoos und Heidelbeersträuchern.[4]

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet des Apfeltäublings liegt in den gemäßigten Breiten der nördlichen Halbkugel, in Nordasien (Kaukasus, Kamtschatka), Nordamerika (USA) und Europa. Im Süden kommt er von Korsika bis Rumäniden, im Westen von Frankreich bis zu den Hebriden und im Osten bis Weißrussland vor. Im Norden ist er in ganz Fennoskandinavien bis nach Lappland verbreitet.

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Apfel-Täubling nachgewiesen wurde.[4][5][6]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Korsika,
Italien,
Slowenien,
Kroatien,[7]
Rumänien,
Bulgarien[8]
Frankreich,
Benelux,
Großbritannien,
Hebriden
Schweiz,
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
Polen
Estland,
Weißrussland
Island,
Dänemark,
Norwegen,
Schweden,
Finnland

Die Art ist in Deutschland aus allen Bundesländern bekannt, jedoch je nach Bodenbeschaffeneheit und Klima sehr unterschiedlich verbreitet.

Systematik

Infragenerische Systematik

Der Apfeltäubling ist die Typart der Untersektion Paludosinae die innerhalb der Sektion Viridantes. Die Vertreter haben relativ große, robuste Fruchtkörper und schmecken mild. Der Hut ist meist rötlich, orange bis gelblich befärbt. Das Sporenpulver ist ockerfarben. Das Fleisch ist unveränderlich oder wird leicht braun oder grau.

Bedeutung

Der Apfeltäubling ist ein beliebter Speisepilz, der aber leicht mit giftigen Speitäublingen verwechselt werden kann, daher sollte die Bestimmung durch eine Geschmacksprobe abgesichert werden. Eine Verwechslung mit dem ebenfalls ähnlichen, essbaren Orangeroten Graustiel-Täubling bleibt ohne Folgen.

Quellen

  • Hans E. Laux: Der Kosmos Pilzatlas, 2.Auflage, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co KG, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-440-10622-8
  • Russula paludosa. Partial Russula Database. In: cbs.knaw.nl. CBS Fungual Biodiversity Centre, abgerufen am 29. August 2011.
  • Henri Romagnesi: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord. essai sur la valeur taxinomique et spécifique des caractères morphologiques et microchimiques des spores et des revêtements. Bordas, Paris 1967, S. 802 f. (online).

Einzelnachweise

  1. Synonyme von Russula paludosa. In: speciesfungorum.org. Index Fungorum, abgerufen am 29. August 2011.
  2. a b Fred Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 6. Russulaceae. Verlag Mykologia, Luzern, ISBN 3-85604-060-9, S. 216.
  3. J. Schäffer: Russula paludosa. Russula-Monographie. In: Annales Mycologici. 31, 1933, S. 385 (online, abgerufen am 29. August 2011).
  4. a b G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 495.
  5. Russula paludosa in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21. August 2011.
  6. Weltweite Verbreitung von Russula paludosa. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21. August 2011.
  7. Z. Tkalcec & A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 293 (online, abgerufen am 31. August 2011).
  8. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (online, abgerufen am 31. August 2011).

Weblinks

 Commons: Apfeltäubling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Russula paludosa. In: Russulales News / mtsn.tn.it. Abgerufen am 29. August 2011 (englisch, Fotos).
  • Russula paludosa. In: funghiitaliani.it. Abgerufen am 29. August 2011 (italienisch, Gute Fotos vom Apfel-Täubling).
  • Roger Phillips: Russula paludosa. In: rogersmushrooms.com. Website RogersMushrooms, abgerufen am 29. August 2011 (englisch).
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