Armenisch-Apostolische Kirche in Österreich

Armenisch-Apostolische Kirche in Österreich
Das Haus der Armenisch-Apostolischen Kirche in der Kolonitzgasse 11 in Wien

Die Armenisch-Apostolische Kirche in Österreich ist eine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Sie untersteht dem Katholikat von Etschmiadsin und zählt gemeinsam mit der Syrischen, Koptischen und Äthiopischen Kirche zu den altorientalischen Kirchen. Der Katholikos wird durch einen Patriarchaldelegaten für Mitteleuropa und Skandinavien mit Sitz in Wien vertreten.

Die Armenisch-Apostolische Kirche in Österreich ist hier eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Sie unterhält eine Kirchengemeinde in Österreich mit Sitz in Wien, die Sektionen in Oberösterreich und der Steiermark besitzt. Das Zentrum der Gemeinde ist die Kirche St. Hripsime in der Kolonitzgasse 11 in Wien–Landstraße. Die Gemeinde führt die Hovhannes-Shiraz-Schule sowie verschiedene Kultur-, Studien- und Sportvereine.

Die armenische Kirche in Suceava, 1899

Geschichte

Die Armenische Kirche wurde ab 1775 in Österreich durch die Gemeinde in Suceava in der Bukowina vertreten. Diese Gemeinde umfasste vier Pfarren. Da sich die Leitung der Kirche im Osmanischen Reich und damit im Ausland befand, verfügte Kaiser Joseph II., dass die "Spiritual-Jurisdiction" nicht mehr bei den Erzbischöfen in Anatolien liegen solle. Nach einem persönlichen Besuch des Kaisers in Suceava 1783 wurden den Armeniern die Anstellung weiterer Geistlicher und die Matrikelführung für ihre Gläubigen zugestanden, wodurch die Gemeinde eine öffentlich-rechtliche Stellung einnahm, obwohl sie nicht ausdrücklich im Toleranzpatent genannt war. Der Kultusminister Karl von Strehmayr hielt aber 1877 ausdrücklich fest, dass dennoch die staatliche Anerkennung der Armenier niemals in Zweifel gezogen worden sei.

1877 gab es Bestrebungen des Katholikos in Wien eine eigene Gemeinde zu gründen. Dies wurde aber von den Armeniern der Stadt nicht begrüßt, sie wollten weiterhin Suceava unterstellt bleiben, das ihnen anderenfalls keine finanzielle Unterstützung mehr hätte leisten können. So kam es lediglich zur Schaffung einer Expositur, die keine Änderung der Gemeindeordnung erforderlich machte.

Aus Spendenmitteln wurde 1912 im Dachgeschoss des Hauses Dominikanerbastei 10 eine Kapelle St. Salvator eingerichtet. Der Großteil der Ausstattung für diese Kapelle kam aus Suceava. Erst als die armenische Gemeinde von Suceava im Ersten Weltkrieg zerstört wurde, trat die Wiener Salvatorkapelle deren Nachfolge in der Republik Österreich an. Als juristisches Kuriosum hatte sie das Recht der Matrikelführung behalten.

Gegenstände aus der Salvatorkapelle in Wien, heute auf der Empore der Kirche St. Hripsime

Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde von Wien aus die seelsorgerliche Betreuung der Gläubigen in Deutschland durchgeführt, was 1957 durch Katholikos Vazken I. offiziell gemacht wurde. Pfarrer war damals Jeghische Utudjian. 1962 übernahm Mesrob K. Krikorian als Vardapet die Leitung der Gemeinde, der seit 1992 Erzbischof ist. 1964 wurde das Haus und Grundstück in der Kolonitzgasse 11 gekauft und hier der Grundstein zur Errichtung einer eigenen Kirche gelegt. Die 1967 fertiggestellte Kirche St. Hripsime weihte Katholikos Vazken I. am 21. April 1968 ein.

Da die Armenier von dem 1967 erlassenen Orthodoxengesetz nicht erfasst wurde, war die Kirche zwar weiterhin eine öffentlich-rechtliche Kultusgemeinde, aber keine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Diese unklare Lage wurde mit Erlass des Unterrichtsministeriums vom 12. Dezember 1972 beendet, mit dem die Anerkennung erfolgte.

1980 wurde von der Armenischen Kirche eine neue Diözese für Mitteleuropa und Skandinavien in Wien errichtet, die damals auch Deutschland mit einschloss. Durch eine Umstrukturierung 1990 wurde Deutschland aus dieses Diözese herausgelöst. Ein Höhepunkt in der jüngeren Geschichte der Armenisch-Apostolischen Kirche in Österreich war der Besuch von Katholikos Karekin II. Nersissian, bei dem ein Denkmal zum 1700jährigen Jubiläum der Christianisierung Armeniens vor der Kirche in Wien eingeweiht wurde und dessen Standort von der Gemeinde Wien in Armenierplatz benannt wurde.

Literatur

  • Franz Gschwandtner, Christian Gastgeber: Die Ostkirchen in Wien. Ein Führer durch die orthodoxen und orientalischen Gemeinden. Styria, Wien 2004, ISBN 3-222-13145-7

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Armenisch-Apostolische Kirche — Die neue Kathedrale in Eriwan wurde im Jahr 2001 zur 1700 Jahrfeier der Armenischen Apostolischen Kirche eingeweiht. Die Armenische Apostolische Orthodoxe Kirche ist eine altorientalische Kirche mit heute sechzehn Millionen Gläubigen in zwei… …   Deutsch Wikipedia

  • Armenische Apostolische Kirche — Die neue Kathedrale in Jerewan wurde im Jahr 2001 zur 1700 Jahrfeier der Armenischen Apostolischen Kirche eingeweiht. Die Armenische Apostolische Kirche ist eine altorientalische Kirche mit heute sechzehn Millionen gläubigen armenischen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Österreich [2] — Österreich, Kaiserstaat in Europa; grenzt im Norden an Baiern, Sachsen, Preußisch Schlesien u. Rußland (Polen), im Osten an Rußland u. die Türkei (Moldau), im Süden an die Türkei (Walachei, Serbien u. Ejalet …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich — Basisdaten Gründung 1958 Mitgliedskirchen 16 Vorstand des ÖRKÖ (Funktionsperiode 2010–2011) Vorsitzender Bischofsvikar Nicolae Dura (rumänisch orthodox) …   Deutsch Wikipedia

  • Orthodoxe Kirchen in Österreich — sind die Gesamtheit aller christlichen Kirchen der Orthodoxie, die in Österreich ansässig sind. Nicht alle Kirchen besitzen eigene nationale Diözesen. Oberstes Gremium ist die Orthodoxe Bischofskonferenz in Österreich. Die meisten Kirchen sind im …   Deutsch Wikipedia

  • Katholische Kirche — Dieser Artikel behandelt die gesamte, den Jurisdiktions Primat des Papstes anerkennende katholische Kirche; sie besteht aus 23 Teilkirchen. Die Kirche des lateinischen Ritus, die wichtigste dieser Teilkirchen, die umgangssprachlich ebenfalls als… …   Deutsch Wikipedia

  • Katholische Kirche (allgemein) — Dieser Artikel behandelt die gesamte, den Jurisdiktions Primat des Papstes anerkennende katholische Kirche; sie besteht aus 23 Teilkirchen. Die Kirche des lateinischen Ritus, die wichtigste dieser Teilkirchen, die umgangssprachlich ebenfalls als… …   Deutsch Wikipedia

  • Katholische Kirche (römisch) — Dieser Artikel behandelt die gesamte, den Jurisdiktions Primat des Papstes anerkennende katholische Kirche; sie besteht aus 23 Teilkirchen. Die Kirche des lateinischen Ritus, die wichtigste dieser Teilkirchen, die umgangssprachlich ebenfalls als… …   Deutsch Wikipedia

  • Römisch-Katholische Kirche — Dieser Artikel behandelt die gesamte, den Jurisdiktions Primat des Papstes anerkennende katholische Kirche; sie besteht aus 23 Teilkirchen. Die Kirche des lateinischen Ritus, die wichtigste dieser Teilkirchen, die umgangssprachlich ebenfalls als… …   Deutsch Wikipedia

  • Römisch Katholische Kirche — Dieser Artikel behandelt die gesamte, den Jurisdiktions Primat des Papstes anerkennende katholische Kirche; sie besteht aus 23 Teilkirchen. Die Kirche des lateinischen Ritus, die wichtigste dieser Teilkirchen, die umgangssprachlich ebenfalls als… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”