Augsburger Kahnfahrt

Die Augsburger Kahnfahrt am Oblatterwall

Die Augsburger Kahnfahrt ist eine Freizeiteinrichtung mit Restaurant und Biergarten in Augsburg. Die in privater Hand befindliche Bootsvermietung verfügt über eine bis in das 19. Jahrhundert reichende Tradition.

Geschichte

In den 1870er Jahren entschloss sich der Unternehmer Paul Kurz, auf der breiten Wasserfläche des Augsburger Stadtgrabens beim Oblatterwall ein Freizeitvergnügen mit kleinen Booten zu schaffen, die er Interessenten kurzzeitig vermietete. Am 1. Mai 1876^[1] eröffnete er seinen Betrieb mit drei Kähnen vor der Stadtmauer der nördlichen Jakobervorstadt. Seine Idee war erfolgreich. Besonders in den Sommermonaten bot sich dem Publikum eine Gelegenheit, Entspannung oder Abwechslung im Alltag bei einer Ruderpartie zu finden.

Im Jahr 1901 wollte der Augsburger Architekt Karl Albert Gollwitzer, dem eine schiffbare Verbindung Augsburgs über den Lech und die Donau zum Schwarzen Meer vorschwebte, das Kahnfahrt-Gelände allerdings in einen Hafen einbeziehen. Seine Vision blieb im Endeffekt unrealisiert.^[2]

Der idyllisch gelegene Flecken in der Großstadt zog in den 1910er Jahren oft den nah im Elternhaus beim Stadtgraben wohnenden Bertolt Brecht mit seinen Freunden an. Die Kastanienallee entlang der Kahnfahrt erwähnte der spätere Dichter in seinem Essay „Bei Durchsicht meiner frühen Stücke“.^[3]

Die Kahnfahrt ist seit ihrer Gründung durchgängig in Betrieb, sieht man von den Jahren ab, als die Luftangriffe auf Augsburg ab 1944 schwere Schäden auch am städtischen Kanalsystem verursachten und der Wasserzufluss in den Stadtgraben gestoppt werden musste.

Waren es zunächst Holzboote der Bootsvermietung, die als Tret- oder Ruderboot zur Verfügung standen, sind seit den 1980er Jahren Boote aus Kunststoff und auch Elektroboote im Einsatz.

Lage

Ein Paar im Ruderboot

Die Wasserfläche, auf der mit Booten gerudert werden kann, liegt unmittelbar vor erhaltenen Resten der alten Stadtmauer am Oblatterwall und seinem Turm. Die Rundbastei markiert die Nordostspitze der Jakobervorstadt. Auf der gegenüberliegenden Seite verläuft die erwähnte Kastanienallee. Ein Schutzgeländer trennt den Fußgängerweg an der Straße von der Wasserfläche. Auf einigen Sitzbänken können Spaziergänger bei Bedarf Verschnaufpausen einlegen und den Booten zuschauen. Die Kahnfahrt nutzt das am Vogeltor abzweigende Gewässer des Äußeren Stadtgrabens. Dieses Gewässer vereinigt sich mit dem Inneren Stadtgraben, der vom Vogeltor zum Unteren Graben führt, unterhalb in der Nähe zur Kahnfahrt gelegenen Schwedenstiege.

Falls im Winter die Wasserfläche zufriert und das Eis dick genug ist, sind Schlittschuhlauf oder Eisstockschießen möglich.

Literatur

• Martha Schad: Augsburg kompakt. Augsburg 2009. ISBN 978-3-89639-691-4

Weblinks

 Commons: Augsburger Kahnfahrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Augsburger Kahnfahrt im Augsburg-Wiki
• Kahnfahrt Augsburg: Historische Bilder

Einzelnachweise

1. ↑ Schwabenmedia.de: Kahnfahrt Augsburg, abgefragt am 27. August 2010
2. ↑ Augsburger Stadtlexikon.de: Oblatterwall, abgefragt am 27. August 2010
3. ↑ Jürgen Hillesheim: Augsburger Brecht-Lexikon, Seite 45/46. ISBN 3-8260-1276-3, abgefragt am 27. August 2010

48.3753110.90552

Koordinaten: 48° 22′ 31″ N, 10° 54′ 20″ O