- Caipirinha
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Caipirinha [kajpiˈrĩjɐ/kajpiˈrĩɲɐ] ist ein aus Brasilien stammendes alkoholisches Mischgetränk (Cocktail) aus Cachaça, Limettensaft, Zucker und Eis[1].
Die Bezeichnung Caipirinha ist abgeleitet vom brasilianischen caipira, das Landbewohner bedeutet. Caipirinha (die Verkleinerungsform von caipira) wird neben der Bezeichnung für das Getränk des Caipiras auch abwertend für Hinterwäldler bzw. Landei benutzt.
Der Caipirinha ist ein populärer und weltweit getrunkener Cocktail. Er wird gelegentlich auch – in Anlehnung an die portugiesische weibliche Form (a caipirinha) – als die Caipirinha bezeichnet. Im deutschen Sprachraum ist auch die Kurzbezeichnung Caipi verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Zutaten
- Cachaça: Zuckerrohrschnaps wird in Brasilien in allen Varianten – auch in Fässern gealtert – angeboten. Farblos ist der junge, gerade destillierte Schnaps, während die Gelb- oder Goldfärbungen auf einen Alterungsprozess hinweisen. Die Verwendung von „Barrique“-Schnäpsen für Caipirinha ist in Brasilien nicht üblich, da Cachaça besserer Qualität nicht in Eichenfässern gelagert wird. Für die Lagerung werden einheimische Hölzer genutzt, die der Cachaça und damit der Caipirinha eine eigene Note verleihen. Cachaça besserer Qualität wird ebenfalls pur angeboten und kann nach dem Essen als Digestif oder vor dem Essen als Aperitif gereicht werden.
- Limetten: Für einen Caipirinha werden in Deutschland meist in Achtel geschnittene Limetten verwendet, während in Brasilien in der Regel Limettenscheiben verwendet werden.
- Eis: In Brasilien werden normal große Eiswürfel verwendet. Dadurch bleibt der Caipirinha länger frisch. Im Gegensatz dazu verwendet die deutsche Barszene meist Crushed Ice. Zerstoßenes Eis weist eine größere Oberfläche auf, wodurch das Eis schneller schmilzt und somit der Cocktail schneller verwässert wird.
- Zucker: In Brasilien wird weißer raffinierter meist fein gemahlener Zucker aus Zuckerrohr verwendet. Die Verwendung von braunem Zucker in Deutschland (und einigen anderen Ländern) ist darauf zurückzuführen, dass der beispielsweise in Europa und Nordamerika gehandelte Rohrzucker meist bräunlich gefärbt und grobkörniger ist. Die Verwendung des in Brasilien üblichen feinen, weißen, raffinierten Zuckers anstelle des in Deutschland verwendeten braunen, relativ schwer löslichen, macht einen wesentlichen Unterschied aus. Dies soll in Europa und Nordamerika dazu dienen, den Geschmack von Zuckerrohr in das Getränk zu bringen, der in den oftmals industriell hergestellten und nicht gelagerten Cachaçasorten nicht enthalten ist.
Zubereitung
Die Eigenart am Caipirinha besteht darin, dass der Fruchtsaft durch Zerstampfen der Limettenstücke im Trinkglas selbst erzeugt wird, die ganze Frucht im Getränk bleibt und der Drink im Glas mit Zucker, Eis und Cachaça komplettiert und umgerührt wird.
- Eine Limette wird gewaschen, klein geschnitten und mittels eines Holzstampfers im Glas selbst ausgepresst. In gehobenen Restaurants und Bars werden die Limetten zumindest teilweise geschält, was dem eigentlichen Sinn des Stampfens widerspricht (siehe Hinweise).
- Dann werden etwa zwei bis drei TL Zucker hinzugegeben. Der Saft aus der Limette sollte den Zucker komplett auflösen.
- Anschließend wird das Glas bis leicht unter den Rand mit Eisstücken gefüllt, wobei kein Splittereis verwendet werden sollte, die Stücke sollten etwas größer sein.
- Zuletzt kommen in das Glas 4-6 cl Cachaça. In Brasilien wird das Glas mit Cachaça aufgefüllt, wodurch in der Regel mehr Cachaça als in Deutschland üblich verwendet wird (siehe Hinweise: Art des Trinkens).
Hinweise
- Limetten:
- Die Limetten werden mit der Schale ins Glas gefüllt und ausgepresst. Problematisch dabei ist, dass auch Terpene (dem Terpentin ähnliche Stoffe) sowie – bei behandelten Schalen – Pestizide aus der Schale gelöst werden und mitgetrunken werden. Daher werden die Früchte von einigen Cocktail-Mixern vor der Verarbeitung (auch heiß) abgewaschen und abgerieben.
- Vor dem Verarbeiten sollten die Enden der Limette mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden, um zu verhindern, dass die Bitterstoffe der Enden das Aroma des Cocktails beeinträchtigen. Aus dem gleichen Grund kann der weiße Mittelstrang entfernt oder die Limette weniger stark ausgequetscht werden.
- Häufig werden die Limetten aus Gründen der Ästhetik geachtelt. Wenn Wert auf das äußere Erscheinungsbild gelegt wird, können die zerstoßenen Limetten entfernt und frische, geachtelte Limetten hinein gegeben werden. Diese werden dann nicht zerstampft.
- Der charakteristische Limettengeschmack entsteht hauptsächlich beim Zerstampfen durch den Austritt ätherischer Öle aus der Schale.
- Trinkhalm: Der Caipirinha in Deutschland wird mit zwei kurzen dicken Trinkhalmen serviert, damit die Trinkhalme nicht durch eventuell nicht ganz gelösten Zucker verstopft werden. In Brasilien wird das Getränk normalerweise ohne Strohhalm serviert.
- Art des Trinkens: In Brasilien ist es durchaus üblich, nicht für jede Person einen eigenen Caipirinha zu bestellen. Stattdessen werden pro Tisch einige wenige Cocktails bestellt, die unter den Anwesenden geteilt und gemeinsam getrunken werden.
- Geschüttelt, nicht gerührt: Um dem Effekt vorzubeugen, dass der Zucker sich nicht ganz löst und am Schluss unästhetisch im Glas zurückbleibt, kann man den Caipirinha schütteln. Diese Methode ist sowohl in Brasilien als auch im gehobenen Segment der Barszene verbreitet. Von einigen wird es aber auch abgelehnt, da mancherorts gerade die einzelnen Zuckerkristalle, die durch den Halm mit eingezogen werden, erwünscht sind.
Varianten
In Anlehnung an den klassischen Caipirinha werden viele weitere Cocktails in einer unzähligen Variantenvielfalt gemixt und angeboten. Diese unterscheiden sich meist dadurch voneinander, dass der Cachaça durch eine andere Spirituose ersetzt wird.
In Brasilien werden solche Mixgetränke meist ebenfalls Caipirinha genannt. Auf der Karte sind dann die verschiedenen Grundlagen für den Cocktail angegeben. Weit verbreitet sind Caipirinhas mit Wodka (Caipiroschka, Caipiroska, Caipirovka, Caipivodka oder Caipirowska genannt), Rum (Caipirissima), Aperol/Campari (Caipirol/Camparinha), Kräuterschnäpsen (Underberg), Steinhäger oder auch Wein. Insbesondere in der brasilianischen Stadt São Paulo wird sehr gerne eine Variante mit japanischem Reiswein (Caipisake) getrunken. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass in São Paulo (vor allem im Quartier Liberdade) die größte japanische Gemeinde außerhalb Japans lebt. Mit nahezu jeder Sorte Schnaps oder anderem Getränk – oder durch Austausch einer der anderen Komponenten (z. B. Caipifruta, das in Brasilien übliche Ersetzen oder Kombinieren der Limetten mit anderen Früchten wie Maracuja, Kiwi, Ananas oder Mango) oder Hinzufügen weiterer – können caipirinhaähnliche alkoholhaltige oder alkoholfreie Cocktails gemixt werden.
Gelegentlich wird das Glas auch mit Ginger Ale aufgefüllt. Diese alkoholfreie Variante des Caipirinha ist als „Caipiginger“, „Fresh Maker“, „Virgin Caipi“ oder „Ipanema“ bekannt. Eine weitere alkoholfreie Variante stellt das Auffüllen mit Red Bull dar („Caipibull“ oder „Virgin Bull“ genannt).
Sonstiges
2008 unterschrieb der brasilianische Landwirtschaftsminister Reinhold Stephanes ein Gesetz, das die Inhalte und Zubereitung eines Caipirinha verbindlich festlegte. Nach Protesten wurde das Gesetz kurz darauf zurückgezogen und von einem Missverständnis gesprochen.
Einzelnachweise
- ↑ http://www6.senado.gov.br/legislacao/ListaPublicacoes.action?id=237488 Brasilianisches Dekret
Siehe auch
Weblinks
Wikibooks: Caipirinha – Lern- und LehrmaterialienCommons: Caipirinha – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorie:- Alkoholhaltiger Cocktail
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