Bhumara

Bhumara

Bhumara (manchmal auch Bhumra oder Bhubara genannt) ist ein nur aus wenigen Häusern und einem gupta-zeitlichen Steintempel bestehender Ort im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Ort und Tempelstätte von Bhumara liegen auf einem weitgehend mit Buschwerk bewachsenen Hügelplateau etwa 12 km westlich der Kleinstadt Unchehra, die auch über einen Regionalbahnhof verfügt. Auch von Nagod aus ist Bhumara per Taxi zu erreichen. Anders als im nur etwa 10 km entfernten Nachna stand der Tempel von Bhumara allein in einer wohl schon immer nur dünn besiedelten Umgebung.

Geschichte

Über die frühere Geschichte des Ortes und des Tempels ist − mangels fehlender schriftlicher Aufzeichnungen − nur wenig bekannt; der Shiva-Tempel wurde offensichtlich gegen Ende des 5. Jahrhunderts erbaut. Irgendwann in mittelalterlicher Zeit wurde er − wahrscheinlich von Menschenhand − stark beschädigt. Erst im Jahr 1920 wurde der Tempel von englischen Archäologen wiederentdeckt. Im Jahre 1979 fanden umfangreiche Restaurierungs- bzw. Rekonstruierungsmaßnahmen statt, durch die sein ursprüngliches Aussehen annähernd wiederhergestellt wurde (Foto siehe Weblink).

Datierung

Der Shiva-Tempel ist weder durch Bauinschriften noch durch schriftliche Urkunden datiert. Trotz deutlicher baulicher Übereinstimmungen mit den frühen Tempeln von Tigawa und Sanchi (Tempel Nr. 17) wird er − wegen des Vorhandenseins einer hohen Plattform und aufgrund des entwickelten Figurenstils − ins späte 5. Jahrhundert (ca. 480) datiert.

Shiva-Tempel

Architektur

Der Shiva-Tempel von Bhumara steht auf einer etwa 1,40 m hohen Plattform (jagati), die in ihren Ausmaßen derjenigen der beiden Tempel in Nachna vergleichbar ist. Die quadratische und im Außeren etwa 3,30 m breite Cella (garbagriha) des Tempels war jedoch flachgedeckt und eine von Säulen getragene offene Vorhalle (mandapa) war ihr vorgesetzt, so dass der ursprüngliche Eindruck den Tempelbauten von Tigawa und Sanchi vergleichbar war. Zu beiden Seiten der Aufgangstreppe liegen zwei Fundamentstrukturen, die auf das Vorhandensein zweier kleinerer Begleitschreine schließen lassen.

Bhumara - Shiva-Tempel; geschmücktes Shiva-Bildnis auf dem Lingam (5. Jh.)

Bauschmuck

Das Portalgewände ist mehrfach abgestuft; alle Teile sind reich mit Figurenreliefs (Ganga und Yamuna sowie in getrennten Feldern befindlichen männlichen und weiblichen Gestalten) und Ornamenten geschückt. Der Türsturz (Lintel) ist optisch verbreitert und präsentiert eine große Shiva-Büste, die in ihrer Ausführung derjenigen auf dem Lingam durchaus vergleichbar ist; seitlich befinden sich himmlische Liebespaare (mithunas). Auch einige mit vegetabilischen Motiven und Ganas verzierte Teile eines Dekorfrieses sind erhalten.

Shiva-Lingam

Die bedeutendste Sehenswürdigkeit von Bhumara ist ein Shiva-Lingam mit einer Büste des Gottes, die beinahe die komplette Höhe des Lingams einnimmt. Das jugendlich wirkende Antlitz mit seinen geöffneten Augen strahlt Ruhe aus; auf der Stirn Shivas ist ein drittes Auge zu sehen, das als Zeichen der Erkenntnis und der Weisheit gilt, mit dem er aber auch seine Gegner zu Asche verbrennen kann[1].

Die langen Haarflechten des als 'Mondbekränzter' (chandrashekar) dargestellten Gottes sind zu einer überaus reich geschmückten Flechtenkrone hochgesteckt und werden von einem juwelenbesetzten Diadem gehalten; den Abschluss bildet eine Mondsichel, die er beim Quirlen des Milchozeans empfing[2]. Einige lockere Haarsträhnen hängen seitlich des Kopfes bis auf die Schultern herunter und schmiegen sich seitlich an den Lingam an. Der mit Geschmeide behängte Hals Shivas ist − wie auch bei vielen Buddha-Bildnissen üblich − in Form dreier Ringe gestaltet.

Der wohl noch im ausgehenden 5. Jahrhundert entstandene Lingam ist außergewöhnlich gut erhalten; nur die Nase des Gottes wurde in späterer Zeit wahrscheinlich von Menschenhand abgeschlagen.

Bedeutung

Der Gupta-Tempel von Bhumara gehört zu den wenigen erhaltenen bzw. rekonstruierten Bauten aus dieser Zeit. Die Bildnisse Shivas auf dem Lingam und im Türsturz sind von außergewöhnlicher handwerklicher Perfektion und künstlerischer Ausdrucksstärke.

Umgebung

Unweit des Tempels steht ein ins ausgehende 5. oder beginnende 6. Jahrhundert datierter Pfeiler (thari pathar); er enthält eine Inschrift, die das Herrschaftgebiet zweier Maharajas abgrenzt. Die wichtige archäologische Stätte von Nachna liegt etwa 10 km entfernt.

Siehe auch

Literatur

  • R. D. Banerji: The Temple of Siva at Bhumara. Memoirs of the Archeological Survey of India No 16. New Delhi 1998
  • Michael W. Meister u. a. (Hrsg.): Encyclopaedia of Indian Temple Architecture. North India – Foundations of North Indian Style. Princeton University Press, Princeton 1988; S. 40ff ISBN 0-691-04053-2

Einzelnachweise

  1. Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik. DuMont, Köln 1986, S. 112 ISBN 3-7701-1347-0
  2. Anneliese und Peter Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus. Die indische Götterwelt und ihre Symbolik. DuMont, Köln 1986, S. 139 ISBN 3-7701-1347-0

Weblinks

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