Bielefelder Schreiblabor

Bielefelder Schreiblabor

Das Bielefelder Schreiblabor ist eine fachübergreifend angesiedelte Beratungsstelle zum wissenschaftlichen Schreiben (genannt "Schreibzentrum") an der Universität Bielefeld. Andrea Frank gründete es 1993 als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland.[1][2][3]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Idee, in Bielefeld ein Schreiblabor einzurichten, entstand mit Blick auf die Tradition der US-amerikanischen Writing Centers. Das Schreiblabor begann seine Arbeit mit einem offenen Schreib-Beratungsangebot für Studierende und Doktorand/innen. Auf Basis der Beratungserfahrungen und unter Zuhilfenahme einschlägiger Literatur aus dem US-amerikanischen Kontext wurden in den ersten Jahren des Bielefelder Schreiblabors Workshop-Konzepte entwickelt und in der Folge immer weiter an die Bedürfnisse von Menschen angepasst, die wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten schreiben.

Seit 2001 nutzt die Universität Bielefeld die im Schreiblabor entwickelten Konzepte zur Weiterentwicklung der Lehre in den Studiengängen. Seitdem gibt es den Schwerpunkt "Schreiben in den Fächern". Das Schreiblabor trägt seit dem Jahr 2004 im Arbeitsbereich Lehren & Lernen zur Entwicklung neuer Fort- und Weiterbildungskonzepte für Hochschullehre bei. Das Schreiblabor kooperiert z. B. in der European Association for the Teaching of Academic Writing (EATAW) mit anderen Initiativen, Projekten und Hochschuleinrichtungen, die das Schreiben in der Hochschullehre zum Gegenstand von Forschung und Entwicklung machen. Im Jahr 2008 wurde im Schreiblabor die studentische Schreibberatung skript.um gegründet.

Ansatz

Zentral für die Workshops und Seminare des Bielefelder Schreiblabors sind der prozessorientierte Ansatz, d.h. der Blick auf die zahlreichen kognitiven und handwerklichen Schritte, die beim Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit anfallen, und das Wissen darum, dass die Strategien, diese Schritte zu bewältigen, individuell und je nach Kontext variieren. Wichtige Anregungen für Konzept und Ansatz stammen von Otto Kruse, der mit seinem Buch "Keine Angst vor dem leeren Blatt" (1993) die Basis für eine prozessorientierte Schreibdidaktik im deutschsprachigen Raum gelegt hat, und von Gabriela Ruhmann, die das Schreiblabor in der Aufbauphase von 1993 bis 1997 maßgeblich geprägt hat. Wichtige Bausteine im Konzept des Schreiblabors stammen von den dänischen Schreibdidaktikern Lotte Rienecker und Peter Stray Jorgensen, die das Schreibzentrum an der Universität Kopenhagen aufgebaut haben. Der konzeptionelle Ansatz des Schreiblabors zur Entwicklung schreibintensiver Lehre in den Fächern verdankt der Arbeit von Katherine Gottschalk und Keith Hjortshoj im John S. Knight Institute for Writing in the Disciplines an der US-amerikanischen Cornell University viel.

Literatur

  • Furchner, Ingrid; Großmaß, Ruth; Ruhmann, Gabriela (1999): Schreibberatung oder Studienberatung? Zwei Einrichtungen, zwei Zugangsweisen. In: Kruse, Otto; Jakobs, Eva-Maria; Ruhmann, Gabriela (Hrsg.): Schlüsselkompetenz Schreiben. Konzepte, Methoden, Projekte für Schreibberatung und Schreibdidaktik an der Hochschule. Bielefeld: UniversitätsVerlagWebler. S. 37-59.
  • Furchner, Ingrid; Ruhmann, Gabriela; Tente, Christina (1999): Von der Schreibberatung für Studierende zur Lehrberatung für Dozenten. In: Kruse, Otto; Jakobs, Eva-Maria; Ruhmann, Gabriela (Hrsg.): Schlüsselkompetenz Schreiben. Konzepte, Methoden, Projekte für Schreibberatung und Schreibdidaktik an der Hochschule. Bielefeld: UniversitätsVerlagWebler. S. 61-71.
  • Frank, Andrea; Haacke, Stefanie; Tente, Christina (2003): Contacts - Conflicts - Cooperation. A Report from the Writing Lab of Bielefeld University. In: Björk, Lennart; Bräuer, Gerd; Rienecker, Lotte; Jörgensen, Peter Stray (Hrsg.): Teaching Academic Writing in European Higher Education. Dordrecht: Kluwer Academic Publishers. S. 165-174.
  • Haacke, Stefanie; Frank, Andrea (2006): Typisch deutsch? Vom Schweigen über das Schreiben. In: Kissling, Walter; Perko, Gudrun (Hrsg.): Wissenschaftliches Schreiben in der Hochschullehre. Reflexionen, Desiderate, Konzepte. Innsbruck: StudienVerlag. S.35-44.
  • Lahm, Swantje (2010): Lehrend in die Wissenschaft. Die Qualifizierung von Doktorand/innen für schreibintensive Lehre am John S. Knight Institute for Writing in the Disciplines, Cornell University, USA, In: Das Hochschulwesen 1/2010, S. 21 – 27.
  • Frank, Andrea; Haacke, Stefanie; Lahm, Swantje (2007): Schreiben in Studium und Beruf. Stuttgart: Metzler.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Übersicht der Ruhr-Universität Bochum
  2. Daniela Liebscher. Review of Boeglin, Martha, Wissenschaftlich arbeiten Schritt für Schritt: Gelassen und effektiv studieren and Frank, Andrea; Haacke, Stefanie; Lahm, Swantje, Schlüsselkompetenzen: Schreiben in Studium und Beruf and Kolmer, Lothar; Rob-Santer, Carmen, Geschichte schreiben: Von der Seminar- zur Doktorarbeit and Schmale, Wolfgang, Schreib-Guide Geschichte: Schritt für Schritt wissenschaftliches Schreiben lernen and Sommer, Roy, Schreibkompetenzen: Erfolgreich wissenschaftlich schreiben and Wolfsberger, Judith, Frei geschrieben: Mut, Freiheit und Strategie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten. H-Soz-u-Kult, H-Net Reviews. May, 2008.
  3. Intro zu einem Interview im Deutschlandfunk vom 28. Oktober 2008

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