Julie Bikle

Julie Bikle

Julie Bikle (* 1871 in Luzern; † 1962 in Winterthur) war eine deutsch (bis 1916)-schweizerische Unternehmerin, Gründerin der privaten «Ermittlungsstelle für Vermisste, Winterthur» im 1. Weltkrieg und Leiterin der «Schweizer Fürsorge für deutsche Kinder» in der Ostschweiz. Sie wurde 1935 sowie in den beiden darauffolgenden Jahren für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen, jedoch ohne Erfolg.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Bis zum ersten Weltkrieg

Julie Bikle wurde 1871 in Luzern als Tochter von deutschen Eltern mit hugenottischen Wurzeln geboren. 1888 wurde die Familie mit Julie zusammen in die Schweiz eingebürgert. Um 1900 verzichtete sie auf ein Studium und übernahm dafür auf Wunsch ihres todkranken Vaters das Familiengeschäft, dass im internationalen Handel mit Furnierholz tätig war.

Gründung der «Ermittlungsstelle für Vermisste, Winterthur»

Mit dem 1. Weltkrieg wurden den Geschäftsschreiben immer mehr private Hilfsgesuche für vermisste Personen angehängt. Im August 1914 kam sie so auf die Idee eine Ermittlungsstelle zu gründen um nach diesen Leuten zu suchen. Diese Stelle wurde von 2 bis 6 Mitarbeiterinnen, grösstenteils Frauen und Töchter aus besseren Hause in Winterthur, betrieben. Diese Ermittlungsstelle hat sie bis 1919 aus eigenen Mitteln aufrechterhalten und während dieser Zeit von 3406 gesuchten gemeldeten Vermissten 850 wieder ausfindig machen können, also gut einen Viertel aller Gesuche. Als besondere Anerkennung ihres Erfolges kann man gelten lassen, dass die postalische Kommunikation der auf See gefangenen deutschen Soldaten der brasilischen Regierung über die die Ermittlungsstelle zu erfolgen hätte. Zum Erfolg der Ermittlungsstelle trug auch ihre konzequent eingehaltene Neutralität ein, der sie auch den Gefangenen und deren Familien, die Gesuche stellten, abverlangte. Während der ganzen Zeit führte sie auch weiterhin das Familiengeschäft weiter.

Mitwirken bei der «Schweizer Fürsorge für deutsche Kinder»

Schon während dem Krieg begann sie sich in der Organisation «Schweizer Fürsorge für deutsche Kinder» mitzuwirken, unter anderem auch darum, da sie in die Kinder die Hoffnung setze, das nicht ein neuer Krieg entfacht wurde. Über 30'000 kranke und an Hunger leidende Kinder aus Deutschland und Deutsch-Österreich wurden, vor allem in der Zwischenkriegszeit, in der Ostschweiz platziert und erhielten dort einen mehrwöchigen Erholungsurlaub. Die erfolgte im Auftrag des Schweizer Bundesrat und des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes.

Vorschlag für den Friedensnobelpreis

Nachdem es mehrere Jahre lang ruhig um sie geworden rückte sie schliesslich die Nomination zum Friedensnobelpreis durch Schweizer Frauenorganisationen, vertreten durch den Schweizer SP-Parlamentarier Otto Pfister, zurück ins Rampenlicht. In den zwei darauffolgenden Jahren wurde sie ebenfalls erfolglos erneut nominiert.[1]

Der 2. Weltkrieg

Über ihre Aktivitäten im Zweiten Weltkrieg ist weniger überliefert, sie engagierte sich jedoch auch weiterhin für die Kriegsopfer. Jedoch sind aus dieser Zeit von ihr verfasste Briefe bekannt, wobei sie den einen direkt an Adolf Hitler richtete, in denen sie ein Ende des Unrechts forderte. Verständlicherweise blieb der Brief unbeantwortet. Sie starb schliesslich im Alter von 90 bzw. 91 Jahren in Winterthur. 2008 wurde in Winterthur im Quartier Dättnau eine neu erbaute Strasse nach ihr benannt.

Werke

Bikle, Julie: Wie suchen wir die Vermissten - 1916

Einzelnachweise

  1. Einträge in der Nominationsdatenbank des Friedensnobelpreises.

Weblinks


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