Birmit

Birmit
Ungefähre Position des Fundgebietes in der Provinz Kachin in Myanmar.

Birmit ist die Bezeichnung für ein fossiles Harz vermutlich eozänen Alters[1]. Andere Bezeichnungen für diese Bernsteinvariation sind Burmit, Burma-Bernstein, Birma-Bernstein. In seiner Erstbeschreibung verwendet Otto Helm[2] die Bezeichnung Birmit.

Inhaltsverzeichnis

Fundgebiet

Die verschiedenen Bezeichnungen für dieses fossile Harz gehen auf sein Fundgebiet in Myanmar (früher je nach Sprachraum als Burma oder Birma bezeichnet) zurück. Die Funde stammen aus der Gegend von Mogaung und dem Hukong-Tal in der im Norden des Landes gelegenen Provinz Kachin, neuerdings auch aus den dieses Tal bildenden Höhenzügen.

Merkmale des Birmits

In der Beschreibung von Otto Helm heißt es u.a.: "Birmit [unterscheidet] sich von Succinit, dem eigentlichen Ostseebernstein, und von Rumänit [...] durch den Mangel an Bernsteinsäure. Von den anderen [...] Harzen aus der Gruppe der Retinalithe unterscheidet sich Birmit durch seine feste derbe Beschaffenheit, [...] durch seine chemischen Bestandtheile, seine oft lebhaften Farbentöne und seine [bläuliche] Fluoreszenz [...]"[2]. Daneben wurde an einigen, meist burgunderroten Stücken eine grüne Fluoreszenz beobachtet[3]. Die von Helm untersuchten Stücken setzten sich aus Kohlenstoff (80%), Wasserstoff (11,5%), Sauerstoff (8,4%) und Spuren von Schwefel zusammen.

Die Mohs'sche Härte von Birmit liegt mit 2,5 bis 3,0 etwas über der Härte des Succinits.[4] Die Angaben über den Gehalt an Bernsteinsäure gehen indes auseinander.

Die Farben des Birmits reichen von dunkelbraun über rot bis klar weingelb[2].

Gewinnung und Verwendung des Birmits

Das fossile Harz wird schon seit Jahrhunderten gefördert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren einige hundert kleine Minen in Betrieb, aus denen aber nur verhältnismäßig kleine Mengen gewonnen werden konnten. In der Zeit von 1897 bis 1930 wurden insgesamt lediglich rund 40 Tonnen Birmit gefördert[5]. Im Jahre 1924 soll die Förderung mit rund 4,5 Tonnen ihren höchsten Stand erreicht haben[4]. Andererseits sind offenbar sehr große Stücke durchaus nicht selten gewesen. In einem Bericht des Paläontologen Fritz Noetling aus dem Jahre 1891 ist von mehr als kopfgroßen Stücken die Rede[2]. Im Britischen Museum London befindet sich ein tiefrotes, transparentes, 15 kg schweres Stück[1]. Nach der Machtergreifung durch das Militär im Jahre 1962 kam die Bernsteinförderung praktisch zum Erliegen. Um das Jahr 2003 wurde die Förderung wieder aufgenommen. Der Abbau erfolgt durch eine kanadische Gesellschaft in den das Hukongtal umgebenden Höhenzügen, wo das fossile Harz in nur geringer Tiefe liegt und im Tagebau gefördert wird.[6].

Das Material lässt sich gut verarbeiten. Im 19. Jahrhundert befand sich in Mandalay, bis 1885 Hauptstadt des Königreiches Birma, eine blühende Bernsteinindustrie. Hauptsächlich wurden Perlen, Ohrpflöckchen und Zigarrenspitzen produziert[4]. Bevor Baltischer Bernstein in China wegen seiner leichteren Bearbeitbarkeit in die Manufakturen gelangte, wurden dort bereits seit dem 18. Jahrhundert wunderbare Buddha-Figuren und Tiergestalten sowie Halsketten für Mandarine aus Burmesischem Bernstein gefertigt[7]. Die vermutlich weltweit größte und bedeutendste Sammlung von Birmit-Artefakten befindet sich im American Museum of Natural History, New York. Es handelt sich um die aus mehr als 1.800 Objekten bestehende Sammlung von Isaac Drummond, die das Museum im Jahre 1933 aus dessen Nachlass übernahm[8].

Inklusen

Die einzige in der Zeit des britischen Protektorats in Birma angelegte Sammlung organischer Einschlüsse wurde in den 20er Jahre des 20. Jahrhunderts vom Naturhistorischen Museum London erworben. In jüngerer Zeit wurden vom Naturhistorischen Museum New York sowie von einigen Privatleuten bedeutende Sammlungen angelegt. Das Alter der Lagerstätte wurde anhand der Fossilien dieses Bernsteins erst kürzlich als oberkreidezeitlich ermittelt, nachdem lange Zeit aufgrund der Begleitfauna der Formation, aus der das fossile Harz geborgen wird, eozänes Alter angenommen wurde. Inzwischen sind mehr als 150 Insektenfamilien in Burmesischem Bernstein nachgewiesen, darunter die älteste bekannte Bienenart. Weitere organische Inklusen in Burmesischem Bernstein sind Vogelfedern, Eidechsenreste, Würmer, Schlangen, Stummelfüßer, Skorpione, Spinnen, Pseudoskorpione, Milben, Zecken, Hundertfüßer und Tausendfüßer. Von Interesses sind ferner konusförmige Vertiefungen in dem fossilen Harz, die als Grabgänge von Muscheln gedeutet werden, die diese im Bernstein angelegt haben, nachdem dieser bereits ausgehärtet war und sich im Wasser abgelagert hatte. Im Körperinneren einer Sandfliege und einer Stechmücke wurde Blut gefunden und in diesem Blut eine Mikrobe der Gattung Leishmania, die als Krankheitserreger bekannt ist.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b B. und G. Krumbiegel: Bernstein - Fossile Harze aus aller Welt. Sonderband 7, Fossilien, Weinstadt 1994, ISBN 3-926129-16-6.
  2. a b c d O. Helm: Mittheilungen über Bernstein. XVI. Ueber Birmit, ein in Oberbirma vorkommendes fossiles Harz. In: Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, Neue Folge, 8. Band, 3. und 4. Heft, Danzig 1894, S. 63-66.
  3. P. Dahms: Mineralogische Untersuchungen über Bernstein. In: Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge, 8. Band, 3. und 4. Heft, Danzig 1894, S. 97-114.
  4. a b c K. Andrée: Der Bernstein und seine Bedeutung in Natur- und Geisteswissenschaften, Kunst und Kunstgewerbe, Technik, Industrie und Handel. Königsberg 1937
  5. B. Kosmowska-Ceranowicz: Amber deposits: geology, resources, modern extraction methods. In Amber – Views – Opinions.Warschau 2006. S. 9-13.
  6. [1] Wiederaufnahme der Förderung (englisch)
  7. B. Kosmowska-Ceranowicz: New data on deposits of amber and other fossil resins. In: Amber – Views Opinions. Warschau 2006, S. 43-45.
  8. David A. Grimaldi: Amber - Window to the Past. New York 1996, ISBN 0-8109-1966-4.
  9. A. Ross: Amber -The Natural Time Capsule. London 2009, ISBN 978-0-565-09258-0.

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