- Otto Helm
-
Otto Helm (* 21. Februar 1826 in Stolp; † 24. März 1902 in Danzig) war ein deutscher Forscher.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach seinem Abschluss an der Höheren Schule von Słupsk studierte er in Königsberg Pharmazie. In der Zeit von 1854 bis 1874 führte er eine Apotheke in Gdańsk und war mehrere Jahre Ratsmitglied der Stadt. 1892 wurde er Mitglied des Ausschusses des Westpreußischen Provinzial-Museums in Danzig. Seit 1865 war er bereits in der Naturforschenden Gesellschaft Danzig tätig und gehörte dem Westpreußischen Botanisch-Zoologischen Verein an. Helm verfasste zahlreiche Schriften, in denen er Themen aus den Bereichen Chemie, Geschichte des Bernsteins und Geschichte der Pharmazie aufgriff.
Helms Bernsteinforschung
Helm ist vor allem durch seine Bernsteinforschung bekannt geworden. Er trug eine bemerkenswerte Bernsteinsammlung von mehr als 5.000 Stücken mit organischen Einschlüssen zusammen, die nach seinem Tode dem Westpreussischen Provinzial Museum in Danzig zufiel. In der Zeit zwischen 1877 und 1902 veröffentlichte er eine große Anzahl von Schriften über die chemischen und physikalischen Merkmale von Bernstein und anderer fossiler Harze. Aus dieser Zeit stammen seine Erstbeschreibungen von Gedanit, Glessit, Rumänit, Burmit und anderer fossiler Harze. Einige Proben des von ihm untersuchten Bernsteins befinden sich seit 1997 im Archäologischen Museum der Stadt Danzig (Muzeum Historyczne Miasta Gdańska)[1].
Aufgrund seiner hohen Reputation auf diesem Gebiet wurde ihm von Heinrich Schliemann die Analyse der 1876 in Mykene gemachten Bernsteinfunde anvertraut. Schliemann fand in den prächtig ausgestatteten Schachtgräbern in der Zitadelle von Mykene eine außergewöhnliche Menge Artefakte, in denen Bernstein verarbeitet worden war. Helms Aufgabe bestand darin, die Herkunft des Bernsteins zu ergründen. Otto Helm nutzte hierzu die Methode der Trockendestillation, die bei der Anwendung auf Bernstein die folgenden drei Bestandteile hervorbringt: 1. Kristalline Bernsteinsäure, 2. Flüssiges Bernsteinöl und 3. Festes Kolophonium. Dabei fand er heraus, dass der Bernstein aus Mykene seinen Ursprung im Ostseeraum hatte – er enthielt mehr als 3 % Bernsteinsäure. Nach einer von Helm selbst aufgestellten These enthält Baltischer Bernstein stets einen Anteil von 3 % bis 8 % Bernsteinsäure, während der Gehalt an Bernsteinsäure in anderen fossilen Harzen immer unter 3 % liegt oder sich in den Harzen gar keine Bernsteinsäure befindet.
Nach dieser von Helm vorgenommenen Klassifizierung war der Gehalt an Bernsteinsäure über lange Zeit das einzige Kriterium, anhand dessen die botanische bzw. regionale Herkunft von Bernstein ermittelt wurde. Mit dem Auffinden weiterer Bernsteinvorkommen in den letzten Jahrzehnten und modernen Untersuchungsmethoden konnte indes nachgewiesen werden, dass auch Bernstein aus anderen Regionen und wahrscheinlich auch unterschiedlicher botanischer Herkunft Bernsteinsäure enthalten kann. Helms Methode zur Bestimmung der Herkunft fossiler Harze wurde daraufhin aufgegeben.
Neben den Artefakten aus Mykene hat Helms auch zahlreiche Bernsteinfunde aus archäologischen Ausgrabungen in Italien untersucht und nicht zuletzt hierdurch die Diskussion über die Handelswege des Bernsteins in der Antike neu entfacht.
Schriften von Otto Helm (Auswahl)
- Otto Helm: Mitteilungen über Bernstein. [diverse unterbetitelte Aufsätze]. In: Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig, 1878-1882.
Literatur über Otto Helm (Auswahl)
- Izabela Gregorczuk-Stasiak: Otto Helms - Researcher of amber from the shaft graves at Mycenae. In: Bursztynisko. Band 31, Danzig 2008. (Zugleich Hauptquelle dieses Beitrages)
- George F. Black: Amber an its origin. In: The American Mineralogist. Band 10, 1919, S. 130-131.
- A. Harding, H. Hughes-Brock: Amber in the Mycenaean World. In: The Annual of the British School at Athens. Band 69, 1974, S. 145–172.
- H. Schliemann: Mycènes. Paris 1897.
Einzelnachweise
- ↑ B.Kosmowska-Ceranowicz: The history and present possibilities of establishing an amber collection in Gdańsk. In Amber - views - opinions. Danzig, Warschau 2006 (Erstveröffentlichung des Beitrages 1998).
Wikimedia Foundation.