Jaroslava Blažková

Jaroslava Blažková

Jaroslava Blažková (* 15. November 1933 in Velké Meziříčí, Tschechoslowakei) ist eine slowakische Journalistin und Schriftstellerin, die seit 1968 (Einmarsch der Sowjetunion in die CSSR) in Kanada lebt. Sie schreibt sowohl für Erwachsene wie für Kinder. Werke von ihr wurden bislang in 13 Sprachen übersetzt; zwei Bücher sind auch verfilmt worden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nach dem Gymnasium in Bratislava nimmt Blažková ein Fernstudium an der Philosophischen Fakultät der Comenius Universität auf, das sie 1954 abbricht. Sie hat bereits als 17jährige mit dem professionellen Schreiben begonnen, unter anderem für den Rundfunk. Als Redakteurin der Zeitung Smena (seit 1954) wird sie 1956 aus politischen Gründen entlassen. Sie ernährt sich (in Bratislava) zunächst als Arbeiterin im Gartenbau, ab 1959 als freiberufliche Journalistin und Schriftstellerin. Seit den frühen 60er Jahren zählt sie zu den Stammautoren des Magazins Mladá Tvorba (Junges Schreiben), das eine führende Rolle bei der Überwindung der Zeit des Personenkultes und der Realitätsverleugnung spielt. Aufsehen erregt sie 1961 mit ihrem Debütband Nylonmond, der den „hemmungslosen Individualismus der jungen Generation“ rechtfertigt, ohne ihm „ein gleichgewichtiges Gegenbild gesellschaftlicher Verantwortung entgegenzusetzen“.[2] Blažkovás expressive, mit Slang und Ironie durchsetzte Sprache verschmäht das herkömmliche Pathos; ihre Heldinnen pochen auf Selbstbestimmung. Ihre Bücher für Kinder zeichnen sich durch Humor, Einfallsreichtum und die lebhafte Sprache von Kindern aus; sie wecken Phantasie und Erkenntnisdrang zugleich.[3] Blažkovás vielversprechende literarische Karriere endet 1968 mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes; sie geht nach Toronto in Kanada. In ihrer Heimat wird sie nun totgeschwiegen; die Sprache ihres Exils beherrscht sie kaum. Es folgen lange Jahre der Depression, in denen sie unproduktiv bleibt. 1978 bis 1989 arbeitet sie für den Exilverlag 68 Publishers. 1988 zieht sie nach Guelph in der kanadischen Provinz Ontario um. Eine tiefgreifendere Wende – durch die sie dem „Laster des Schreibens"[4] treu bleiben kann – wird ab 1989 vom Ende des „Kalten Krieges“ bewirkt. Sie erlebt Wiederauflagen und schreibt auch neue Bücher. Der prominente Kritiker Ondrej Sliacky nennt sie „eine Legende der modernen slowakischen Prosa“.[5] In jüngerer Zeit widmet sie sich vordringlich der Pflege ihres kranken Ehemanns. Sie veröffentlicht einen Band mit Erinnerungen.

Werke

Für Erwachsene

  • Nylonový mesiac, Erzählungen, 1961, dts. Nylonmond, Wien/Berlin 1962
  • Jahniatko a grandi, Erzählungen, 1964
  • Poviedka plná sniehu, 1964
  • Môj skvelý brat Robinson (Mein prima Bruder Robinson), Roman, 1968
  • ... ako z gratulačnej karty (Glückwunschkarten), Erzählungen, 1997
  • Svadba v Káne Galilejskej (Die Hochzeit zu Kanaan in Galiläa), Erzählungen, 2001
  • Happyendy, Roman in Briefen, 2005

Für Kinder und Jugendliche

  • Tóno, ja a mravce, Fibel, 1961
  • Ostrov kapitána Hašašara, Fibel, 1962, dts. Mein Freund ist Käpt'n Haschaschar, Stuttgart 1965
  • Ohňostroj pre deduška, Komisches, 1962, dts. „Ein Feuerwerk für den Großvater, Stuttgart 1964, Berlin 1966, Ravensburg 1967
  • Daduška a jarabáč, Bilderbuch, 1964
  • Jako si mačky kúpili televízor, Märchen, 1967, dts. „Wie sich die Katzen einen Fernsehapparat kauften, Berlin 1967, Zwei Kätzchen und ein Fernsehapparat, München 1967
  • Rozprávky z červenej ponožky (Märchen aus dem Roten Strumpf), 1969/2002
  • Minka a pyžaminka, 2003
  • Traja nebojsovia a duch Miguel, 2003

Literatur

  • J. Mišianik u.a.: Dejiny slovenskej literatúry, Preßburg 1962
  • P. Stevček: Nová slovenská literatura, Prag 1964
  • M. Tomčik: Slovenská literatúra 20. storočia, Prag 1966

Auszeichnungen

  • 1961 Preis des Verlags Slovenský spisovateľ für die beste Prosa des Jahres für Nylonmond
  • 1963 Fraňo Kráľ Preis für die beste Kinder- und Jugendprosa für Ein Feuerwerk für Großväterchen
  • 1964 UNESCO Preis: Ehrendiplom H. Chr. Andersen für Ein Feuerwerk für Großväterchen
  • 1968 Preis des Verlags Mladé letá für die beste Prosa des Jahres für das Buch Mein prima Bruder Robinson
  • 1969 Preis des Verlags Mladé letá für sprachliche Meisterschaft in der Kinderliteratur für Märchen aus dem roten Strumpf
  • 1999 Preis des Kinderkulturzentrums Bibiana Trojruža für das literarische Lebenswerk für Kinder
  • 2005 SME Readers Prize

Einzelnachweise

  1. Laut Belletrista, 2008, abgerufen am 15. Februar 2011
  2. Kindlers Neues Literatur Lexikon, München 1988
  3. Laut litcentrum, abgerufen am 15. Februar 2011
  4. Ebenfalls litcentrum, abgerufen am 15. Februar 2011
  5. Belletrista, 2008, abgerufen am 15. Februar 2011

Weblinks


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